Youssoufa Moukoko zählt zu der Rechnung, die Edin Terzic am vergangenen Donnerstag auf der Pressekonferenz von Borussia Dortmund aufmachte. Der BVB-Trainer wurde auf die aktuelle Transferperiode angesprochen, die in Fankreisen teils als zurückhaltend bewertet werde.
Terzic zählte auf, dass man im vergangenen Sommer sechs neue Spieler holte, im Winter noch einmal zwei und nun bislang drei. Zusammen mit den sechs Akteuren, die im Saisonverlauf 2022/23 ihre Arbeitspapiere verlängerten, haben somit 17 Profis innerhalb eines Jahres ihre Unterschrift unter einen Vertrag beim BVB gesetzt.
Bei niemandem jedoch war der Poker so zäh wie bei Moukoko, was bereits als erstes Indiz gelten kann, wie sensibel diese Personalie ist. Nach wochenlangen Verhandlungen und noch länger andauernden Spekulationen war im Januar klar: Der Stürmer bleibt dem BVB bis 2026 erhalten, knackige Gehaltserhöhung inklusive.
Ketzerisch könnte man meinen: Seitdem ging es für Moukoko bergab. Das lässt sich aber auch belegen, zum Beispiel statistisch: Nach der Rückkehr von Sébastien Haller kam der 18-Jährige nur noch auf zwei Startelfeinsätze - das waren allerdings die beiden ersten Partien im Jahr 2023. Seitdem gelangen Moukoko lediglich noch zwei Pflichtspieltreffer.
BVB: Youssoufa Moukoko hatte in der Hinrunde geliefert
Dazu schlug mal wieder das Verletzungspech zu: Moukoko riss sich im Februar das Syndesmoseband an und nachdem er nach Saisonende bei der U21-EM im Auftaktspiel einen Elfmeter verschossen hatte, bremsten ihn muskuläre Probleme im hinteren linken Oberschenkel aus. Das ist definitiv ein Problemfeld, das Moukoko noch nicht in den Griff bekommen hat. 35 BVB-Pflichtspiele hat er in den vergangenen drei Spielzeiten verletzt verpasst - gerade in diesem jungen Alter eine Menge Holz.
Für die fünf trostlosen A-Länderspiele in diesem Jahr bekam Moukoko auch keine Einladung mehr, nachdem er sich in der vergangenen Hinrunde noch zur WM in Katar geschossen hatte. Genau hier steckt letztlich auch der Knackpunkt: Damals, als Haller mit der Diagnose Hodenkrebs ausfiel, durfte und musste Moukoko für die Dortmunder ran.
Auch wenn die vergangene Hinrunde mehr als ernüchternd für die Borussia verlief und auf einem enttäuschenden sechsten Platz endete - Moukoko hatte durchaus geliefert. Und zwar mehr als beachtlich: Nach dem 13. Bundesligaspieltag war er bereits an zehn Toren beteiligt. Selbst nach Saisonende stand Moukoko in einer Statistik ganz oben: Seine sieben Saisontore übertraf kein Spieler seiner Altersklasse in den Top-5-Ligen Europas.
BVB: Aussage zu Youssoufa Moukoko steht auf dem Prüfstand
Man darf bei der Bewertung von Moukoko auch nicht vergessen: Mit bald 19 Jahren spielt er aktuell seine bereits vierte Profisaison, Dortmund bescherte ihm in dieser Zeit auch schon drei verschiedene Trainer. In bislang 74 Pflichtspielen gelangen ihm 21 Torbeteiligungen - und das bei einer durchschnittlichen Spielzeit von 33 Minuten. Lediglich 19-mal durfte er von Beginn an ran, 23-mal stand Moukoko ohne Einsatz im Kader. Für die deutsche U21 traf er in sechs Spielen sechsmal.
Das sind eindeutig starke Werte, die Moukokos großes Potenzial und seine Torgefährlichkeit unterstreichen. Kein Wunder also, dass Coach Terzic auch zuletzt wieder das sagte, was er immer sagt, wenn er auf die Entwicklung und Perspektiven des Angreifers angesprochen wird: "Das Vertrauen von seiner Seite ist groß und das Vertrauen von unserer Seite ist riesig."
Allerdings wird diese Aussage in der laufenden Saison mehr denn je zuvor auf dem Prüfstand stehen. Es ist verbrieft, dass sich der BVB derzeit nach einem weiteren Angreifer umsieht. Der sollte idealerweise groß gewachsen sein, auch etwas zurückgezogen agieren können, ein anderes Profil als Haller und Moukoko mitbringen und damit einverstanden sein, nach Hallers Rückkehr vom Afrika Cup zu Beginn des kommenden Jahres ins zweite Glied zu rücken - ohne dazu noch Moukokos Perspektive zu verbauen. Wenige Tage vor Schließung des Transferfensters eine überaus anspruchsvolle Suche.
BVB: Youssoufa Moukoko muss den nächsten Schritt machen
Zur Wahrheit gehört dabei auch, dass man innerhalb des Klubs wohl eher zweifelt, ob Moukoko bei Hallers Abwesenheit ein geeigneter Ersatz in dieser brisanten Saisonphase ist. Insofern ist schon etwas dran an der Vielzahl der momentanen Berichte über Moukoko, die auffällig oft das Wort "Scheideweg" benutzen.
Es steht fest, dass er in dieser Saison einen nächsten Schritt machen sollte, machen muss. Vorrangiges Ziel kann nur sein, dass Moukoko endlich über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei bleibt und darüber auch in seinen Leistungen Stabilität erlangt. Trotz der sehr ordentlichen Statistiken waren die Darbietungen oft wechselhaft, sodass der Blick der Verantwortlichen auf die Situation gewiss auch gerechtfertigt ist.
Welcher Umgang ist also der richtige und wie lange bleibt Moukokos Vertrauen in den Klub "groß"? Zumal für ihn bei einem Verein wie dem BVB auch weiter Geduld gefragt sein wird. Andererseits benötigt er unzweifelhaft regelmäßige Spielpraxis und die nicht nur als Joker. An Anfragen oder gar Angeboten wird es ihm wohl auch nie mangeln, daher ist die gesamte Gemengelage im weiteren Saisonverlauf durchaus brisant.
Es sollte für Moukoko ein erstes gutes Signal von Terzic gewesen sein, den beim schwachen Bundesligaauftakt gegen Köln unsichtbaren Haller bereits nach 59 Minuten ausgewechselt und selbst die Chance bekommen zu haben, Einfluss zu nehmen. Das klappte allerdings kaum - doch genau dann sollte er eben zur Stelle sein. Zwar fiel mit Moukoko auf dem Platz noch der unverdiente Siegtreffer. Sechs Ballaktionen, vier Pässe und vier von vier verlorene Zweikämpfe sind aber viel zu mager.
BVB: Die Leistungsdaten von Youssoufa Moukoko bei Borussia Dortmund
Wettbewerb | Spiele | Tore | Vorlagen |
Bundesliga | 57 | 12 | 6 |
DFB-Pokal | 6 | 1 | 1 |
Champions League | 8 | - | 1 |
Europa League | 2 | - | - |
DFL Supercup | 1 | - | - |