1. Coman beweist: FCB kann nicht genug Spielmacher haben
Es war eine der spannenderen spieltaktischen Fragen in Bezug auf den FC Bayern München vor Beginn der Saison: Wie würde Kingsley Coman in Julian Nagelsmanns neues bevorzugtes Spielsystem passen, das Nagelsmann tatsächlich schon bei RB Leipzig am liebsten spielen ließ?
Die 4-2-2-2-Grundordnung ist bei aller gewünschten Flexibilität in der Offensive ja im Normalfall eher zentrumszentriert. Klassische Flügelspieler sind da weniger gefragt als sie es beim FC Bayern seit Louis van Gaal immer waren. Was also würde mit Coman passieren, dem letzten echten Flügelspieler im Kader?
Wobei, echter Flügelspieler? Papperlapapp! "Wenn man ihn fragt, ist er kein Außenspieler, sondern will gerne im Zentrum spielen, aber das gilt für alle und geht schon in der F-Jugend los", hatte Nagelsmann vor dem Spiel in Bochum bereits über Coman gesagt, der wegen seiner Sperre aus der Vorsaison erst jetzt sein Bundesliga-Saison-Debüt geben konnte.
Dort agierte der Möchtegernzentrumsspieler Coman dann - vor allem auf dem rechten Flügel. 45 seiner 63 Ballkontakte hatte der Franzose auf der rechten Außenbahn.
Bayern München: Coman ganz anders als Jamal Musiala
Doch Coman trat in Bochum eben auch den Beweis an, dass Spielmacher nicht im oder aus dem Zentrum agieren müssen. Coman überzeugte - wie eigentlich immer - durch seine Dribblings und Tempoläufe, doch er spielte eben auch zum Verneigen schöne Schnittstellenpässe. Etwa vor Sadio Manés Tor zum 4:0. Oder vor Sadio Manés zuvor wegen Handspiels zurecht aberkannten Treffers zum 4:0. Außerdem holte Coman den Elfmeter zum 5:0 heraus, traf per Abstauber selbst zum 3:0 und war nebenbei sogar der engagierteste Zweikämpfer auf dem Platz. 14-mal ging Coman in den - meist offensiven - Zweikampf, neunmal gewann er das Duell. Sehr zum Leidwesen seines bemitleidenswerten direkten Gegenspielers Saidy Janko, der permanent hochgradig gestresst schien.
Coman überragte in einem insgesamt überragenden Offensivquartett der Rekord-Bayern in Bochum - drei Siege in den ersten drei Spielen und 15:1 Tore waren auch dem Rekordmeister zuvor nicht gelungen in der Bundesliga.
Er interpretierte seine Rolle grundlegend anders als der in Bochum angeschlagen fehlende Jamal Musiala in den ersten zwei Saisonspielen, doch er bewies, dass der FC Bayern in dieser Saison ganz offensichtlich gar nicht genug Spielmacher im Kader und auf dem Platz haben kann.