Gegen die Glasgow Rangers ging Konrad Laimer letzte Woche wieder voran. RB tat sich beim 1:0 gegen die Schotten im Halbfinal-Hinspiel der Europa League lange schwer. Die Rangers verteidigten mit zwei Viererketten sehr tief, RB hatte große Mühe, in der geordneten Defensive Lücken zu finden.
Wenn es dann doch mal gefährlich wurde, hatte meist Laimer seine Finger im Spiel. Der Mittelfeldspieler setzte ein ums andere Mal zu dynamischen Läufen in die Tiefe an, zog die gegnerische Kette damit ein paar mal erfolgreich auseinander - und machte damit Platz für die Offensivstars Christopher Nkunku, Danie Olmo und Dominik Szoboszlai.
Diese vorbereitenden Aktionen gegen Glasgow stehen sinnbildlich für Laimers Standing in der öffentlichen Wahrnehmung. Denn wenn in der Vergangenheit über Leipzig gesprochen wurde, flog der Österreicher meist unter dem Radar - bis zu dieser Saison, in der er in seiner Entwicklung noch einmal einen kräftigen Sprung nach vorne gemacht hat ...
Konrad Laimer: Ausbildung in der RB-Schule
Doch der Reihe nach. Laimer ist ein Kind der RB-Schule. 2007 beginnt er seine fußballerische Ausbildung in der Akademie bei Red Bull Salzburg. 2014 wird er - wie so viele Spieler vor und nach ihm - an das Farmteam nach Liefering verliehen. Dort feiert er in der zweiten Liga sein Profi-Debüt und startet anschließend unter Adi Hütter auch in Salzburg durch. In seiner letzten Saison in Österreich wird Laimer mit sechs Scorerpunkten in 31 Spielen zum besten Spieler der Liga gewählt. 2017 wechselt er schließlich für rund sieben Millionen Euro nach Leipzig.
Dort angekommen, macht er sich als Pressing-Monster und Dauerläufer zwischen der Offensive und Defensive schnell einen Namen. Seitdem spielt Laimer fast immer - auch dank seiner Vielseitigkeit. Wurde er unter Ralph Hasenhüttl anfangs teilweise als Rechtsverteidiger eingesetzt, verschiebt sich sein Wirkungsbereich nach und nach als Sechser oder Achter ins Zentrum. Ex-Trainer Julian Nagelsmann, der Laimer einst als "Monster-Balleroberungsmaschine" bezeichnete, gibt ihm im Maschinenraum in der Saison 2019/2020 schließlich eine feste Heimat. 33 Pflichtspiele absolviert Laimer, erzielt je vier Tore und und vier Assists, stößt mit RB bis ins Halbfinale der Champions League vor - der endgültige Durchbruch.
"In dieser Saison habe ich das Vertrauen auf meiner Lieblingsposition bekommen, und es fällt leichter, seine beste Leistung abzuliefern, wenn man im Rhythmus ist", erklärte der Österreicher anschließend im kicker. Und dank Nagelsmann fügte Laimer seinem laufintensiven Spiel eine weitere Dimension hinzu, von der er bis heute profitiert: Er verbessert sich im Spielaufbau. "Da habe ich einen großen Schritt nach vorne gemacht. Unter Julian Nagelsmann spielen wir mehr hinten raus. Ich bin aber in allem besser geworden."
Doch sein Aufstieg wird jäh gestoppt. In der folgenden Saison erleidet Laimer ein Knochenödem, absolviert insgesamt nur vier Pflichtspiele und fällt fast das ganze Jahr aus. Nachdem er unter Ex-Coach Jesse Marsch, obwohl wieder fit, auch anschließend nur wenig spielte, ist er seit Anfang Dezember und der Ankunft von Domenico Tedesco in Leipzig wieder gesetzt - und wie!
Konrad Laimer: Torgefährlich wie nie
Spätestens seit dem spektakulären 4:1-Auswärtssieg beim BVB ist Laimer einer Hauptdarsteller bei RB. In Dortmund traf Laimer zweimal selbst, legte dazu noch einen weiteren Treffer auf. Nicht nur aufgrund seiner Scorerpunkte war er der an diesem Abend beste Spieler des Spiels. Laimer erarbeitete sich seinen ersten Treffer mit starkem und schnellem Gegenpressing selbst, stach bei Gelegenheit sofort in die Tiefe und bewies dazu auch noch ein tolles Auge für die Mitspieler. Das zwischenzeitliche 3:0 durch Nkunku legte er sogar per Hackentrick auf.
Balleroberung, Laufwege, Torabschlüsse und Passspiel - all das vereinte der Österreicher zu einem nicht zu verteidigenden Komplettpaket.
"Wie er spielt, wie er arbeitet, wie er sich aufopferte für die Mannschaft. Er vereint vieles, hat extrem hohe Balleroberungen, ist ein aggressiver Spieler, der immer fair versucht, den Ball zu gewinnen, leitet durch Dribblings und Pässe Konter ein und kann selbst auch Tore schießen", schwärmte Tedesco nach dem Spiel.
Nach dem Entwicklungsschritt unter Nagelsmann hat sich Laimer unter Tedesco noch weiter verbessert, ist in der Offensive jetzt deutlich gefährlicher als in den Jahren zuvor. In dieser Saison knipste der Mittelfeldspieler schon viermal - und traf damit jetzt schon öfter als in seinen vier Bundesliga-Jahren zusammen (drei Tore). Wie schon gegen Glasgow zu erkennen geht es dabei vor allem um die richtigen Laufwege in die richtigen Räume zur richtigen Zeit. Tedesco erklärte damals: "Wir wollen, dass er sich immer wieder wegschleicht, das hat er heute sehr gut gemacht".
Konrad Laimer: Die Allzweckwaffe
In allen den Jahren mauserte sich Laimer zu einer Art Allzweckwaffe, die im Zentrum als Achter oder Sechser fast alles kann. Laimer ist schnell: Mit 34.27 km/h Topspeed ist er in dieser Saison Leipzigs schnellster Mittelfeldspieler. Laimer ist kopfballstark: Er gewann rund 58% seiner Duelle. Laimer ist robust: Mit rund 29 Zweikämpfen pro Spiel geht er unter Leipzigs Stammspieler im Schnitt in die meisten Duelle. Laimer ist laufstark: 11.18 Kilometer Laufleistung pro Spiel bedeuten intern Platz drei. Richtig ist aber auch: In Sachen Zweikampf- (49%) und Passquote (80%) kann er sich noch verbessern.
Und trotzdem: Laimer ist ein Antreiber, der Begehrlichkeiten weckt. Sein Vertrag bei RB läuft noch bis 2023. Gespräche sind laut Bild erst nach dem Saisonende geplant.
Bayern München, Borussia Dortmund, Manchester United, Tottenham Hotspur und der FC Liverpool - Laimer hat wohl die Qual der Wahl.