Das Unverständnis über die Schiedsrichter war in Deutschland am Wochenende mal wieder groß - besonders bei Union Berlin, dem VfL Bochum und Borussia Dortmund.
Schauplatz Leipzig: In der strittigen Szene traf Leipzigs Nordi Mukiele Niko Gießelmann am Knie, Schiedsrichter Daniel Schlager ließ weiterspielen. Nachdem er von Video-Assistent Johann Pfeifer zur Ansicht der TV-Bilder an die Linie gerufen wurde, revidierte er seine Entscheidung aber nicht. In diesem Fall wies der Video-Assistent immerhin zu Recht darauf hin, sich die Szene nochmal anzuschauen.
Das passierte an den Schauplätzen Augsburg (Elfmeter für den FCA nach vermeintlichem Foul von Danilo Soares an Daniel Caligiuri) und München nicht. Das Foul von Benjamin Pavard an Jude Bellingham schaute sich Schiedsrichter Daniel Siebert (unterstützt von Video-Assistent Marco Fritz) nicht noch einmal an. Später räumte er seinen Fehler sogar ein: "Strafstoß wäre die richtige Entscheidung gewesen."
Die Vorfälle reihen sich ein in eine Serie grober Aussetzer der vergangenen Wochen und Monate: Bayerns Wechselfehler in Freiburg hatte das Schiedsrichterteam um Christian Dingert zu verantworten. Auf Schalke sorgte Tobias Stieler mit einem Witz-Elfmeter für Werder Bremen für Unverständnis. Und der Wirbel um Felix Zwayer und die aufsehenerregende Hoyzer-Anspielung von Jude Bellingham nach dem 2:3 des BVB gegen den FC Bayern ist auch erst gut vier Monate her.
Nur Aytekin und Brych haben Spitzenqualität
Das deutsche Schiedsrichterwesen plagen aktuell zwei Hauptprobleme: Neben der Uneinheitlichkeit in Sachen Videobeweis-Nutzung wäre da auch die zu geringe Anzahl an Schiedsrichtern mit Spitzenqualität.
Konsens über herausragende Klasse gibt es seit Jahren nur bei Deniz Aytekin, Felix Brych und Manuel Gräfe. Seit 2017 belegt das Trio bei einer Umfrage des Kickers unter allen Profis bis auf eine Ausnahme immer die ersten drei Plätze. Ein Drittel seines Top-Trios gab der DFB im vergangenen Sommer freiwillig ab: Gräfe fiel trotz seines Könnens der Altersgrenze zum Opfer und musste mit 47 Jahren aufhören.
Mit dieser antiquierten Vorgabe trägt der DFB eine Teilschuld an der aktuellen Problematik. Wie lange ein Bundesliga-Schiedsrichter pfeifen darf, sollte nach Leistung und nicht nach der biologischen Uhr entschieden werden. Warum sich der DFB gegen das Leistungsprinzip wehrt, erscheint schleierhaft. Zumal die physische und psychische Tauglichkeit der Referees vor der Saison in verschiedenen Tests überprüft wird.