Er fühle sich nicht bestätigt durch die Aussagen des Bayern-Vorstandsvorsitzenden, sagte Holzhäuser im Gespräch mit SPOX und GOAL, "das klingt so nach Eigenlob. Mir gefällt ganz einfach, dass die Generation nach mir offener ist, über solche Veränderungen zu diskutieren".
Über Jahre hat der ehemalige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen mit seiner Idee einer Finalrunde der besten vier Bundesligateams nach der regulären Saison bei den Entscheidern im deutschen Fußball auf Granit gebissen, nachdem er bereits vor mehr als 15 Jahren erstmals Playoffs zum Thema gemacht hatte.
Doch seitdem hat sich die Situation an der Tabellenspitze dramatisch verschlechtert, denn aller Voraussicht nach wird der FC Bayern im Sommer zum zehnten Mal in Folge die Meisterschaft gewinnen. Eine fehlende Spannung, die das Produkt Bundesliga schon jetzt nachhaltig zu schädigen droht, wie man am insgesamt geringeren Interesse sieht.
Kahn: "Wir beim FC Bayern sind für neue Ideen immer offen"
Das hat offenbar inzwischen auch der Rekordmeister erkannt. "Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Playoffs für die Bundesliga nachzudenken", sagte Kahn dem kicker.
"Ein Modus in der Bundesliga mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die Fans bedeuten. Es macht also Sinn, so einen Gedanken durchzuspielen. Wir beim FC Bayern sind für neue Ideen immer offen."
Dass sich ausgerechnet die Münchner das so lange verpönte Modell vorstellen können, könnte auch die Mehrheitsmeinung unter den restlichen Bundesligisten verändern. Die DFL hat jedenfalls bereits für die kommenden Monate einen "Diskussionsprozess mit offenem Ausgang" über neue Spielmodelle angekündigt.
Holzhäuser: "Bayern hat erkannt, dass die Zeit reif ist"
"Die Äußerungen von Oliver Kahn bestätigen mir, was ich schon immer wusste: Unterm Strich hat der FC Bayern immer an die Gemeinschaft gedacht", erklärte Holzhäuser SPOX und GOAL:
"Für mich ist es ein sehr gutes Zeichen, wenn der Vorstandsvorsitzende des unumstrittenen Marktführers Playoffs positiv betrachtet, denn das gibt der Diskussion viel Rückenwind. Und das, obwohl man als Abonnementsmeister wohl am ehesten von Playoffs benachteiligt sein könnte. Aber auch der FC Bayern hat erkannt, dass die Zeit reif ist, über Änderungen nachzudenken, weil der deutsche Fußball sonst auf dem Weg in die internationale Zweitklassigkeit ist."
Playoffs: Fan-Bündnis und Mehrheit der Sportchefs dagegen
Allerdings bleibt die Front der Gegner von Playoffs weiter groß. Sowohl bei den Sportchefs der Liga, unter denen sich außer Kahn in der kicker-Umfrage kaum Befürworter fanden, als auch bei den Fans.
"Wir brauchen keine neuen Formate und Wettbewerbe, die durch noch mehr Vermarktung mehr Geld in den Fußball spülen. Wir brauchen endlich Regularien, die die Integrität des Wettbewerbs sicherstellen", erklärte das Bündnis "Unsere Kurve".
Holzhäuser hingegen verweist auf die Fakten und sieht die Skeptiker keineswegs als repräsentativ für die Mehrheit. "Die Realität in der Bundesliga ist eine andere als manche Traditionalisten gerne wahrhaben möchten. Deshalb darf man nicht davor zurückschrecken, was eine lautstarke Minderheit fordert, auch wenn man sich mit den Argumenten auseinandersetzen muss", sagte er.
Holzhäuser: Meister darf nicht schon im Oktober feststehen
"Die jüngere, digitale Generation ist Neuerungen gegenüber viel offener. Das gilt auch für die Nachfolger in den Führungsetagen, die jetzt langsam im Sport und im Fußball übernehmen. Man muss einfach den Mut haben, etwas neues zu probieren. Denn wir müssen dafür sorgen, dass nicht immer schon zumindest gefühlt im Oktober feststeht, wer im Mai Deutscher Meister wird."
Nach Ansicht des 72-Jährigen sei der deutsche Fußball aber eher konservativ und lehne sinnvolle Neuerungen daher oft generell ab. "Als Sepp Herberger vor über 60 Jahren die Einführung der Bundesliga wollte, war ganz Fußball-Deutschland dagegen. Und heute stellt das kein Mensch mehr in Frage. So ähnlich sehe ich das auch bei einem Turnierformat der besten vier Mannschaften mit Halbfinale und Finale, es geht ja gar nicht nicht um klassische Playoffs mit allen Mannschaften."
Holzhäusers These: "Man könnte mit Playoffs einiges gutes für den Fußball tun: Höhere Vermarktungspotenziale, dadurch Mehreinnahmen für alle Klubs und vor allem natürlich mehr Spannung im Titelkampf. Allerdings sollten die dadurch zusätzlich erzielten Vermarktungserlöse vor allem den anderen Vereinen zukommen, die nicht teilnehmen. Das ist ganz wichtig, um eine breite Zustimmung zu bekommen."