"Man muss nicht darüber reden, dass Mats am Samstag sein bestes Spiel für den BVB bestritten hätte. Ich würde die Sache aber gerne differenzierter diskutieren", leitete Sammer im Gespräch mit der Sport Bild ein. Die pauschale Begründung vieler Kritiker, Hummels habe an Geschwindkeit eingebüßt, lasse er aber nicht gelten.
"Schnelligkeit unterscheidet sich in Laufschnelligkeit, Handlungsschnelligkeit und Antizipation. Dass die reine Laufschnelligkeit nicht die eines Top-Sprinters ist, darüber wurde bei Mats schon vor zehn Jahren gesprochen. Das ist ein Fakt", erklärte Sammer und stieß den Mäklern vor den Kopf: "Mats in einem etwas höheren Alter allein auf Laufschnelligkeit zu reduzieren ist falsch. Deswegen ist diese Diskussion auf einem falschen, unsachlichen Niveau geführt worden."
Das zeigen auch die Statistiken. Dem Bericht der Sport Bild zufolge habe Hummels ohnehin die gleiche Ansicht. Beim 2:3 gegen den FC Bayern hatte Hummels, der zwar bei allen drei Gegentreffern unglücklich aussah, kein Laufduell verloren.
Unter anderem hatte Bayern Münchens Ex-Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge diese Art von Argument gewählt, um die schwache Leistung des 32-Jährigen im Topspiel zu erklären. "Es ist bekannt, dass Mats Probleme hat, wenn er in Laufduelle gehen muss - das ist dem Alter geschuldet", sagte er bei Bild TV.
Stefan Effenberg hatte in seiner t-online-Kolumne zudem geschrieben, dass die beste Zeit von Hummels "wahrscheinlich" vorbei sei. "Er ist 32 Jahre alt und hat seine größten Titel schon vor einigen Jahren eingefahren, zum Beispiel den als Weltmeister 2014. Und natürlich ist er auch nicht der Schnellste. Ich denke aber, dass er trotzdem noch eine gute Zeit hat", erklärte der ehemalige Bundesligaspieler.
BVB: Sammer vergleicht Hummels mit Chiellini
Außerdem müsse Trainer Marco Rose, so Effenberg, eine neue Rolle für Hummels finden: "Der BVB darf ihn aufgrund seiner Tempodefizite vielleicht nicht mehr im Zentrum einer Dreierkette bei Ballbesitz einsetzen - auf halblinks kann er aber sehr wohl noch einige Jahre spielen." Hummels besitzt noch einen Vertrag bis Sommer 2023.
Sammer verglich Hummels aufgrund seiner Führungsqualitäten indes mit Giorgio Chiellini von Juventus Turin, der bei der Europameisterschaft ein "überragendes Turnier" für Sieger Italien gespielt habe. "Mats hat einen großen Mehrwert für den BVB. Er tut uns als Persönlichkeit, Führungsspieler, mit seiner Zweikampfstärke und seinem Aufbauspiel sehr gut", sagte der 54-Jährige.