Trainer Florian Kohfeldt hat sich übernommen
Florian Kohfeldt ist angetreten, um einen gesamten Klub auf links zu ziehen. Kohfeldt war in seinen ersten Jahren mehr als "nur" der Trainer einer Bundesligamannschaft: Er hat als ehemaliger und langjähriger Jugendtrainer wichtige Verknüpfungen hergestellt zum NLZ, hat dafür neue Ideen eingebracht. Er hat sich um infrastrukturelle Dinge gekümmert, die Mannschaftskabine endlich umbauen lassen. Er war das Gesicht des Klubs, ein Medienprofi, eloquent und beredt, die Symbolfigur für den Aufbruch.
Das war alles ein bisschen zu viel. Zu viel Elan, zu viele Aufgaben. Nach und nach musste das Kohfeldt erkennen und gab einige dieser Dinge wieder ab. Spätestens im Verlauf der vergangenen Saison stieß Kohfeldt an Grenzen, die einige gar nicht mehr erkennen wollten.
Das Diktat der Ergebnisse hat Werders, hat seine, Spielidee komplett aufgeweicht. Zuletzt stand eine bis zur Unkenntlichkeit verformte Spielidee. Reagieren statt agieren, Defensivfußball statt offensiver Impulse, kämpfen statt spielen, Angst statt Mut.
"Die Mannschaft hat ein Stück weit den Glauben an diese Konstellation verloren", sagte Baumann am Sonntag im Sport1 Doppelpass. Gemeint war die Konstellation mit Kohfeldt. Das ist eine richtige Einschätzung - aber sie kommt mindestens ein paar Wochen zu spät.
Aus der Verantwortung kann man Kohfeldt nicht entlassen
Das Spiel in Augsburg hat noch einmal schonungslos aufgezeigt, wie verfahren die Situation am Ende war: Werder durfte in Überzahl spielen, im wichtigsten Spiel der Saison bekam die Mannschaft eine Ausgangslage wie gemalt quasi geschenkt.
Aber Werder war nicht in der Lage, den Gegner auseinanderzuspielen. Das größte Problem der Saison, das fehlende Offensivkonzept, wurde Werder gegen den FCA zum Verhängnis. Und damit auch Kohfeldt. Der so genannte Markenkern des Bremer Fußballs ist nicht mehr existent. Das muss man zu großen Teilen auch dem Trainer ankreiden, aus der Verantwortung kann man Kohfeldt nicht entlassen.
Dass der dabei auch mit einem kaum wettbewerbsfähigen Kader hantieren musste, steht auf einem anderen Blatt.
Die Werder-Trainer seit 2000:
Zeitraum | Trainer | Spiele | Punkte pro Spiel |
1999 - 2013 | Thomas Schaaf | 644 | 1,65 |
2013 | Wolfang Rolff | 1 | 0,00 |
2013 - 2014 | Robin Dutt | 45 | 1,02 |
2014 - 2016 | Viktor Skripnik | 70 | 1,31 |
2016 - 2017 | Alexander Nouri | 43 | 1,30 |
2017 - 2021 | Florian Kohfeldt | 143 | 1,34 |