Außerdem erzählt er, warum es mit einer Vertragsverlängerung auf Schalke nicht geklappt hat und welcher Druck in der Rückrunde der vergangenen Saison auf der Mannschaft lastete.
Zudem berichtet Caligiuri, warum seine Vorbilder in der Jugend aus der eigenen Familie kamen und weshalb er eine Nationalmannschaftskarriere noch nicht abgehakt hat.
Herr Caligiuri, zu Beginn würde ich Ihnen gerne gratulieren. Bei Ihrem letzten Bundesligaspiel gegen Freiburg sind Sie in einer Kategorie der erfolgreichste Bundesligaspieler. Eine Idee, worum es geht?
Daniel Caligiuri: Hui. Da müsste ich jetzt mal kurz überlegen. Ich muss passen.
Es sind die gewonnen Zweikämpfe.
Caligiuri: Die gewonnen Zweikämpfe?
Genau. Seit Ihrem Bundesliga-Debüt am 7. November 2009 hat kein anderer Spieler mehr Zweikämpfe gewonnen. Sie haben laut Opta 2136 Ihrer 4407 Zweikämpfe gewonnen. Wie gut passt das Arbeiter-Image, das Sie in der Öffentlichkeit auch durch solche Statistiken haben, mit Ihrem Selbstverständnis zusammen?
Caligiuri: Sehr gut. Ich hab das einfach in mir. Als Kind war ich schon ein Wettkampftyp, der beim Kartenspielen ab und zu getrickst hat, weil ich jedes Spiel gewinnen wollte. Auch beim Fußballduell mit meinem älteren Bruder früher im Garten habe ich immer alles gegeben. Und wenn ich verloren hatte, war ich stinksauer. Noch heute verliere ich selbst Trainingsspiele nur sehr ungern.
Daniel Caligiuri: Seine Zweikampfwerte nach Klub:
Verein | Zeitraum | Zweikämpfe | Gewonnene Zweikämpfe |
SC Freiburg | 2009-2013 | 1575 | 741 |
VfL Wolfsburg | 2013-2017 | 1444 | 738 |
FC Schalke 04 | 2017-2020 | 1248 | 598 |
FC Augsburg | seit 2020 | 140 | 59 |
Gesamt: | 2009 -2020 | 4407 | 2136 |
So gerne Sie auf dem Feld offensiv zu Werke gehen, so zurückhaltend äußern Sie sich über ihr Privatleben. Versuchen Sie bewusst, Privates und Berufliches zu trennen?
Caligiuri: Es gibt schon private Sachen, die nicht für jeden bestimmt sind. Ich bin jemand, der ab und zu mal etwas in den sozialen Medien postet, aber nicht zu viel. Es soll sich noch in Grenzen halten. Es gibt ja auch andere Spieler, die gefühlt jede Stunde etwas hochladen, so jemand bin ich aber nicht. Am Anfang meiner Karriere habe ich mich damit schon mehr beschäftigt, mit der Zeit ist es aber weniger geworden.
Bekannt ist aber, dass Sie im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen aufgewachsen sind. Dort wurde mit den Schwenninger Wild Wings in Ihrem Geburtsjahr 1988 eine Eishockey-Mannschaft Deutscher Meister. Wie oft haben Sie auf dem Eis gestanden?
Caligiuri: Auf dem Eis stand ich nur zum Schlittschuhlaufen. (lacht) Ich habe früher mit Freunden nur Streethockey auf Inlinern gespielt, für die Eishockeyhalle hat der Mut nie gereicht. Von den Wild Wings war ich aber treuer Fan, hatte ein eigenes Trikot und war bei jedem Heimspiel dabei. Die Mannschaft verfolge ich auch heute noch.
Leichter fiel Ihnen der Weg auf den Fußballplatz - auch durch die Vorbilder aus der Familie?
Caligiuri: Ja, meine Vorbilder damals kamen hauptsächlich aus der Familie. Zum einen wollte ich in die Fußstapfen von meinem Bruder treten, der vier Jahre vor mir Profi geworden ist. Andererseits ist da aber auch mein Onkel, der ebenfalls Profi war und 1985 sogar den DFB-Pokal gewonnen hat. Außerdem war mein Vater ein sehr guter Fußballer, wenn auch kein Profi. So war auch ein gewisser Druck, es auch zum Profi zu schaffen, von Beginn an da. (lacht)
War Ihr Bruder Marco, der früh in die Jugend des VfB Stuttgart ging, der Talentiertere?
Caligiuri: Dadurch, dass er vier Jahre älter war, hatte er natürlich immer einen Vorteil. Letztlich hat man aber auch bemerkt, dass ich Talent habe. Früher haben viele gesagt: 'Der kleine Bruder wird noch besser als der große.'"
Wie lief das erste direkte Duell 2011 ab? Sie standen damals beim SC Freiburg unter Vertrag, Ihr Bruder bei Mainz 05.
Caligiuri: Bei uns war gerade das erste Mal sehr ungewöhnlich, aber ich sage immer: 'Auf dem Platz gibt es keine Freunde'. Für meine Eltern war es sicherlich nicht so schön, wenn die Söhne sich gegenseitig in die Beine treten, vor allem weil wir dort auch direkt aufeinandergetroffen sind - er als Außenverteidiger, ich als Flügelstürmer. Letztlich war es aber für uns beide ein schönes Gefühl, so oft gegen den eigenen Bruder spielen zu können. Heute reden wir nach jedem Spiel miteinander und er gibt mir auch den einen oder anderen Tipp.
Während sich Ihr Bruder bei drei seiner vier Wechsel im Profibereich ablösefrei einem neuen Verein anschloss, war der Wechsel nach Augsburg Ihr erster ablösefreier. Wie war es, zwischenzeitlich einer unsicheren Zukunft entgegenzublicken?
Caligiuri: Ich habe mir da überhaupt keinen Druck gemacht. Ich wusste, dass ich auf keinen Fall mit Fußball aufhöre und ich wusste auch, dass es Interesse gab. Solange die Leistung da ist, kommt der Rest von alleine.
Nehmen Sie uns mal mit in Ihre Erinnerungen an den vergangenen Sommer. Wie lief die erste Kontaktaufnahme von Seiten der Augsburger ab?
Caligiuri: Die Verantwortlichen haben sich bei meinem Berater gemeldet und dann sind die Gespräche dort gestartet. Ich wollte die Saison mit Schalke erst mal fertig spielen, damit ich im Kopf frei bin. Letztlich haben sich die Augsburger Verantwortlichen sehr um mich bemüht und mir eine Menge Wertschätzung entgegengebracht. So fiel mir die Entscheidung nicht schwer.