Wenn Lucien Favre, Trainer von Borussia Dortmund, bei einer Pressekonferenz oder während eines Interviews gebeten wird, eine Einschätzung zu geben, eine klar gestellte Frage zu beantworten, dann wird das oft zu einer zähen und ermüdenden Angelegenheit. Denn der Schweizer drückt sich gerne vor deutlichen Worten im für ihn eher quälend wirkenden Interagieren mit den Medien.
Umso bemerkenswerter war ein kleines Pressegespräch nach einer Einheit im Sommertrainingslager des BVB in Bad Ragaz in der Schweiz. Auf einmal hielt sich der Dortmunder Trainer Mitte August überraschenderweise gar nicht zurück, als es um den Spieler ging, den die Borussen-Verantwortlichen mitgenommen hatten, damit er sich in den Einheiten zum ersten Mal in den direkten Duellen mit den Bundesliga-Spielern beweisen konnte: Youssoufa Moukoko.
"Er ist sehr gut, er hat ein super Potenzial", klang Favre beinahe euphorisch und nannte sofort eine der großen Stärken des 15-Jährigen: "Du weißt nicht, mit welchem Fuß er spielt. Er ist Linksfuß, Rechtsfuß." Wie es sich für einen talentierten Stürmer gehört, zählt auch der überlegte Torabschluss zu den herausragenden Qualitäten Moukokos. "Er ist sehr, sehr effizient", bestätigte Favre, der schon vor drei Monaten hochzufrieden sein Fazit zog: "Es ist schön, das zu sehen. Es macht Spaß, ihn zu trainieren."
Seitdem hat sich der BVB-Trainer nicht mehr zu Moukoko geäußert, aber an seiner Meinung zum Angreifer dürfte sich in der Zwischenzeit wenig geändert haben. Und auf Favre und seine Meinung zu Moukoko kommt es am Samstag an: Denn dann dürfte der Borussen-Coach den Youngster, der am Freitag 16 Jahre alt wird, zum jüngsten Bundesliga-Spieler aller Zeiten machen. Im Duell bei Hertha BSC in Berlin könnte Moukoko die alte Marke Nuri Sahins (16 Jahre, 11 Monate, 1 Tag) knacken, da durch eine Regeländerung der DFL, nun bereits Spieler ab ihrem 16. Geburtstag in der Bundesliga eingesetzt werden dürfen.
Dass Lucien Favre mit seinem Lob für Youssoufa Moukoko nicht allein dasteht, haben die letzten Monate, Wochen und Tage gezeigt.
Youssoufa Moukoko: Stimmen zu seinem steilen Aufstieg
- "Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass jemand in seinem Alter so viele Tore in der U19-Bundesliga schießen kann gegen Spieler, die alle zwei bis drei Jahre älter sind als er. Er ist ein außergewöhnliches Talent. Es ist sehr schwierig, wenn man zwei Jahre jünger ist. Moukoko war bisher in allen Jugend-Mannschaften herausragend." - Joachim Löw, Deutschlands Nationaltrainer, Quelle: bundesliga.com
- "Als die neue Regel kam, war mir schnell klar, dass mein Rekord bald gebrochen wird. Youssoufa muss jetzt den nächsten Schritt machen - die U19 ist zu einfach für ihn. Bisher scheint bei ihm nur die Sonne, Regentage hatte er bisher nicht. Aber diese Regentage werden kommen. Wichtig ist dann, dass man Leute um sich hat, die einen begleiten und einem bewusst machen, dass negative Schlagzeilen dazugehören." - Nuri Sahin, Mittelfeldspieler Antalyaspor, für Borussia Dortmund jüngster Bundesliga-Spieler aller Zeiten, Quelle: kicker
- "Youssoufa bringt sehr viel Talent mit. Aber sein Weg beginnt jetzt erst. Das ist ein großer Schritt für ihn, ein Prozess. Wir müssen ihm die nötige Ruhe und Zeit geben." - Sebastian Kehl, Lizenzspielerchef Borussia Dortmund, Quelle: kicker
- "Ehrlich gesagt war ich mit 15 nicht so gut wie er. Es ist toll zu sehen, wie stark er ist." - Erling Haaland, Stürmer Borussia Dortmund, Quelle: BVB-TV
- "Ich persönlich finde es als Trainer nicht gut, dass solch ein Wahnsinns-Hype um so einen jungen Mann gemacht wird. Das tut keinem gut. Das erste Tief ist das schwerste. Fast genauso gefährlich ist aber auch das nächste Hoch." - Stefan Kuntz, U21-Nationaltrainer Deutschland, Quelle: Sky
- "Wir tun alle gut daran, die Entwicklung Youssoufas mit aller Entspanntheit und Geduld zu begleiten. Mit seinem Talent kann ihm eine große Zukunft bevorstehen. Wir sind schon seit Langem mit ihm und seinen Eltern im Austausch und freuen uns, dass wir den Weg mit ihm gemeinsam gehen können." - Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter DFB-U-Nationalmannschaften, Quelle: Funke Mediengruppe
- "Er ist 15 Jahre und der nächste große Spieler für mich nach Messi. Da Lionel älter wird, könnten wir die Zukunft bei Barcelona gut vorbereiten. Mit Antoine Griezmann und Youssoufa an vorderster Front wäre das Team super aufgestellt."- Samuel Eto'o, ehemaliger Weltklasse-Stürmer u.a. beim FC Barcelona, Quelle: Goal und SPOX