BVB U19 - Trainer Michael Skibbe im Interview: "Moukoko fühlt sich anderen nicht überlegen"

Michael Skibbe (3.v.l.) unterschrieb nach der EM 2008 bei Galatasaray Istanbul.
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Warum sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?

Skibbe: Eine Rückkehr nach Deutschland war in den vergangenen Jahren immer wieder in meinem Hinterkopf, hat sich aber einfach nicht ergeben. Ich muss aber zugeben: Nach meiner gescheiterten Etappe bei Hertha BSC wollte ich erst einmal weg aus Deutschland.

Anfang 2012 war das, Sie waren nur zwei Monate lang bei den Berlinern, die später sogar in die 2. Bundesliga abstiegen. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Skibbe: Es war ein Desaster, der absolute Tiefpunkt meiner Trainerkarriere. In der Vorbereitung auf die Rückrunde hat eigentlich alles funktioniert, das Klima innerhalb der Mannschaft und die Leistungen in den Testspielen waren prima. Der Kader hatte in der Breite trotzdem kein Bundesliga-Niveau und es war von Anfang an klar, dass wir gegen den Abstieg spielen würden. Nach ein paar Negativresultaten musste ich dann gehen. Das war sehr bitter.

Michael Skibbe (l.) war nur zwei Monate lang Trainer von Hertha BSC.
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Michael Skibbe (l.) war nur zwei Monate lang Trainer von Hertha BSC.

Skibbe: "Moukoko bringt vieles mit, um ein Top-Spieler zu werden"

Was hat den Ausschlag für Ihre Rückkehr zum BVB in diesem Sommer gegeben?

Skibbe: Ich hatte viele Anfragen, auch aus dem Ausland und der 2. Bundesliga, aber als Anfang März die Anfrage von Lars Ricken und Michael Zorc kam, habe ich keine Sekunde gezögert. Für mich war unabhängig von der Altersklasse der Spieler klar, dass ich zu einem Klub mit einem mir bekannten Umfeld möchte, in dem man in Ruhe und gemeinschaftlich arbeiten kann. Das ist beim BVB gegeben. Dass mein langjähriger Weggefährte und Co-Trainer Edwin Boekamp hier als Nachwuchskoordinator tätig ist, hat ebenfalls zu meiner Entscheidung beigetragen.

Als Chefausbilder geben Sie Ihre Erfahrung an jüngere Fußballlehrer weiter. Gleichzeitig betreuen Sie die U19, bei der Youssoufa Moukoko gerade für Furore sorgt. Ist er das größte Talent, das Sie jemals gesehen haben?

Skibbe: Das größte Talent habe ich 2005 als Trainer der deutschen U20-Nationalmannschaft bei einem WM-Spiel gegen Argentinien gesehen. Lionel Messi war damals erst 15 oder 16, aber schon wahnsinnig weit. Was der gespielt hat, war einfach irre, auch wenn er unserem Torwart Rene Adler mit einem Schuss die Nase gebrochen hat. Wir brauchen uns aber nichts vorzumachen: Youssoufa bringt vieles mit, um ein Top-Spieler zu werden. Wir werden ihn auf dem Weg dorthin bestmöglich begleiten.

Skibbe: "Journalist? Hätte mich auf Dauer nicht erfüllt"

Moukoko ist gerade einmal 14 Jahre alt. Was stimmt Sie abgesehen von seinen fußballerischen Fähigkeiten positiv, dass er ein Top-Spieler wird?

Skibbe: Talent allein reicht nicht aus, man muss auch hart arbeiten. Das macht Youssoufa. Er ist überaus fleißig und legt neben dem Mannschaftstraining zusätzliche Schichten ein, um sich zu verbessern. Außerdem ist er ein feiner, ausgeglichener Kerl, der sich überall toll einzuordnen und einzubringen weiß. Er fühlt sich anderen nicht überlegen, deshalb bin ich mir sicher, dass er eine tolle Persönlichkeit entwickeln wird. Genauso wie viele andere Jungs aus unseren Jugendmannschaften. Auch bei Giovanni Reyna hoffen wir, dass er eines Tages in der Bundesliga spielen wird - vorausgesetzt natürlich, er bleibt gesund. Das ist das A und O, wie man in meinem Fall am besten sehen kann.

Sie wurden mit Anfang 20 wegen mehrerer Kreuzbandrisse zum Sportinvaliden. Stimmt es, dass Sie vor Ihrer Trainerlaufbahn gerne Journalist geworden wären?

Skibbe: Ich wollte es nicht, wäre es tatsächlich aber fast geworden. Nach meinem frühen Karriereende bin ich dank der Hilfe des Journalisten Helmut Holz bei den Ruhr Nachrichten in Gelsenkirchen gelandet. Dort habe ich ein Volontariat begonnen und mich nebenbei noch an der Uni Münster für Publizistik eingeschrieben. Zum Glück hat mich Rudi Assauer kurz darauf angerufen und gefragt: "Willst du nicht bei uns in der Jugend arbeiten?" Ich glaube nicht, dass mich der Job des Journalisten auf Dauer erfüllt hätte.

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