Interview mit Friedhelm Funkel: "Bayerns Pokalsieg war ungerecht"

Friedhelm Funkel ist seit 2016 Trainer von Fortuna Düsseldorf.
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Im Interview mit SPOX und Goal blickt Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel auf seine lange Karriere zurück und erzählt, welche Klubs er gerne trainiert hätte, welche Jobs er nicht mehr machen würde und wo am meisten Unruhe herrschte.

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Wenn sich Friedhelm Funkel für einen Gesprächspartner Zeit nimmt, dann richtig. Sein Bruder Wolfgang, immerhin ehemaliger Nationalspieler, muss jedenfalls etwas länger warten, weil der 65-Jährige in einer Lounge des Düsseldorfer Stadions mehr als eine Stunde lebhaft und offen über seine 40 Jahre als Spieler und Trainer Auskunft gibt.

Auffällig ist dabei vor allem das phänomenale Gedächtnis Funkels, der sich offenbar an sämtliche Namen und Details in seiner langen Laufbahn von den Anfängen bei Bayer Uerdingen bis zu seiner vermutlich letzten Station in Düsseldorf erinnern kann.

Besser als in der vergangenen Saison war Fortuna Düsseldorf zuletzt 1990 als Tabellenneunter. Im Jahr darauf wurde die Mannschaft Zwölfter. Könnten Sie damit auch diesmal leben?

Friedhelm Funkel: Damit wäre ich vollauf zufrieden, das würde ich sofort unterschreiben. Unser Ziel ist Platz 15. Ich habe der Mannschaft und der Öffentlichkeit klar gesagt, dass es überhaupt nichts bringt, nur auf die Erfolge der Vergangenheit zurückzublicken. Aber wir sind schon ein bisschen stolz, dass wir die beste Saison seit fast drei Jahrzehnten gespielt haben.

Danach sah es bei Ihrem Dienstantritt im März 2016 nicht aus ...

Funkel: Als ich hier anfing, standen wir zumindest mit einem Bein in der dritten Liga, waren finanziell schlecht aufgestellt und hatten keine gute Mannschaft, weder individuell noch vom Teamgeist. Gottseidank habe ich zusammen mit den damals Verantwortlichen das Gesicht der Mannschaft drastisch verändern können. Sonst wären wir im Jahr danach abgestiegen. Das war teuer, aber das war ein ganz großer Schritt. 2016/17 hatten wir dann eine ganz, ganz junge Mannschaft und haben damit die Klasse gehalten. Danach haben wir dank guter Transfers ein Team aufgebaut, mit dem wir in die Bundesliga aufgestiegen sind. Schließlich haben wir letztes Jahr mit neuen Spielern wie Lukebakio und Raman mehr erreicht, als jeder zu träumen gewagt hätte. Somit steht der Verein jetzt auf grundsoliden Füßen. Aber wir müssen weiter hart kämpfen, um auch das zweite Jahr in der Bundesliga zu bleiben. Ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen.

Friedhelm Funkel zusammen mit SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar.
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Friedhelm Funkel zusammen mit SPOX-Chefredakteur Martin Volkmar.

Düsseldorf ist eine Medienstadt mit einer hohen Erwartungshaltung, zumal es seit Jahren immer aufwärts geht. Dabei ist gerade das zweite Jahr meist schwerer als das Aufstiegsjahr und Sie mussten zudem zahlreiche Abgänge verkraften. Sehen Sie die Gefahr, dass Fortuna und auch Sie nach dem Erfolg des Vorjahres fast nur verlieren können?

Funkel: Ich kann es zumindest nicht ausschließen, denn diese Punkte sind alle zu 100 Prozent richtig. In dieser Form hat das bis jetzt auch niemand so ausgesprochen, aber der Ansatz ist nicht falsch und den kann ich nicht wegschieben. Aber selbst wenn es so kommen sollte, würde es niemals das in den Schatten stellen, was wir hier erreicht haben. Diese dreieinhalb Jahre hier waren so unfassbar schön, die kann uns keiner mehr nehmen. Daher beschäftige ich mich auch nicht mit dem Gedanken zu
verlieren, sondern einzig damit, wie wir Spiele gewinnen können. Natürlich mussten wir die Mannschaft gewaltig verändern und uns fehlen mit Lukebakio, Raman und Stöger, der mit Kreuzbandriss voraussichtlich die gesamte Hinrunde ausfällt, drei ganz entscheidende Spieler, die im Vorjahr für über 30 Tore verantwortlich waren. Es wird also etwas Zeit kosten, diesen Verlust zu kompensieren, aber ich bin überzeugt davon, dass unsere extrem realistischen Fans uns diese Zeit geben werden, wenn wir weiter das Kämpferherz und die Emotionen zeigen. Deshalb ist eine positive Grundstimmung für uns überlebenswichtig.

Beschäftigen Sie sich dann auch nicht mit Ihrem angekündigten Abschied als Trainer, der ja theoretisch sehr schnell eintreten könnte?

Funkel: Ich habe nur gesagt, dass Düsseldorf meine letzte Trainerstation sein wird - wann immer die auch endet. Das kann ja niemand vorhersagen. Ich habe nochmal unglaublich viel Spaß an diesem Job gefunden, den ich 2014 nach dem Aus bei 1860 München eigentlich schon ad acta gelegt hatte. Jetzt bin ich doch wieder in dem Leben drin, in dem ich 40 Jahre war - weil mir die Bedingungen rundum gefallen. Mein ganzer Freundeskreis ist hier, meine Kinder und meine Mutter leben in der Nähe. Ich brauche nur 15 Minuten zu meinem Wohnort Krefeld und kann jeden Nachmittag dort Tennis spielen oder abends mit Freunden essen gehen. Das war früher nie möglich. Das einzige, was nicht geht, ist häufiger in den Urlaub zu fahren, da ich schließlich nur in der Sommer- oder Winterpause Zeit habe. Darauf verzichte ich schweren Herzens, aber das werde ich dann eben später nachholen.

Aber es gibt ja zahlreiche Klubs in unmittelbarer Nähe Ihres Wohnortes. Könnte es da nicht doch nochmal kribbeln?

Funkel: Nein. Weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es nochmal so schön wie in Düsseldorf wird. Was ich nicht ausschließe, ist eine andere Tätigkeit im Fußball. Aber mit weniger Zeitaufwand und nur vom Standort Krefeld aus.

Der KFC Uerdingen spielt seit dieser Saison auch in der Merkur-Arena in Düsseldorf. Sie leben in Krefeld, haben Ihre Karriere in Uerdingen begonnen. Haben Sie da noch Kontakte?

Funkel: Nein. Bayer und dem KFC gehörten 20 Jahre meines Lebens. Das war eine super Zeit. Aber ich kann mich gerade nicht damit identifizieren, wie dort in den letzten zwei Jahren mit meinen Trainerkollegen umgegangen wird. Dass in Uerdingen Trainer entlassen werden auf Platz zwei, das gefällt mir einfach nicht, weil ich ein anderes Verständnis von Fußball habe. Sportlich hat der KFC natürlich einen Riesennachteil, weil er seit eineinhalb Jahren kein richtiges Heimspiel mehr hat. Die Heimat ist die Grotenburg, hier in die Arena kommen vielleicht 2.000 Zuschauer, da kann keine echte Atmosphäre aufkommen.

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