Mit 20 Treffern in der vergangenen Saison war Cordoba maßgeblich an der Bundesliga-Rückkehr der Geißböcke beteiligt. Zuvor war der im Sommer 2017 für 17 Millionen Euro vom 1. FSV Mainz 05 verpflichtete Profi wegen seiner mageren Torausbeute aber noch als Flop verschmäht worden.
Im Interview mit SPOX und Goal erklärt Cordoba, wie er seine Leidenszeit überwunden hat und warum er keine Genugtuung gegenüber seinen Kritikern verspürt. Außerdem spricht er über seine Liebe zu Gott, seine Anfänge auf den Straßen Kolumbiens und seine vertragliche Situation beim FC.
Herr Cordoba, am Freitag schnuppern Sie wieder Bundesliga-Luft. Was haben Sie sich für das Spiel gegen den BVB vorgenommen?
Jhon Cordoba: Drei Punkte. Ich bin topfit und bereit, mein Bestes zu geben. Dortmund ist stark, aber wir spielen in unserem Stadion mit unseren Fans im Rücken, die sich wie wir Spieler ein Jahr lang nach der Bundesliga gesehnt haben. Deshalb sind wir definitiv nicht chancenlos. Wir wollen ein positives Ergebnis erzielen.
Welchen Spieler finden Sie bei Dortmund am stärksten?
Cordoba: Eindeutig Mats Hummels. Er ist neben Sergio Ramos der beste Verteidiger, auf den ich in meiner bisherigen Karriere getroffen bin. Er ist so spiel- und zweikampfstark, so dominant. Wenn er am Ball ist, hast du als Offensivspieler kaum eine Chance, an den Ball zu kommen.
Im ersten Spiel, bei dem Sie aufgrund einer Rotsperre fehlten, kassierte der FC eine 1:2-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg. Welche Ziele haben Sie sich als Mannschaft für die Saison gesetzt?
Cordoba: Das Ziel im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg muss natürlich sein, in der Liga zu bleiben. Wir wollen den FC langfristig in der Liga etablieren.
Jhon Cordoba: "Aufgeben war keine Option"
Vor einem Jahr wurden Sie nach dem Abstieg von den eigenen Fans ausgepfiffen und kritisiert, nachdem Sie für 17 Millionen Euro vom FSV Mainz 05 gekommen waren und kein Bundesliga-Tor erzielt hatten. Was waren die Gründe für dieses Formtief?
Cordoba: Es war eine sehr unglückliche Phase, in der viele verschiedene Dinge zusammen kamen. Mal war ich angeschlagen, mal hatte ich Pech im Abschluss. Das sollen aber keine Ausreden sein. Für mich war nach der Saison klar, dass ich in der Schuld stand. Bei den Fans, bei der Mannschaft, beim gesamten Verein. Außerdem war ich selbst nicht zufrieden mit mir, weil ich nicht das gezeigt habe, was ich kann.
In der vergangenen Saison haben Sie 20 Tore erzielt. Anschließend wurden Sie zum vereinsinternen "Spieler der Saison" gewählt. Eine Genugtuung?
Cordoba: Nein, Genugtuung habe ich nicht verspürt. Tore zu schießen ist mein Beruf und ich wollte mir in erster Linie selbst beweisen, dass ich noch weiß, wo das Tor steht. Es war keine einfache Situation, aber die Verantwortung dafür hatte ich allein. Also habe ich unermüdlich trainiert, ohne mich mit Worten gegen die Kritik zu wehren. Ich wollte lieber meine Leistung auf dem Platz sprechen lassen. Das hat funktioniert.
Gab es eine Phase, in der Sie sich am Rande der Verzweiflung befanden?
Cordoba: Wenn es schlecht läuft, fragen wir uns doch alle: "Was soll das jetzt? Was mache ich hier eigentlich?" Aufgeben war trotzdem keine Option. Die Unterstützung meiner Familie und die Schwangerschaft meiner Frau haben mich stärker gemacht, die Geburt unserer Tochter Isabella in diesem Sommer war für mich der schönste Augenblick meines Lebens. Was ich sagen will: Negative Situationen gibt es immer. Wenn man aber ein Umfeld hat, das einem Kraft spendet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man sie überwindet. Ich denke, dass alles seinen Grund hat und Gott einen in die richtige Bahn lenkt.
Jhon Cordoba: "Der Glaube an Gott hilft mir"
Welche Rolle spielt Gott in Ihrem Leben?
Cordoba: Eine sehr wichtige. Ich bete täglich und fliege seit Jahren unmittelbar nach der Saison im Juni für zwei Tage nach Mexiko, um dort in einer für mich besonderen Kirche Gebete zu sprechen. Das ist ein schönes Ritual zum Start in den Urlaub. Der Glaube an Gott hilft mir, meine Träume zu verwirklichen.
Ist die kolumbianische Nationalmannschaft einer dieser Träume? Bisher warten Sie noch auf Ihr erstes A-Länderspiel.
Cordoba: Die Nationalmannschaft ist ein Traum, aber auch ein Ziel, das ich mir für die kommenden Jahre gesetzt habe. In erster Linie denke ich aber an meinen Verein. Ich warte nicht auf den Anruf des Nationaltrainers, sondern arbeite daran, mich so gut wie möglich beim FC zu präsentieren, bis für ihn irgendwann kein Weg mehr daran vorbeiführt, mich zu nominieren.
Weitere Tore würden Ihnen dabei sicher helfen. Wie viele haben Sie sich denn für diese Saison vorgenommen?
Cordoba: Ob es diese Saison wieder 20 Tore werden, kann ich nicht sagen. Ich will so viele Tore wie möglich erzielen. Ich setze mir da kein konkretes Ziel. Wenn ich Tore vorbereite, bin ich genauso glücklich.
Warum kommt Ihnen das 4-4-2-System von Trainer Achim Beierlorzer so sehr entgegen?
Cordoba: Ich bin ein mitspielender Stürmer, der sich den Ball auch gerne mal früher abholt und mit seinen Kollegen kombiniert. Als einzige Spitze müsste ich weiter vorne spielen, da könnte ich das nicht.