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Ein Gespräch über Veränderung, den Schock der Nicht-Nominierung für die WM in Russland, Meditation, Ernährung und Tennis.
Mario, Sie sind großer Fan von Game of Thrones. Wie hat Ihnen die letzte Staffel gefallen?
Mario Götze: Game of Thrones ist meine Lieblingsserie. Die Geschichte und die Machart finde ich sensationell. Bei der letzten Staffel scheiden sich die Geister. Generell finde ich schon, dass sie sehr gut gemacht und erzählt ist, aber man hätte sie noch ausführlicher gestalten können. Es gab noch so viele Themen, die man hätte beleuchten können. Beim Ausgang hatte ich mit etwas anderem gerechnet, aber im Endeffekt war die ganze Serie trotzdem eine sehr runde und schöne Sache.
In welchen Charakter aus der Serie können Sie sich hineinversetzten?
Götze: Ich habe von Beginn an sehr stark mit Jon Snow sympathisiert. Seine ganze Geschichte mit ihren Twists war unheimlich spannend.
Sie haben sich im vergangenen Jahr sieben Monate lang von DAZN begleiten lassen. Am 9. Juni kam Being Mario Götze schließlich auf den Markt. Wie haben Sie die Zeit seitdem erlebt?
Götze: Sehr gut. Für mich war es wichtig, auch mal zu hören, wie andere Leute mich sehen. Das war eine einmalige Geschichte. Normalerweise beschäftigt man sich ja nicht so intensiv mit sich selbst und seiner Karriere. All diese Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und sich das selbst nochmal anzuschauen, in der Länge, mit all den Personen, die dabei waren - das war sehr besonders.
DAZN ist im Herbst 2017 mit dem Vorschlag auf Sie zugekommen. Die Zusage war für Sie gleichzeitig auch mit einem Risiko verbunden.
Götze: Es war ein großes Risiko in meiner damaligen Situation. Normalerweise macht man so etwas, wenn man 30 oder 35 Jahre alt ist und eine lange Geschichte mit vielen Wendungen zu erzählen hat. Für mich war es damals aber wichtig. Einerseits, um mich intensiv mit der Vergangenheit zu beschäftigen, andererseits, um mich für die Zukunft zu positionieren und zu zeigen, wer ich bin.
Mario Götze über seine öffentliche Wahrnehmung
Wie wurde die Idee von Ihrem engsten Umfeld gesehen?
Götze: Wenn man etwas Ungewöhnliches macht, ist immer eine gewisse Skepsis da - gerade in dieser Situation. Auf dem Weg zur und unmittelbar vor der Veröffentlichung gab es viele, die eher negativ eingestellt waren und mir davon auch abgeraten haben. Im Nachhinein war es eine sehr positive Geschichte.
Bei Ihnen hatte man früher das Gefühl, Sie könnten gar nichts richtig machen. Werden Sie seit der Doku anders wahrgenommen?
Götze: Ja. Ich glaube schon, dass die Doku die ideale Plattform für mich war, um zu zeigen, wie ich wirklich bin. Es ist wichtig, meinen ganzen Werdegang zu verstehen und ich glaube, dass die Doku bei manchen Journalisten und Medien etwas ausgelöst hat, das mir hilft. Vieles wird seitdem positiver gesehen.
Von den Fans auch?
Götze: Ich glaube schon, wobei da sicher auch die vergangene Saison eine Rolle gespielt hat.
Auf Ihr Tor im WM-Finale 2014 gegen Argentinien werden Sie inzwischen eigentlich gar nicht mehr reduziert.
Götze: Auf jeden Fall weniger. Natürlich hat das auch etwas damit zu tun, dass es inzwischen fünf Jahre her ist, trotzdem scheint die Aktualität jetzt eine größere Rolle zu spielen, als es zuvor der Fall war.
Die Doku endet mit der Nichtnominierung für die Weltmeisterschaft 2018. War das der Tiefpunkt Ihrer Karriere?
Götze: Es war auf jeden Fall sehr grenzwertig und hart. Ich bin Profi, seitdem ich 17 Jahre alt bin. Ich kam mit 18 zur Nationalmannschaft, habe Erfolge gefeiert und 63 Länderspiele gemacht. Die Turniere sind immer etwas Besonderes. Trotzdem war die Nichtnominierung mit zwölf Monaten Abstand eine wichtige Erfahrung für mich, aus der ich gelernt und die richtigen Schlüsse gezogen habe. Das hat mich einen Schritt weitergebracht.
Mario Götze jetzt froh über Nicht-Nominierung bei der WM
Wie sind Sie mit der Nichtnominierung umgegangen?
Götze: Da es eine neue Situation war, konnte ich mich im Vorfeld nicht darauf vorbereiten. Die Absage zu bekommen, war wirklich hart. In solchen Situationen ist mir die Zuneigung aus meinem engen Umfeld ganz wichtig.
Fließen bei einem Mario Götze in solchen Situationen auch mal Tränen?
Götze: Nein, dafür bin ich nicht der Typ. Natürlich war es hart, trotzdem bringt es nichts, negativ zu denken und Trübsal zu blasen. Ich versuche, aus solchen Situationen Kraft zu ziehen und Lösungen zu finden. Wenn man solche Situationen mit wirklichen Problemen anderer Menschen vergleicht, sind es eben doch nur Kleinigkeiten.
Waren Sie im Nachhinein sogar froh, nicht bei der WM dabei gewesen zu sein?
Götze: Bei dem Turnierverlauf und Ausgang eigentlich schon. Einerseits ist es schade, dass ich nicht bei der Reise dabei war, weil so eine Vorbereitung und so ein Turnier nichts Alltägliches sind. Andererseits hatte ich dadurch einen längeren Urlaub und konnte somit vernünftig in die Saison starten.
Es war der erste Sommer, in dem Sie wirklich abschalten konnten, ohne ein Turnier zu spielen oder eine Verletzung auszukurieren. Ist es Zufall, dass anschließend eine Leistungsexplosion folgte?
Götze: Ich glaube schon, dass da ein Zusammenhang besteht. Für mich war der längere Urlaub wirklich wichtig. Mir tat es gut, mal abzuschalten, zu reisen und andere Länder zu sehen. Das war in dieser Form in den Jahren zuvor nicht möglich. Auch dadurch hatte ich während der vergangenen Saison die Substanz, mental und physisch über zehn Monate das Beste aus mir herauszuholen.