Vier Bundesliga-Spiele, vier Niederlagen: Das mag vielen auf Schalke sehr bekannt vorkommen. Schon vor zwei Jahren startete Königsblau ähnlich fatal (auch das fünfte Spiel ging verloren) und erholte sich davon nicht mehr. Am Ende trudelten die Knappen auf Platz zehn ein, der damalige Trainer Markus Weinzierl verlor deswegen seinen Job.
Nun befindet sich Nachfolger Domenico Tedesco in einer ähnlichen Lage. Auch wenn der 33-Jährige aufgrund der tollen letzten Saison natürlich noch etwas mehr Kredit hat, als es bei Weinzierl der Fall war. Die Vize-Meisterschaft scheint trotzdem bereits Lichtjahre zurück zu liegen, stattdessen macht sich Unmut im Umfeld am Berger Feld breit.
Natürlich war das Auftaktprogramm mit Bayern, den starken Herthanern und auch Gladbach alles andere als leicht, doch vor allem die Art und Weise ließ die Sorgenfalten bei einigen Schalker Verantwortlichen bedenklich groß werden.
Schalke: Tedesco glaubt an Aufschwung
"Wir machen uns alle Sorgen, das ist normal", gab Sportvorstand Christian Heidel auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim SC Freiburg zu. An der Ausrichtung für die Saison ändert dies aber nichts, wie Heidel beteuerte. "Wir werden nach vier Spielen nicht die Saisonziele korrigieren."
Wie diese genau aussehen, wurde ohnehin kaum kommuniziert. Platz zwei scheint nicht wiederholbar zu sein, dafür warten nun entscheidende Wochen. "Wir haben großen Respekt vor der Situation", beteuerte Tedesco, um im nächsten Satz aber sofort zu erklären, dass es in zwei, drei Wochen schon wieder anders aussehen werde.
Mut macht zumindest das Menü, welches Königsblau in den kommenden Wochen serviert bekommt. Nach dem Gastspiel im Breisgau geht es gegen Mainz 05, bevor man in der Champions League zu Lokomotive Moskau reisen muss. Es folgen Spiele in Düsseldorf und gegen Werder Bremen.
Schalke nach vier Spielen in den vergangenen Spielzeiten
Saison | Punkte | Tore | Endplatzierung |
2013/14 | 4 | 6:9 | 3. |
2014/15 | 2 | 5:9 | 6. |
2015/16 | 7 | 6:5 | 5. |
2016/17 | 0 | 1:8 | 10. |
2017/18 | 9 | 7:3 | 2. |
2018/19 | 0 | 2:8 | ? |
Schalke: Die Stärken der vergangenen Saison sind keine mehr
Auf dem Papier scheint dies durchaus machbar, aber der gemeine Beobachter der Schalker dürfte auch wissen, welche Hürden es mit sich bringt. Noch zu Saisonbeginn versuchten sich die Knappen mit mehr Positionsspiel und Ballbesitz - bekanntlich ohne Erfolg. "Schlichter" sollte es werden, wie es Tedesco ausdrückte, das Ergebnis war vor allem in der Champions League richtig zähe Kost. Gegen Porto und die Bayern schossen die Schalker nur fünf Mal aufs Tor - in 180 Minuten in der heimischen Arena.
Zugegeben, auch vergangene Saison spielte Schalke seine Gegner nicht komplett schwindelig und erfand das Rad nicht neu, doch eine sattelfeste Abwehr und hervorragende Standards, bei denen häufig Naldo gefunden wurde, sorgten für pragmatischen Ergebnisfußball (neun der 18 Siege mit einem Tor Unterschied). Der ist aber in allen Facetten bisher ausgeblieben, eine Weiterentwicklung fand nicht statt. S04 kassierte in der Liga in jedem Spiel jeweils zwei Buden und erzielte selbst erst einen Treffer nach einem Standard - ein Elfmeter von Nabil Bentaleb.
Ex-Trainer Weinzierl kritisiert Nachfolger
Fläche für Kritik bot dies jede Menge - und diese nutzte ausgerechnet Ex-Trainer Weinzierl bei Wontorra - der Talk bei Sky. "Es ist die Frage, ob es zukunftsträchtig ist, nur defensiv zu denken beziehungsweise das Spiel auf einen 36-Jährigen zuzuschneiden", spielte Weinzierl auf die Personalie Naldo an. "Im vergangenen Jahr hat es funktioniert, da ist viel für Schalke gelaufen. Da kann eine Mannschaft mit dem notwendigen Spielglück auch eine Euphorie entwickeln und Zweiter werden, wenn andere schwächeln."
Der Kern dieser Kritik ist durchaus nachvollziehbar. Tedesco kannte diese Aussagen allerdings gar nicht und wollte nicht weiter darauf eingehen.
Dennoch verteidigte Tedesco weiterhin seine Ausrichtung, für ihn sei die Spielweise nicht destruktiv und zudem ein Aufwärtstrend zu erkennen. "Wir igeln uns nicht ein", beteuerte Tedesco weiter, der sich ebenfalls die Option offen hielt, mal wieder auf eine defensive Viererreihe zu setzen.
Schalke: Hoffen auf Standards?
Ein weiterer Hebel sind die Standardsituationen, die bisher an beiden Enden des Feldes ein unerwartetes Problem sind. Mal waren die eigenen ruhenden Bälle unglaublich schwach getreten, mal stimmten die Laufwege im Strafraum nicht. Für Tedesco ein Rätsel, aber gleichzeitig auch eine Hoffnung. "Wir glauben, dass wir weiter genug Wucht haben. Wir trainieren das permanent und versuchen, Automatismen aufzubauen. Der Knoten muss nun platzen."
Nur: Anders als im Vorjahr gibt es weniger Einheiten, um solche Automatismen zu entwickeln. Die Doppelbelastung gab es im vergangenen Jahr nicht, dazu ist sie auch für viele Eckpfeiler im Kader Neuland - auch für Tedesco selbst. Vier Spiele stehen in den kommenden zwölf Tagen an, danach werden viele Schalker auf Länderspielreise sein.
Schalke: Tedesco kündigt Strafe für Di Santo an
Doch es gibt es auch noch andere Brandherde zu löschen. Die emotionale Auseinandersetzung mit Franco Di Santo nach dessen Auswechslung sorgte natürlich ebenfalls für Wirbel. Gegenwind von den eigenen Spielern gab es in der Ära Tedesco noch nie, auch dieser Vorfall zeigt die delikate und angespannte Situation rund um die Veltins-Arena.
Tedesco war am Montag darum sichtlich bemüht, diesen Vorfall dezent weg zu moderieren. "Franco hat sich vor mir und vor der Mannschaft entschuldigt. Diese Entschuldigung haben wir angenommen." Es werde eine Strafe geben, danach sei die Sache erledigt. Auch das Ausmaß wurde nicht kommuniziert.
Es ist eine weitere Episode eines verkorksten Saisonstarts. In Freiburg muss nun dringend gepunktet werden, um die ohnehin schon gewaltige Hypothek nicht noch größer werden zu lassen und das Umfeld einigermaßen zu beruhigen.
Dabei waren die Knappen nach der Niederlage in Gladbach am 3. Spieltag noch zu Scherzen aufgelegt. So klopfte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies seinem Coach auf die Schulter und sagte mit einem Augenzwinkern an Weinzierl erinnernd, dass Tedesco noch zwei Pleiten gut habe.
Schon im Breisgau könnte dieser Kalauer bittere Realität werden.