Seit über 35 Jahren verbindet Schalke und Nürnberg eine leidenschaftliche Fanfreundschaft. Doch Königsblau stellt sie vor eine Belastungsprobe. Nicht zum ersten Mal.
Bereits im Januar 2016 lockte Schalke Alessandro Schöpf vom Club nach Gelsenkirchen, nur um zwölf Monate später auch noch Guido Burgstaller aus Franken loszueisen. 2018 hat S04 erneut zugeschlagen und sich die Dienste von Cedric Teuchert gesichert.
Der Club stemmte sich nach Kräften gegen den Abschied seines Talents, wollte den im Sommer auslaufenden Vertrag unbedingt verlängern und signalisierte seinen Willen mit mehreren aufgebesserten Offerten - doch Teuchert ließ den 1. FCN abblitzen. "Es ist kein Geheimnis, dass wir Cedric gerne langfristig an uns gebunden hätten", erklärte FCN-Sportvorstand Andreas Bornemann. "In Abwägung aller mit diesem Transfer verbundenen wirtschaftlichen Aspekte haben wir dem Wunsch des Spielers entsprochen, ihn bereits jetzt ziehen zu lassen."
Heidel freut sich über Teuchert-Verpflichtung
Wie hoch die wirtschaftlichen Argumente letztlich ausfielen, verrieten die Vereine nicht, übereinstimmmenden Medienberichten zufolge darf sich der Club aber mit einer Ablöse in Höhe von rund einer Million Euro, die sich dank Klauseln verdoppeln kann, trösten. Eine Summe, die in Gelsenkirchen wohl kaum für Bauchschmerzen sorgen wird. "Wir haben uns intensiv um Cedric bemüht und freuen uns sehr, dass er sich jetzt für einen Weg mit Schalke 04 entschieden hat", kommentierte Christian Heidel.
Der Schalker Sportvorstand hat derzeit ohnehin alle Hände voll zu tun. Leon Goretzkas Abschied ist nur eine Frage der Zeit und die nächste Verstärkung ist bereits im Anflug: Marko Pjaca (22). Im Werben um den Kroaten hat Schalke offenbar die Wölfe ausgestochen. Die neueste Verstärkung, Cedric Teuchert, hat er mit einem Vertrag bis 2021 ausgestattet.
Teuchert passt perfekt zur Schalker Vision, mit jungen, talentierten Perspektivspielern in die Champions League zu stürmen: Der 1,82 Meter große Rechtsfuß vereint mit seinen zarten 20 Jahren bereits viele wichtige Fähigkeiten für einen Mittelstürmer: Er ist schnell, dribbelstark und immer auf der Suche nach dem direkten Weg zum Tor.
"Cedric ist ein junger, talentierter Spieler, der über eine freche Spielweise und einen guten Torriecher verfügt", beschreibt Domenico Tedesco das Potenzial seines neuen Schützlings, dessen Talent nie in Frage gestellt wurde.
Teuchert: "Habe mich auf meinem Talent ausgeruht"
Seit der U15 durchlief der gebürtige Coburger alle Jugendnationalmannschaften, 2012 wechselte er zum Nürnberger Nachwuchs und im November 2014 debütierte der damals 17-Jährige in der 2. Liga. Doch Teucherts Weg war nicht nur mit Highlights gepflastert. Auf der Suche nach einem Platz im Kader wurde er in der Sommervorbereitung 2015 vom damaligen Trainer, Rene Weiler, nach nur drei Tagen im Trainingslager aufgrund körperlicher Defizite vorzeitig nach Hause geschickt.
"Die Besten ziehen vorneweg, die anderen müssen versuchen, auf diesen Zug aufzuspringen. Wer nicht mitkommt, auf den warten wir nicht", lautete die vielsagende Begründung. "In der Jugend habe ich mich ab und zu auf meinem Talent ausgeruht", gestand Teuchert im Mai 2017 in einem Interview mit der Bild und fügte an: "Irgendwann ist der Schalter dann umgelegt worden. Jetzt weiß ich, worauf es ankommt, woran ich arbeiten muss."
Diese Mentalitätsumstellung trug Früchte: Der Angreifer entwickelte sich vom Einwechselspieler zum echten Faktor im Nürnberg und bewies seine Qualität mit acht Torbeteiligungen (6 Treffer, 2 Vorlagen). Dabei hätte die Statistik durchaus besser ausfallen können, doch Michael Köllner kürzte seine Minuten zum Ende der Hinrunde.
Cedric Teuchert: Statistiken der letzten drei Jahre
Saison | Einsätze | Tore | Vorlagen |
2017/18 | 15 (8 Einwechslungen) | 6 | 2 |
2016/17 | 21 (17 Einwechslungen) | 4 | 3 |
2015/16 | 4 | 1 | 1 |
Teuchert ein Wunschspieler von Tedesco
Einsatzzeit wird Teuchert, der auch mit Stuttgart in Verbindung gebracht wurde, auch auf Schalke nicht geschenkt bekommen. Beim Tabellenzweiten der Bundesliga tummeln sich mit Donis Avdijaj (21), Breel Embolo (20), Franco Di Santo (28), Fabian Reese (20) und eben Burgstaller (28) zahlreiche potenzielle Mittelstürmer. Gerade am Toptorschützen Burgstaller dürfte dank seiner Empfehlung von wettbewerbsübergreifend 20 Toren im Kalenderjahr 2017 nur schwer ein Weg vorbei führen.
Im Kampf um einen Platz an seiner Seite hat Teuchert, der auch auf dem rechten Flügel agieren kann, zumindest mittel- bis langfristig durchaus realistische Chancen. Zumal der Neuzugang als absoluter Wunschkandidat von Tedesco gilt, der Coach hat ihn höchstpersönlich gescoutet. "Wir wollen, dass er mit uns gemeinsam den nächsten Schritt macht und sich entsprechend weiterentwickelt", erklärte Tedesco.
Behält Teuchert seinen Schwung der letzten Monate bei, könnte er nicht nur den gleichen Weg wie Burgstaller einschlagen, sondern auch spielerisch in seine Fußstapfen treten. In Nürnberg werden sie derweil hoffen, dass die Fanfreundschaft in den nächsten Transferphasen nicht wieder strapaziert wird.