Fast wäre Kevin-Prince Boateng zu Wochenbeginn auf der großen Bühne des Weltfußballs gelandet. Der extrovertierte Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt war für den Puskas-Preis der FIFA nominiert, der für das schönste Tor des Jahres vergeben wird. Die Gala fand am Montag in London statt - Teppich und Blitzlichtgewitter inklusive. Eine Bühne, eigentlich wie gemacht für den 30-Jährigen.
Nur landete Boatengs Treffer, erzielt noch für den spanischen Klub UD Las Palmas, nicht unter den Top3. Die Ehrung fand ohne "Prince" statt, dem das vielleicht auch gar nicht so wichtig war. Schließlich sagte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic kürzlich, der Spielmacher sei in den vergangenen Monaten viel ruhiger geworden.
"Der Prince ist auch älter geworden. Er ist ja nicht mehr 18, sondern 30", sagte Bobic der Sport Bild: "Das Jahr in Las Palmas auf Gran Canaria hat ihm richtig gutgetan. Er ist zur Ruhe gekommen. Jetzt füllt er seine Rolle in unserer Mannschaft super aus. Er ist der Fixpunkt für viele junge Spieler." In Abwesenheit des verletzten Marco Fabian (Lendenwirbel-Probleme) nahm Boateng die Rolle des Dirigenten im Frankfurter Mittelfeld ein.
Boateng: Vom Bad Boy zum Leader
"Ich bin sehr zufrieden bisher", sagte Boateng: "Natürlich kann alles immer noch etwas besser laufen. Meine Fitness wird von Spiel zu Spiel besser werden, sodass ich für noch mehr entscheidende Momente in einer Partie sorgen kann. Aber bald bin ich dann komplett bei 100 Prozent, das kann ich versprechen."
Seine Qualitäten als aggressiver Antreiber hatte er zuvor in allen großen Ligen des Kontinents unter Beweis gestellt. In der vergangenen Saison bestritt er 28 Partien für Las Palmas in der Primera Division, zudem kommt Boateng auf 85 Einsätze in der Serie A für den FC Genua und den AC Mailand. 37 Spiele stehen für ihn in der englischen Premier League für Tottenham Hotspur und den FC Portsmouth zu Buche. "Ich bin wie ein Chamäleon. Ich komme überall zurecht", sagte Boateng bei seiner Vorstellung in Frankfurt.
Boateng: Nähe zur Familie "sehr positiv"
Immer wieder zog es den Deutsch-Ghanaer dazwischen aber in seine Heimat zurück, in seinem Geburtsort Berlin begann er bei Hertha BSC seine Karriere. Es folgten Stationen bei Borussia Dortmund und Schalke 04, insgesamt hat Boateng bislang 98 Bundesligaspiele absolviert.
"Neben dem Sportlichen hat sich der Wechsel auch privat gelohnt. Ich bin nun näher an meiner Familie dran. Auch das ist sehr positiv", sagte Boateng. Seine Frau Melissa Satta und sein Sohn Maddox leben im Mailand. "Von hier aus ist es ein Katzensprung", sagte Boateng bei seiner Ankunft in Frankfurt.
Boateng avancierte in den vergangenen Jahren vom Bad Boy zum Familienmensch. Den Papa spielt er mittlerweile als einer der Dienstältesten auch in Frankfurt. Einer, der nicht erzählt, sondern es seinen Teamkollegen vorlebt, wie Bobic den Neuzugang beschrieb: "Er verliert nie die Ruhe, wirkt sehr ausgeglichen und besonnen auf die Mitspieler ein. Das macht er auch in der Kabine. Da sorgt er für positive Stimmung."