Warum länger quälen, Andre?!

Von Thomas Gaber
Andre Breitenreiter ist der Trainer von Schalke 04
© getty

Andre Breitenreiter fightet ehrenhaft um seinen Job als Trainer von Schalke 04. Doch er hat unabhängig vom Ausgang der Saison keine Chance, diesen Kampf zu gewinnen. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Thomas Gaber.

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Halb gequält, halb zynisch reagierte Andre Breitenreiter auf die Frage des Sky-Reporters. "Da haben Sie zum Einstieg ja eine ganz spannende Frage gestellt", sagte der Schalke-Coach auf die Konfrontation mit seiner laut Sky fixen Beurlaubung nach Saisonende.

Breitenreiter wehrte sich gegen das Gehabe des Reporters, der ihm beim Versuch, die Frage zu beantworten, ins Wort fiel. "Dann können wir das Interview hier gleich abbrechen", sagte er und stellte klar, dass er auch nächste Saison Trainer von Königsblau sein werde. Schließlich habe er ja noch einen gültigen Vertrag.

Dass die im Trainergeschäft mittlerweile ähnlich wenig Bedeutung haben wie Spielerverträge, dürfte Breitenreiter eigentlich nicht entgangen sein. RB Leipzig ist gerade dabei, Ralph Hasenhüttl dem FC Ingolstadt abzukaufen und Schalke muss sich dem Anschein nach mit dem FC Augsburg nur noch auf eine Ablösesumme für Markus Weinzierl einigen. In diesem Fall geht es um Breitenreiters Job und den versucht er auf Gedeih und Verderb zu behalten.

Breitenreiter lügt sich in die eigene Tasche

Er habe mit Schalke die Vorgaben (schöneren Fußball, Besänftigung der Fans, oberes Tabellendrittel) bislang erreicht, S04 befinde sich mit ihm im Soll. Man könnte jetzt Korinthen kacken und Breitenreiter darauf hinweisen, dass der aktuelle siebte Tabellenplatz nicht im oberen Drittel liegt.

Entscheidend ist aber, dass sich Breitenreiter in die eigene Tasche lügt. Nach einem guten Start hat er die eigenen, offensiv formulierten Ansprüche nicht erfüllt. Schalke ist auch unter Breitenreiter weit entfernt von sportlicher Konstanz. Von den letzten 28 Pflichtspielen haben die Knappen nur zehn gewonnen, vor allem das blamable Europa-League-Aus gegen Donezk oder Leistungen wie beim 0:3 in Ingolstadt bleiben im Gedächtnis. Nach dem Donezk-Spiel kritisierte er die Erwartungen der Fans; dabei hatte er selbst zuvor den Gewinn der Europa League als Ziel ausgegeben.

Breitenreiter fightet ehrenhaft um die Fortsetzung seiner Arbeit auf Schalke. Und er hat die Unterstützung der Mannschaft. "Wir haben einen hervorragenden Trainer", sagte Ralf Fährmann nach dem 0:3 in München. Und auch Horst Heldt ergriff für Breitenreiter Partei und bezeichnete die Interviewführung des Sky-Reporters als "respektlos".

Kein Bekenntnis zu Breitenreiter

Doch Breitenreiter steht vier Spieltage vor Saisonende als lame duck da. Heldt hat als scheidender Sportvorstand Horst Heldt eigentlich nichts mehr zu melden auf Schalke und arbeitet ab.

Der starke Mann bei S04, Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, vermeidet seit Wochen ein klares Bekenntnis zu Breitenreiter und lobt in Interviews stattdessen Heldt-Nachfolger Christian Heidel mit dem Hinweis, dass dieser bei Personalentscheidungen in Mainz sehr häufig richtig gelegen habe, gerade auch bei Trainereinstellungen.

Tönnies setzt voll auf die Innovationen des neuen Sportchefs und gibt ihm freie Hand. Zudem wirbt er bei den Fans heftig um Unterstützung für seine Wiederwahl als Boss des Kontrollgremiums. Er vertraut darauf, dass die aktuelle sportliche Schieflage geräusch- und konsequenzenlos an ihm vorüberzieht.

Breitenreiter hat sicher Fehler gemacht, aber in diesem Umfeld ist es nahezu unmöglich, vernünftig zu arbeiten. Er kann den Kampf auf Schalke nicht gewinnen.

Andre Breitenreiter im Steckbrief

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