17 Spiele, 15 Siege, ein Unentschieden, eine Niederlage. Was der FC Bayern in dieser Saison mit der Bundesliga anstellt, ist aber nicht nur in simplen Zahlen festzuhalten. Nicht einmal die erzielten 46 Tore, die lächerlichen acht Gegentore oder die gewohnt beeindruckenden Passstatistiken wollen so recht darlegen, was Pep Guardiola in seinem dritten Jahr erschaffen hat.
Ein Monster rufen die einen, die beste Mannschaft der Welt die anderen. Der Trainer selbst ist zufrieden. So zufrieden, dass er nach dem letzten Schlusspfiff der Saison seine Sachen an der Säbener Straße packen wird. Wie viele Niederlagen er bis dahin noch erleiden wird, steht in der Sternen. Klar ist nur eins: Viele werden es nicht.
Guardiolas Vermächtnis in München: Pep oder Pal?
Die Stärke des FC Bayern in dieser Saison ist beeindruckend. Von Sieg zu Sieg ging es durch die Bundesliga, nur Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach knöpften dem Rekordmeister Punkte ab. Die Bayern spielen einfach jedes Spiel aufs neue ihren Stiefel herunter - könnte man meinen. Wären da nicht die Experimente, die Versuche der gegnerischen Trainer, Guardiolas Spielern Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
Die Stärken des FC Bayern
Vor jedem Spiel zerbrechen sich diese den Kopf und suchen in der breit gefächerten Welt der Taktik irgendein noch so kleines Schlupfloch, das den Besuch in der Allianz Arena nicht nur erträglich, sondern erfolgreich gestaltet. Aber der Tabellenführer hat die Schlupflöcher in den letzten Jahren Stück für Stück gestopft.
Der Spielaufbau fällt ihnen leicht wie kaum einer anderen Mannschaft. Die zahlenmäßige Besetzung der ersten Aufbaulinie ist praktisch frei anpassbar, die ständigen Bewegungen von Linie zu Linie, hier ein Abkippen, dort ein Aufrücken, sind nicht nur im Kopf des Trainers, sondern auch der Spielintelligenz vieler Akteure zu verdanken.
Die perfekte Raumaufteilung des Feldes in fünf oder bisweilen sechs vertikale Streifen ermöglicht ideale Passabstände. Freie Positionswechsel machen eine mannorientierte Verfolgung einzelner Spieler schwer. Ein Mittelfeldspieler fällt nach links hinten, besetzt damit einen der sechs Streifen, der linke Außenverteidiger bewegt sich nach vorne und in den anliegenden rechten Streifen.
Für mobile Nutzer: Bayerns Struktur in Ballbesitz
Seitenwechsel und Zwischenlinienspiel
Das macht die Bayern nahezu unverwundbar, was Angriffspressing angeht. Die fußballerische Stärke Manuel Neuers kommt noch hinzu. Wer eine Guardiola-Mannschaft im Spielaufbau attackieren will, gerät unweigerlich in gefährliche Unterzahl in anderen Bereichen des Feldes.
Haben die Bayern erst den Spielaufbau hinter sich gelassen, läuft der Ball nicht minder gut. Es geht durch die Mitte, die Flügel oder die Halbräume dazwischen, das funktioniert fließend und jederzeit anpassbar. Kurze Überzahlmomente in einem Raum ermöglichen - hier kommt wieder die Raumaufteilung mit sechs besetzten Streifen ins Spiel - den schnellen Seitenwechsel.
Dazu kommen acht horizontale Streifen, in denen sich die Bayern bewegen, wie das gut versteckte, aber über Satellitenbilder einsehbare Trainingsfeld an der Säbener Straße verrät. So bleiben die Abstände richtig, Verbindungen zwischen Spielern werden nicht durch zu schwere Passwinkel zerrissen.
Zudem oft vernachlässigt: Die dadurch herausragende Struktur nach Ballverlusten, um direkt ins Gegenpressing zu gehen sowie ein eingespieltes Angriffspressing mit harmonierenden Mann- und Raumorientierungen, das den Gegner immer nach außen drängen will.
Für mobile Nutzer: Die Angriffs- und Chancenverteilung der Bayern
Gleichzahl nicht gleich Gleichzahl
Diese rudimentäre Analyse lässt schon einige Schlüsse zu: Wer gegen den FC Bayern bestehen will, der muss unglaublich kompakt stehen, die Abstände zwischen den Spielern möglichst klein halten und doch extrem schnell und gut koordiniert umschalten, um auch offensiv Gefahr auszustrahlen.
Eine hohe Kompaktheit, ständige Überzahl in Ballnähe - gegen den FC Bayern muss eine quantitative Gleichzahl nicht auch qualitative Gleichzahl bedeuten - sowie ein gut ausgearbeiteter Plan nach Balleroberung sind entscheidend. Viele Gegner entschließen sich zudem dazu, vor allem anderen die Mitte zu verschließen, am gefährlichsten ist schließlich noch immer der Raum zentral vor dem Tor.
Das mag einfach klingen, gescheitert sind dennoch 15 von möglichen 17 Mannschaften. Die Frage, die sich oft stellt, ist die zwischen Taktik und eigentlicher Ausrichtung der Mannschaft. Wer gegen 16 Mannschaften der Bundesliga in einem 4-2-3-1-Grundsystem aufläuft, wird Probleme haben, gegen den FC Bayern eine Fünferkette auf höchstem Niveau auf den Platz zu bringen. Dennoch wählen viele Trainer diesen Weg.