Heldt: "Die Herzen erstmal verloren"

SID
Auf Schalke hängt auf Grund der miesen Leistungen in den letzten Wochen der Haussegen schief
© getty

Als das Ticket für die Europa League gelöst war, ließen sich die Spieler von Schalke 04 noch einmal von allen beschimpfen. 20 Minuten nach dem äußerst glücklichen 1:0 (0:0) gegen den Abstiegskandidaten SC Paderborn kehrten die königsblauen Profis aus der Kabine zurück, entgegen schlug ihnen geballte Wut. Der Trostpreis tröstete niemanden, im Gegenteil: Der Abschied von den eigenen Fans geriet zum Spießrutenlauf.

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"Das Fass ist übergelaufen", stellte Torwart Ralf Fährmann nach der "Unehrenrunde" mit gellenden Pfiffen und wüsten Beschimpfungen fest. Und Sportvorstand Horst Heldt, der noch lange nach Spielschluss vor dem Haupteingang der Arena mit den aufgebrachten Anhängern diskutierte, gab zu: "Die Herzen haben wir erst mal verloren."

Der Manager war neben Aufsichtsratschef Clemens Tönnies derjenige, der am Ende einer verkorksten Saison im Auge des Proteststurms der Schalker Anhänger stand. Mit dem Spruch "169 cm Inkompetenz" auf einem der zahlreichen Transparente, die den Unmut dokumentierten, war eindeutig Heldt gemeint. Dass er am vergangenen Montag mit dem Doppelrauswurf von Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam sowie der vorläufigen Suspendierung von Marco Höger Härte gezeigt hatte, nutzte wenig - weder bei den Fans noch bei der Mannschaft.

Eine Halbzeit lang Schweigen

Die Anhänger schwiegen wie angekündigt eine Halbzeit lang, geigten der Führungsetage aber deutlich die Meinung. "Der Fisch stinkt vom Kopf" war ebenso unmissverständlich wie: "Alles hat ein Ende, auch die Tönnies-Wurst." Fleischfabrikant Tönnies, der starke Mann auf Schalke, der zuletzt erstmals ein wenig von Heldt abgerückt war, wollte sich nach den Anfeindungen nicht äußern.

Keine Reaktion auf die Freistellungen der beiden Großverdiener und den Fanboykott zeigte das Team des umstrittenen Trainers Roberto Di Matteo. Während die ums sportliche Überleben kämpfenden Paderborner ihren Coach Andre Breitenreiter mit einer überzeugenden Vorstellung stolz machten ("dominant, spielfreudig, mutig"), setzte der einstige Champions-League-Anwärter Schalke seinen Abwärtstrend fort.

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Dass die erneut indiskutable Leistung am Ende sogar mit einem Sieg und der Qualikation für die Europa League belohnt wurde, lag an der fehlenden Cleverness der Paderborner Offensive und an Uwe Hünemeier. Der SCP-Verteidiger köpfte den Ball ins eigene Tor (88.) und den Neuling fast schon in die 2. Liga.

"So einfach wird es nie wieder auf Schalke"

"Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand", klagte Mittelfeldspieler Moritz Stoppelkamp. Selbst mit einem Sieg im letzten Spiel gegen den VfB Stuttgart können die Ostwestfalen bestenfalls noch den Relegationsplatz 16 erreichen - wenn Schalke nicht beim Hamburger SV verliert. "Wenn wir gewonnen hätten, wären wir richtig drin", meinte Stoppelkamp, "so einfach wird es nie wieder auf Schalke."

Das spürte auch Heldt. "Es war ein emotionaler Ausbruch", meinte der Sportvorstand. Dass sich der Graben zwischen Fans und Mannschaft schnell zuschütten lässt, glaubt der Ex-Profi nicht: "Das wird nicht von heute auf morgen gehen, da hat sich zu viel angestaut. Da muss man sich vorsichtig herantasten." Dass er daran gemeinsam mit Di Matteo mitwirken darf, steht für Heldt außer Frage: "Wir werden es alle zusammen anpacken."

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