"Der Fußball muss seine Selbstreinigungskräfte mobilisieren oder sich helfen lassen, denn ich glaube, dass das Maß irgendwann voll ist", sagte Simon dem Tagesspiegel: "Es war schon immer so, dass ab einer gewissen Dekadenz auch große Systeme zerbrochen sind. Dann kippt das und wir gucken vielleicht Handball."
Simon ist Mitglied der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, von der am Montag erste Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gelangt waren. Demnach sei in den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" beim Bundesligisten VfB Stuttgart "im größeren Umfang" und "wenn auch nur punktuell nachweisbar" auch beim damaligen Zweitligisten SC Freiburg Anabolika-Doping vorgenommen worden.
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Dem Mainzer Doping-Forscher fehle bei der Aufklärung der politische Wille. "Es sollte ihn aber vor allem dann geben, wenn Minderjährige in einer Form von dem System eingenommen werden, dass die Persönlichkeit massiv geändert wird", sagte Simon: "Und für solche Konstellationen ist der Staat verantwortlich. Es geht darum, nicht auszublenden, dass es dabei um Mitbürger und Mitbürgerinnen geht, die man schützen muss. Sie sind als teilweise minderjährige Leistungssportler das absolut schwächste Rad in einem Milliarden-Dollar-Business."
Keine Interesse an Doping
Es werde aber "nichts getan, nichts investiert, um den Missbrauch dieser Spieler und ihrer Körper zu stoppen", warnte Simon: "Das ist eine Unverschämtheit, nichts anderes. Ich kann es mir nur so erklären, dass allein die Frage nach Doping im Fußball ein absolutes Tabu ist."
Die Argumentation, Doping bewirke im Fußball nichts, hält Simon für falsch. "Man muss doch nur mal an die Basisvernunft der Leute appellieren", sagte der Doping-Experte: "Es ist doch jedem klar, dass man eine entsprechende Kondition haben muss, um diese Spitzenleistungen zu bringen, die wir vor dem Fernseher sehen." Doch "praktisch keiner" habe Interesse daran, das System Fußball kritisch zu hinterfragen.
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