Drei Trainer, keine Position

Von SPOX
Moritz Leitner kann beim VfB Stuttgart nicht so richtig Fuß fassen
© getty

Moritz Leitner hat auch bei seinem dritten Trainer in Stuttgart Schwierigkeiten, sich in der Mannschaft zu etablieren. Beim SC Freiburg liegt derweil ein Youngster auf der Lauer, während es beim Hamburger SV zumindest in der U 23 gut läuft. Und: Kasper Hjulmand setzt trotz der späten Zugänge auf die Jugend.

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VfB Stuttgart: Drei Spiele, zwei Einwechslungen, 24 Minuten Spielzeit. Die bisherige Saisonbilanz von Moritz Leitner würde einen A-Jugendlichen, der bei den Profis erste Erfahrungen sammelt, zufriedenstellen. Bei Leitner ist dies sicherlich nicht der Fall. Der 21-Jährige hatte vor gut einem Jahr einer Leihe zum VfB zugestimmt, um dort mehr Spielzeit zu bekommen als beim BVB, wo er sein Talent in wenigen Einsätzen nur andeuten durfte. Stattdessen hat sich für den Mittelfeldmann mittlerweile auch bei den Stuttgartern eine ähnliche Situation ergeben, seine Position hat er dort bisher nicht gefunden. Hatte Leitner zum Anfang der vergangenen Saison noch fast immer in der Startelf gestanden, verringerte sich seine Einsatzzeit beständig, bis er am Ende im Abstiegskampf von Huub Stevens überhaupt nicht mehr berücksichtigt wurde.

Stevens ist mittlerweile weg und durch Armin Veh ersetzt worden. Für jeden Akteur gab es dadurch eine neue Chance, sich in den Vordergrund zu spielen. Nur hat dies bei Leitner offensichtlich nicht funktioniert, er gilt sogar als der große Verlierer der Saisonvorbereitung. Auf seinen Positionen sind Oriol Romeu, Christian Gentner oder Daniel Didavi eher gefragt, auch Filip Kostic und Carlos Gruezo scheinen höher im Kurs zu stehen als er. Nun könnte der miese Saisonstart des VfB, inklusive Pokalaus und Platz 16 nach zwei Spieltagen, sich vielleicht sogar als Segen für Leitner erweisen, da Vehs Aufstellungen offensichtlich noch viel Luft nach oben hatten. Dass sich ein hoch veranlagter Spieler wie er aber in mehr als einem Jahr unter drei verschiedenen Trainern nicht wirklich beim VfB etablieren konnte, ist dennoch kein gutes Zeichen.

Borussia Dortmund: Prinzipiell hat der BVB-Kader kaum Lücken, für jede Position hat Jürgen Klopp mehrere hochwertige Alternativen. Wie schnell sich ein solcher Kader durch Verletzungen ausdünnen kann, hat die letzte Saison allerdings mehr als deutlich gemacht. Durch den langfristigen Ausfall von Lukasz Piszczek etwa war Mittelfeldspieler Kevin Großkreutz zeitweise der einzige Rechtsverteidiger im Kader, ebenso wie Youngster Erik Durm durch Marcel Schmelzers Verletzung zum einzigen echten Linksverteidiger wurde. Nun ist nicht unbedingt damit zu rechnen, dass dem BVB eine ähnliche Seuchensaison bevorsteht. Doch schon in den ersten Saisonwochen gibt es beim Vizemeister wieder diverse Ausfälle zu verkraften.

Am ersten Spieltag führte die dünne Personalsituation dazu, dass ein 20-jähriger Neuzugang der zweiten Mannschaft seine erste Kadernominierung erhielt. Khaled Narey kam vor der Saison ironischerweise genau von dem Verein, gegen den an diesem Tag zu spielen war: Bayer Leverkusen. Narey ist beidfüßig und kann auf beiden Außenpositionen eingesetzt werden, sowohl defensiv als auch offensiv. Sein Kerneinsatzbereich wird vorerst die 3. Liga bleiben, wo er bisher fünf von sieben Saisonspielen als Rechtsverteidiger durchspielte und immerhin einen Assist verzeichnen konnte. Aber dass es beim BVB auch mal schnell nach oben gehen kann, hat nicht zuletzt Durm bewiesen.

SC Freiburg: Die Breisgauer lieferten sich am vergangenen Sonntag eine ganz müde Nullnummer mit Borussia Mönchengladbach. Der einzige größere Aufreger der Partie war ein Elfmeter für den SC, den Admir Mehmedi allerdings in die Wolken schoss. Der Angreifer brachte damit nicht nur sein Team um zwei weitere Punkte, sondern auch einen Youngster um seine wohlverdienten Schlagzeilen. Es war Maximilian Philipp, der kurz nach seiner Einwechslung den Elfer rausholte und der, hätte Mehmedi getroffen, den Status des Matchwinners für sich eingenommen hätte. Dennoch steht die erste ganze Saison als Profi für den 20-Jährigen unter einem guten Stern: Bisher kam er in jedem Pflichtspiel der Freiburger zum Einsatz, Christian Streich scheint demnach auf den jungen Angreifer zu setzen.

Philipp gab bereits in der vergangenen Saison sein Bundesliga-Debüt, im Mai unterschrieb er dann seinen ersten Profivertrag. "Maximilian Philipp ist ein sehr veranlagter Offensivspieler, der sich in den letzten eineinhalb Jahren bei uns gut entwickelt hat", adelte ihn Sportdirektor Klemens Hartenbach damals. Nun ist er dabei, den nächsten Schritt zu machen. Im DFB-Pokal gelang ihm gegen Trier der erste Scorerpunkt als Profi, als er ebenfalls einen Elfmeter rausholte. Da Streich seinen Youngstern traditionell viele Chancen gibt, dürfte demnächst auch das Score-Debüt in der Bundesliga folgen.

Hamburger SV: Der HSV ist mit einem Unentschieden und der peinlichen Heimniederlage gegen den SC Paderborn in die Saison gestartet und lässt seine Fans bereits befürchten, dass ihnen eine ähnlich schwache Saison bevorsteht wie die vergangene, als Mirko Slomkas Mannschaft sich erst in der Relegation retten konnte. Auch daher machte Dietmar Beiersdorfer in der vergangenen Woche Überstunden und rüstete mit Julian Green und Lewis Holtby noch einmal nach. Allerdings verließ mit Milan Badelj auch eine etablierte Mittelfeld-Kraft in letzter Sekunde noch den Verein. Stellt sich die Personalsituation in der Zentrale auch mit den Neuen als nicht zufriedenstellend dar, könnte sich eine Alternative in der eigenen U 23 finden lassen.

Denn im Gegensatz zu den Profis läuft es in der Regionalliga bisher prächtig. 6 Spiele, 6 Siege, 18:3 Tore. Verantwortlich dafür ist unter anderem ein Youngster, der die komplette Vorbereitung bereits mit den Profis absolvierte und auch in den Testspielen zu überzeugen wusste: Tolcay Cigerci. Der Bruder von Hertha-Profi Tolga spielt im zentralen Mittelfeld und hat in der bisherigen Saison bereits zwei Tore und drei Vorlagen gesammelt. Das wird auch Slomka und Beiersdorfer nicht entgangen sein, die bei den Spielen schon mehrmals unter den Zuschauern weilten. Der 19-Jährige, der vor der Saison vom VfL Wolfsburg II verpflichtet wurde, steht bei den Verantwortlichen in jedem Fall hoch im Kurs und könnte noch in dieser Saison erstmals bei den "Großen" reinschnuppern.

Mainz 05: Kaum ein Team hat auf den letzten Drücker noch derartig viel am Kader verändert wie der FSV. In den letzten Tagen vor dem Transferschluss holte Manager Christian Heidel mit Sami Allagui, Pablo De Blasis, Jairo Samperio, Philipp Wollscheid und Jonas Hofmann noch ganze fünf Spieler, um die klaffenden Lücken im Kader zu füllen. Schließlich waren mit den Abgängen von Eric-Maxim Choupo-Moting (Schalke 04) und Nicolai Müller (Hamburger SV) sowie dem Innenbandschaden von Kapitän Nikolce Noveski gleich drei Säulen des letztjährigen Tabellensiebten weggebrochen.

Besonders die Neuverpflichtungen in der Offensive waren wohl bitter nötig, fand sich doch zuvor mit Shinji Okazaki nur noch ein erfahrener Angreifer im Kader. Allerdings findet sich dort mit Devante Parker auch bereits einer, dem in Mainz die Zukunft gehören könnte. Der Bruder des Neu-Augsburgers Shawn Parker ist seit 2006 im Verein und schaffte es vor dieser Saison zum ersten Mal in den Profikader. Am Wochenende durfte der 18-Jährige sogar erstmals Bundesliga-Luft schnuppern.

Nun wird Parker in dieser Saison vermutlich noch zwischen A-Jugend und Profis hin- und herwechseln, zumal Trainer Kasper Hjulmand sich auch öffentlich für die Verpflichtungen weiterer Offensivkräfte stark gemacht hatte. Den Dänen hat er dennoch bereits für sich eingenommen. "Er ist ein Hard-Working-Player. Er muss nur noch sein Passspiel beschleunigen", sagte Hjulmand während der Vorbereitung über ihn, "er gibt nicht auf und ist hart im Nehmen."

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