Obwohl er Anfang des Jahres beim HSV verlängert hatte, drängte Calhanoglu im Sommer mit Nachdruck auf einen Wechsel, unter anderem soll auch der FC Bayern München Interesse gehabt haben. "Ja, mein Berater hat mir das mitgeteilt", bestätigte er jetzt in der "Hamburger Morgenpost".
Dennoch entschied sich der gebürtige Mannheimer für Leverkusen: "Mag sein, dass fast alle zum FC Bayern wollen. Aber für mich steht Leverkusen auf Augenhöhe mit dem FC Bayern. Klar, die Bayern sind die Besten. Aber auch Leverkusen spielt regelmäßig um die ersten vier Plätze mit, wir können auch mit Bayern, Dortmund oder Schalke mithalten."
Im Training habe er schon jetzt klare Unterschiede zum HSV festgestellt: "Bei Bayer war die Vorbereitung viel intensiver. Meine Gegenspieler im Training sind stärker. Qualitativ ist die Mannschaft viel stärker als die zu meiner Zeit in Hamburg. Ich habe sofort gemerkt: Die Spieler hier sind alle jung und hungrig nach Erfolg."
Calhanoglu: "Wollte in Deutschland bleiben"
Für Calhanoglu das Umfeld, das er gesucht hat: "Ich habe Ziele. Ich hoffe natürlich, dass ich irgendwann mit meiner Mannschaft auch mal einen Titel gewinne. Bei einem ausländischen Klub wäre das vielleicht leichter geworden, aber ich wollte unbedingt in Deutschland bleiben. Ich bin hier geboren, das ist meine Heimat."
Dennoch sorgte er kurz nach seinem Wechsel prompt wieder für Aufsehen, als er nach Unterzeichnung seines Fünfjahresvertrages zu Protokoll gab, "zwei, drei Jahre" für Leverkusen spielen zu wollen. Eine Zwischenstation sei die Werkself aber nicht für ihn: "Ich will Erfolg mit Bayer haben. Lasst mich doch einfach mal Fußball spielen."
"Was habe ich denn verbrochen?"
Für den 20-Jährigen ist es ohnehin ein sensibles Thema, immerhin erlebte er nach seiner monatelangen Wechsel-Posse beim HSV viel Gegenwind: "Eigentlich bin ich ein selbstbewusster Typ, der vor niemandem Angst hat. Aber dennoch habe ich mich da schon manchmal gefragt: Was habe ich denn verbrochen?"
Immerhin habe er für den HSV elf Tore erzielt und dazu beigetragen, "dass der HSV nicht abgestiegen ist. Hamburg hat für mich 14,5 Millionen Euro Ablöse bekommen. Und dann wurde ich von "Fans" als Verräter und Söldner beschimpft. Doch das bin ich nun wahrlich nicht. Ich danke meiner Familie, dass sie mich in dieser Zeit so unterstützt hat."
Letztlich habe er aber zumindest eine Lektion aus den vergangenen Monaten für sich lernen können: "Es gibt viele Neider, ich merke das jetzt. Aber Neid muss man sich auch erarbeiten."
Hakan Calhanoglu im Steckbrief