In den Poker um den europaweit begehrten Aaron Hunt stieg der VfL Wolfsburg erst spät ein - doch plötzlich hat der Werksklub die besten Karten. Der dreimalige Nationalspieler steht vor einem Wechsel zum Europa-League-Starter. Am Dienstag will der 27-Jährige entscheiden, wohin seine Reise nach 13 Jahren bei Werder Bremen geht.
Insider gehen davon aus, dass seine Zukunft nur 150 Kilometer entfernt in Wolfsburg liegt. VfL-Manager Klaus Allofs, der in seiner Zeit als Werder-Manager den damaligen A-Jugendlichen mit dem ersten Profivertrag ausgestattet hatte, will Hunt unbedingt: "Von unserer Seite ist alles auf dem Tisch. Jetzt liegt es nur noch an ihm."
"Geht nicht um das Geldverdienen"
Hunt hat als ablösefreier Profi mit einigen herausragenden Talenten fast die Qual der Wahl. Halb Europa scheint den Offensivspieler auf dem Zettel gehabt zu haben, neben Wolfsburg machten ihm auch Klubs aus Italien, England, Russland und der Türkei verlockende Angebote. Einige Offerten aus Russland und der Türkei hat Hunt bereits abgelehnt, "weil es mir nicht allein um das Geldverdienen geht, sondern auch um die sportliche Perspektive".
"Aaron hat ein paar Optionen", sagte Allofs, wohlwissend, dass die Argumente pro Wolfsburg sehr überzeugend sind: "Er hat während der Saison nicht allzu weit entfernt sehen können, was sich in Wolfsburg entwickelt." Allofs und Trainer Dieter Hecking haben aus der einstigen Ansammlung satter Individualisten ein junges, hungriges Team geformt, das perspektivisch gesehen Champions-League-Format besitzt.
Allofs nutzt alte Kontakte
Dennoch wäre Hunt mit seiner Klasse und Erfahrung ein Gewinn für die Mannschaft. Der spielintelligente Linksfuß ist in der Offensive auf allen Positionen einsetzbar, was angesichts der Doppelbelastung in der kommenden Saison für die Wolfsburger wichtig ist. Außerdem soll der ehemalige Werder-Kapitän seine Führungsqualitäten einbringen, so Allofs: "Aaron hat in Bremen mit Micoud, Özil und Diego zusammengespielt, in der Zwischenzeit ist er dort stärker in den Vordergrund gerückt."
Hunt wäre nach Innenverteidiger Naldo der zweite Profi, den Manager Allofs direkt von seinem früheren Arbeitgeber Werder Bremen verpflichten würde. Außerdem nutzte der ehemalige Nationalspieler beim Rekord-Transfer des früheren Bremer Leihspielers Kevin de Bruyne seine Kontakte aus der alten Werder-Zeit.
Die Bremer hatten zwischenzeitlich nochmal ein kleines Fünkchen Hoffnung auf einen Verbleib ihres wohl wertvollsten Spielers, doch in der vergangenen Woche teilte Hunt dem Klub seinen endgültigen Abschied mit. Zuvor hatte der Spielmacher seinen Berater gewechselt, was seinen Wechsel zu einem neuen Klub noch einmal in die Länge zog. Am Dienstag aber soll der Poker beendet sein.
Aaron Hunt im Steckbrief