180 Minuten für eine Karriere

Von SPOX
Eren Derdiyok hat in dieser Saison nur ein Bundesligator für Bayer Leverkusen erzielt
© getty

Eren Derdiyok darf sich noch zweimal potenziellen Interessenten präsentieren, der Club hofft im Endspurt auf seinen torgefährlichen Innenverteidiger. Und Hoffenheim hat wieder zwei Youngster in der Hinterhand.

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Bayer Leverkusen: Zwei Spiele noch, in denen es um nicht weniger geht als die Berechtigung zur Champions League in der kommenden Saison. In Euro umgerechnet geht es für die Werkself um die Differenz von rund 35 Millionen Euro zwischen Königsklasse und dem Trostpreis Europa League. Im etwas kleineren Rahmen, aber deshalb nicht minder wichtig, dürften die letzten 180 Minuten der Saison für Eren Derdiyok verlaufen. Das Saison-Aus von Stefan Kießling wegen eines Muskelfaserrisses im rechten Oberschenkel gibt dem Schweizer unerwartet doch noch zwei Chancen, mit Nachdruck seine Karriere in der Bundesliga am Laufen zu halten. Mit seiner Leihe von 1899 Hoffenheim, wo er überhaupt nicht zurecht kam, zurück an seine alte Wirkungsstätte sollte sich alles wieder zum Guten wenden für Derdiyok. Bisher stehen zwei Spiele von Beginn an, eins davon über die vollen 90 Minuten und 13 Einwechslungen kurz vor Schluss. Ein Törchen gelang Derdiyok dabei. Nicht unbedingt die Parameter, die potenzielle Interessenten anlocken würden. Eine Rückkehr nach Hoffenheim scheint ausgeschlossen, Bayer wird bei Derdiyok wohl auch kaum die Kaufoption ziehen. Das letzte Länderspiel hat Derdiyok im Oktober letzten Jahres bestritten - für den 25-Jährigen werden die Partien gegen Frankfurt und Bremen auch zu ganz persönlichen Schicksalsspielen.

1. FC Nürnberg: Berkay Dabanli, Javier Pinola, Emanuel Pogatetz, Ondrej Petrak, Niklas Stark - sie alle durften sich in den letzten Wochen in Nürnbergs Innenverteidigung versuchen. Der Erfolg fiel dabei eher bescheiden aus. Seit Mitte Februar, seit dem 1:0-Sieg beim FC Augsburg, hat der Club in elf Spielen nur noch ein einziges Mal zu Null gespielt. Gegen einen an diesem Abend komplett indisponierten VfB Stuttgart. Ansonsten hagelte es teilweise Gegentore en masse, je drei gegen den BVB und Freiburg, je vier gegen Leverkusen und Wolfsburg und sogar fünf gegen Frankfurt. Die vielen Umstellungen auch im Abwehrbereich sind ein wichtiger Grund dafür.

Da trifft es sich ganz gut, dass für die beiden letzten Partien gegen Hannover und auf Schalke mit der Rückkehr von Per Nilsson zu rechnen ist. Der Schwede hat dem Club in den letzten Wochen schmerzlich gefehlt. Erst war er wegen einer Notbremse zwei Spiele gesperrt, dann setzte ihn ein Muskelfaserriss außer Gefecht, der einfach nicht verheilen wollte und zuletzt hatte er immer wieder Beschwerden im Knie. Jetzt steht Pelle aber endlich vor der Rückkehr ins Team. Mit Nilsson darf sich der Club nicht nur mehr defensive Stabilität erwarten, sondern auch wieder mehr Torgefahr nach eigenen Standards. Immerhin ist Nilsson wie schon in der vergangenen Saison bester Torschütze aus dem Defensivverbund. Dreimal hat er in dieser Saison in nur 18 Spielen bereits getroffen - so oft wie alle seine Abwehrkollegen zusammen.

VfB Stuttgart: Nach acht Jahren wird Arthur Boka den VfB nach dieser Saison verlassen. Zusammen mit Cacau ist er der letzte "Überlebende" der Meistermannschaft von 2007, jetzt zieht es den Ivorer zum FC Malaga in die Primera Division. In den letzten beiden Spielzeiten pendelte Boka zwischen der Position des Linksverteidigers, der des defensiven Mittelfeldspieler und der Ersatzbank. Den deutlich größten Teil seiner Spiele absolvierte er links in der Viererkette. Durch Bokas Abgang wird jetzt wieder eine Baustelle für Manager Fredi Bobic geöffnet. Im Kader steht damit für die kommende Saison mit Gotoku Sakai nur noch ein gelernter Außenverteidiger.

Alle anderen Varianten, also Daniel Schwaab, Antonio Rüdiger und auch Koka Rausch, sind eher Verlegenheitslösungen. Wobei Rausch am ehesten noch dem Idealbild des (linken) Außenverteidigers nahe kommt. Aus der U 23 drängt Tim Leibold in die Profimannschaft, der 20-Jährige ist aber auf der rechten Seite zu Hause und bisher ohne jeden Bundesligaeinsatz. Bobic wird auf dem Transfermarkt aktiv werden müssen, zumal für Patrick Funk bei den Profis wohl keine Verwendung mehr ist. Funk ist die 3. Liga mit den Amateuren auf Dauer aber zu wenig - es halten sich die Gerüchte, dass es den 24-Jährigen zu Zweitligaaufsteiger Heidenheim zieht.

Bayern München: Der Niedergang gegen Real Madrid war in der Art natürlich nicht zu erwarten, hat aber auch die top besetzten Bayern auf einige kleine oder größere Missstände aufmerksam gemacht. Abseits jeder Diskussionen um taktische Ausrichtungen oder das Verteidigen von Defensivstandards, die nun wieder zahlreich aus dem Boden schießen, bleibt eine ganz banale Stammtischfrage: Wie sehr hat diesem durch die Bank mit Weltklassespielern bestückten Kader ein Spieler wie Thiago gefehlt? Dass Real Madrid mit dem absichernden Xabi Alonso und dem alles überstrahlenden Luka Modric in beiden Spielen das Mittelfeld beherrschte, war unübersehbar. Besonders im Rückspiel hatten Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos dem nichts entgegenzusetzen und nicht wenige hätten sich einen Thiago im Mittelfeld der Bayern gewünscht, der Variabilität und Tempowechsel hätte einbringen können.

Nach dem Aus in der Champions League schauen die Bayern jetzt schon gebannt auf den 17. Mai, wenn in Berlin im Pokalfinale der BVB wartet. Eine Niederlage dort gegen den größten Rivalen überhaupt wäre wohl noch schlimmer als ein 0:4 zu Hause gegen Real - die Rekorde, die die Bayern in der Liga in Reihe pulverisiert hatten, wären allenfalls noch eine Randnotiz. Damit es nicht so weit kommt, hoffen sie in München nun auf Thiagos Rückkehr. Der Spanier hat nach seinem Teilriss am Innenband des rechten Knies wieder mit dem Lauftraining begonnen und könnte es tatsächlich bis in knapp drei Wochen in den Berlin-Kader schaffen. Allerdings gilt auch für den 23-Jährigen: Gesund ist nicht gleichbedeutend mit fit. Und dass Thiago dann nach Wochen der Enthaltsamkeit auch ein wenig die Spielpraxis fehlen dürfte, ist auch klar.

1899 Hoffenheim: Zwei von vier Halbfinalisten der A-Junioren-Meisterrunde dürften schon feststehen. Im Norden ist der VfL Wolfsburg enteilt und benötigt nur noch einen Punkt aus drei Spielen. Da auch der Zweite fürs Halbfinale qualifiziert ist, hat Werders U 19 derzeit die besten Chancen. Hertha BSC und Hannover lauern. Im Westen ist Schalke vier Spieltage vor Schluss bei fünf Punkten Vorsprung fast durch.

Nur im Süden geht's mal wieder ganz eng zu. Drei Spieltage vor Schluss können noch sieben Mannschaften auf Platz eins und damit die Qualifikation fürs Semifinale schielen. Spitzenreiter ist derzeit die U 19 der Kraichgauer. Allerdings beträgt der Vorsprung auf den VfB und 1860 München lediglich einen Punkt. Am Wochenende schuftete sich 1899 in einem überaus hitzigen Derby gegen den KSC mit zehn Gelben Karten, ein Mal Gelb-Rot, sowie zweimal glatt Rot in Unterzahl zu einem 3:2-Sieg. Hoffenheim lag dabei nach einer halben Stunde schon 0:2 zurück. Zweifacher Torschütze war Bahadir Özkan. Der offensive Mittelfeldspieler steht mittlerweile bei elf Saisontoren und ist damit neben Barris Atik bester Torschütze der laufenden Saison. Die beiden 19-Jährigen sollen bei Markus Gisdol bereits dick im Notizbuch stehen für die kommende Saison.

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