Wenn Josep Guardiola im Vorfeld der Bundesliga-Aufgaben über die kommenden Gegner spricht, dann spricht er meist auch über Hermann Gerland. Die Sätze beginnen dann meist mit "Hermann hat gesagt..." oder "Hermann hat erzählt..." Gerland ist ein wichtiger Ansprechpartner des Katalanen, besonders wenn es um die Bundesliga geht. Der "Tiger" liefert die Informationen, die Guardiola noch braucht, um die Beobachtungen seiner selbst und seiner Scouts abzurunden.
Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Brauschweig (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) musste Gerland seinem Chef nicht viel erzählen, Guardiola weiß auch so Bescheid. "Dortmund hat gegen sie nur 2:0 gewonnen, Schalke erst in letzter Minute und gegen Leverkusen haben sie gewonnen", sagte Guardiola am Freitag mit versteinerter Miene.
"Wir brauchen zum ersten Mal die Fans"
Das Heimspiel gegen Braunschweig bereitet dem Spanier mehr Sorgen als es ihm lieb ist und es ist nicht nur das obligatorische Understatement, das er oft und gerne an den Tag legt.
"Die Moskau-Reise war sehr anstrengend", führte Guardiola an, "ich weiß nicht, wie es mit den Beinen aussieht, aber ich hoffe der Kopf ist in der richtigen Position. Am Samstag brauchen wir vielleicht zum ersten Mal unsere Fans und ihre Unterstützung."
Die Bayern eilen derzeit von Rekord zu Rekord, in der Bundesliga und in der Champions League haben sie zuletzt wichtige Bestmarken gesetzt und dennoch mag der Trainer nicht frohlocken.
Da sind die aktuellen Reise-Strapazen, da sind die Verletzten, zu denen sich nun auch Philipp Lahm gesellt hat und gegen Braunschweig genauso ausfallen wird wie Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery, Xherdan Shaqiri, Claudio Pizarro und Holger Badstuber und da ist auch der Terminplan, der es im bevorstehenden Dezember in sich hat. Sieben Spiele muss Bayern bis Weihnachten absolvieren, die Klub-WM in Marokko inklusive. "Wir müssen die zwei, drei Wochen überstehen", sagt Pep.
Einzelne Spieler unwichtig
Dass gerade in dieser Phase immer wieder ein Stammspieler wegfällt, erscheint unglücklich, aber der Bayern-Trainer arrangiert sich mit dieser Situation. "Damit müssen wir leben. Deshalb haben wir eine zweite Mannschaft."
Mit Julian Green, Mitchell Weiser und Patrick Weihrauch nannte er als mögliche Aushilfen beim Namen. Nicht auszuschließen, dass der eine oder andere bald öfters in der Formation auftaucht. Schon in der Champions League bekamen Weiser oder Green zuletzt erste Kurz-Einsätze.
Ohnehin hielt Pep noch nie etwas davon, die Wichtigkeit einzelner Spieler besonders hervorzuheben. Das war schon in Barcelona mit Messi, Xavi, Iniesta oder Puyol nicht so und auch beim FC Bayern ist es nichts anders. "Ein Spieler alleine ist Nichts. Null. Ein Spieler braucht seine Teamkameraden, um wichtig zu sein."
Dennoch ist gerade Lahms Ausfall nicht einfach so wegzustecken: "Ohne ihn wären wir nicht hier", gibt der Trainer zu. Mit dem Kapitän fällt immerhin der Spieler mit den meisten Ballkontakten der Bundesliga zwei Spiele aus. Auch das muss erst einmal verarbeitet werden.
Der nächste Rekord ruft
Großangelegte Systemänderungen sieht Guardiola aber nicht und hat eine plausible Erklärung: "Ich mag es nicht, wenn wir viel wechseln. Normalerweise finde ich ein System, dann bleibt es so. Wenn wir viel wechseln, bedeutet das, dass es vorher nicht gut war und wir etwas ändern müssen."
Und genau das ist ja nicht der Fall. Es läuft sogar richtig gut!
Mit 35 Punkten nach 13 Spieltagen weist der Triple-Sieger die historisch beste Bundesliga-Bilanz aus. Im Kalenderjahr 2013 holte der Rekordmeister bislang 27 Siege und 84 Punkte. 2005 holte man 28 Siege und 87 Punkte - gegen Braunschweig kann auch diese Bestmarke eingestellt werden. Bei noch ausstehenden drei Hinrunden-Spielen "droht" der Liga ein nächster Höchstwert, der an den FC Bayern geht.
Und Guardiola könnte mit dem nächsten Liga-Spiel ohne Niederlage den Rekord von Karl-Heinz Feldkamp aus der Saison 1978/79 einstellen. Hermann Gerland wird sich erinnern.
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