Die Bayern konnten ihren 23. Meistertitel und einen voller Rekorde auch so gebührend feiern. Nicht hemmungslos und nicht bis tief in die Nacht in irgendeiner Münchner Nobeldisko, trotzdem intensiv und ehrlich.
Denn bei aller Vorbereitung auf das Rückspiel bei Juventus Turin und all den hohen Zielen, die der FC Bayern in der Champions League und im DFB-Pokal noch vor Augen hat, ist die frühzeitig eingetütete Meisterschaft der Saison 2012/13 eine besondere.
Zwei Jahre lang ging die Schale nach Dortmund, zum wahrscheinlichsten Konkurrenten auf nationaler Ebene in den nächsten Jahren. An eine Mannschaft, die mit ihrem Power-Fußball, ihren jugendlichen Spaßfußballern und ihrem Trainer in Deutschland für Entzückung sorgte und sich als Gegenentwurf zum FC Bayern positionierte.
Dass eine zweijährige Titellosigkeit in München für rote Köpfe sorgt, ist kein Geheimnis. Auch wenn jede Saison ihre eigene Geschichte aufweist. 2011 hatte der FC Bayern zu viel mit sich selbst zu tun, weil Louis van Gaal zu viel Macht beanspruchte und sich mit allen im Klub anlegte. 2012 stand der Gewinn der Champions League im heimischen Stadion über allem.
Die Bayern nahmen die Herausforderung an und reagierten zum einen zwar auf die alt bekannte Weise mit dem Scheckheft, auf der anderen Seite aber auch mit einem klaren Plan und mit einem klar formulierten Ziel. Der Gewinn der Meisterschaft hatte vom ersten Trainingstag an oberste Priorität, die anderen Wettbewerbe liefen in der Vorrunde nur nebenher mit.
Die Konsequenz war eine Meisterschaft voller Rekorde. Ein Erfolg, der sportlich vor allem auf drei Säulen fußt: einem in der Breite verbesserten Kader, einer kollektiven Defensivbewegung und einer nie nachlassenden Konzentration. Alles moderiert von einem souveränen Jupp Heynckes und einem akribischen Matthias Sammer. Zwei starke Charaktere, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zusammenrauften.
Ohne Schwächephase marschierten die Bayern so durch diese Saison und verloren selbst bei vermeintlich kleinen Gegnern oder vor und nach Highlight-Spielen nie die Spannung. Die Partie in Frankfurt war ein Musterbeispiel.
Die Bundesliga ist das tägliche Brot, diese Botschaft musste bei den Bayern erst wieder ankommen. Die Botschaft an die Liga ist aber auch: Wenn die Bayern die Meisterschaft so ernst nehmen und sie unbedingt wollen, dann bekommen sie sie auch. Die Münchner können den Titel sozusagen am Reißbrett planen.
Positiv dürfte bei den Bayern ankommen, dass trotz der Fokussierung auf die Bundesliga auch in den anderen Wettbewerben noch alle Türen offen stehen. Ob es für den Gewinn der Champions League reicht, ist nicht vorherzusehen, im Pokal sind sie klarer Favorit.
Die aktuelle Spielzeit könnte der Anfang einer Ära sein. Man braucht keine Vereinsbrille, um die Zukunft des Vereins wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Zukunft rosarot zu sehen. Wirtschaftlich wie sportlich steht der Klub schon jetzt hervorragend da. Wenn die Allianz Arena abbezahlt ist, steht noch mehr Geld zur Verfügung.
Der FC Bayern ist der einzige Weltklub Deutschlands, eine Weltmarke. Die Verpflichtung von Pep Guardiola als Trainer unterstreicht diese Ausnahmestellung. Der Coup zeigt auch den Weitblick der sportlichen Führung, die zwar die aktuelle Harmonie der Mannschaft mit Jupp Heynckes anerkennt, die Chance Guardiola aber nicht verstreichen lassen konnte. Damit ist der Verein für die nächsten Jahre auf den strategischen Positionen mit jungen, fähigen Leuten besetzt.
Der FC Bayern hat in der Saison 2012/13 nicht nur auf dem Platz, sondern auch im Hintergrund fantastische Arbeit abgeliefert.
Die Saison des FC Bayern 2012/13