Bastian Schweinsteiger kam erst gar nicht, Arjen Robben für 14 Minuten: 68 Stunden nach der bitteren Niederlage im Champions-League-Finale hat Bayern München am Ort des Dramas die Therapiemaßnahmen mit einem Sieg begonnen.
Im Saisonabschlussspiel gegen die niederländische Nationalmannschaft kam der titellose Rekordmeister nach Toren von Toni Kroos (17.) und Nils Petersen (28.) und Mario Gomez (87.) sowie Gegentreffern des Schalkers Klaas-Jan Huntelaar (18.) und Luciano Narsingh (20.) zu einem 3:2 (2:2)-Sieg.
33.000 Zuschauer verfolgten den Käse-Kick
"Wenn wir gewonnen hätten, wäre das ein schöner Abschluss gewesen. Aber so...", hatte Uli Hoeneß schon vor der Partie angekündigt. Statt der geplanten Feierstunde sah der nach wie vor frustrierte Präsident ("der Samstag hat Substanz gekostet") und 33.000 Zuschauer in der lauen Sommernacht der Münchner Arena ein Pflichtspiel, auf das beide Mannschaften eigentlich hätten verzichten können.
Rund vier Millionen Euro soll der umstrittene "Käse-Kick" den Bayern eingebracht haben: Eine wohl ausreichende Entschädigung für die schwere Muskelverletzung, die Robben nach der WM 2010 zu einer monatelangen Verletzungspause gezwungen hatte.
Umstrittene Reaktionen auf Robben
Der Niederländer, der in der Verlängerung des Heimfinals per Strafstoß die vorzeitige Entscheidung für die Bayern vergeben hatte, wurde von Bert van Marwijk erst in der 76. Minute eingewechselt. "Arjen ist fix und fertig", hatte der niederländische Nationaltrainer betont. Einige Bayern-Fans versuchten immerhin, Robben beim Warmlaufen mit Sprechchören wieder aufzubauen. War der 27-Jährige am Ball, mischten sich allerdings auch zahlreiche Pfiffe unter die Jubelrufe.
"Der FC Bayern sollte sich schämen, das hat Arjen nicht verdient. Wir hatten so etwas nicht erwartet. Das ist peinlich", sagte Robbens Teamkollege Rafael van der Vaart. "Die Pfiffe sind Quatsch", meinte Toni Kroos.
BLOG Koan Titel, koan Anstand
Ex-Bayern-Spieler Mark van Bommel legte Robben gar einen Vereinswechsel nahe: "Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas bei Bayern München passiert. Das ist ein Skandal, dass Arjen ausgepfiffen wurde. Ich habe das Publikum als loyal kennengelernt. Wenn ich Arjen wäre, würde ich gut darüber nachdenken, ob ich hier nächstes Jahr auch noch spiele."
Schweinsteiger nicht dabei
Die Eintrittskarten waren im Vorfeld für die Hälfte des regulären Preises verkauft worden, aber auch die meisten Bayern-Anhänger schienen zu frustriert für ein Abschiedsfest. Überhaupt lag eine seltsame Stimmung über dem Ort, an dem die Bayern beim 4:5 gegen den FC Chelsea ihren größten Traum vom Titel im eigenen Stadion verspielt hatten.
Wohl auch deshalb bot Heynckes in Kroos, Thomas Müller und Anatoli Timoschtschuk zunächst nur drei Spieler auf, die auch am Samstag in der Startelf gestanden hatten. Insgesamt 17 Spielern gab der 67 Jahre alte Trainer Einsatzzeit. Der traurige Held Schweinsteiger fehlte offiziell wegen einer Wadenverletzung. Am Freitag soll er aber wie die weiteren sieben deutschen Nationalspieler ins Trainingslager in Tourrettes (Frankreich) reisen.
Olic und Butt verabschiedet
Die kleine Generalprobe für das EM-Gruppenspiel zwischen Deutschland und Holland am 13. Juni in Charkiw wurde zumindest zum feierlichen Rahmen für die Ersatzspieler und solche, die den Verein verlassen werden. Torhüter Jörg Butt, der wie unter anderem Breno (wohl Lazio Rom) und Rouven Sattelmaier (Ziel unbekannt) vor der Partie verabschiedet worden war, führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld.
Die ebenso mit Blumen geehrten Daniel Pranjic (wohl China), Takashi Usami (wohl Hoffenheim) und Publikumsliebling Ivica Olic (VfL Wolfsburg) versprühten zumindest etwas Spielwitz. Auch der Rest der Mannschaft fand nach anfänglichem Zögern aber zwischenzeitlich besser in die Partie.
Sehenswert war vor allem der Weitschuss von Kroos zum 1:0 (17.), der allerdings von Huntelaar im direkten Gegenzug egalisiert wurde. Der Führung durch Nasingh (20.) konterte Petersen (28.). Der eingewechselte Gomez sorgte dann kurz vor Schluss für den Bayern-Sieg.
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