Das Interview mit Claus Horstmann ist zwar drei Jahre alt, aber Stale Solbakken dürfte es interessieren, was sein Boss beim 1. FC Köln damals zu sagen hatte. Der Vorsitzende der Geschäftsführung sprach darüber, wie er mit 29 Jahren den Bau der ersten Center-Parc-Anlage Deutschlands mitverantwortete und seitdem wisse, "was Menschenführung bedeutet".
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Nämlich: "Verantwortung für seine Mitarbeiter zu übernehmen, zu wissen, wie wichtig es ist, dass das Team funktioniert. Wie wichtig der eine für den anderen ist, das haben wir dort gelernt."
Eine Äußerung, die fast schon bizarr anmutet angesichts der zwischenmenschlichen Spannungen, die das Kölner Vereinsleben prägen. Spannungen, die mit Horstmanns offizieller Verlautbarung am Sonntagnachmittag zunehmen werden.
Solbakkens Autorität leidet
Horstmann verzichtete überraschend auf eine Entlassung von Solbakken, zugleich jedoch stellte er diesen bloß - obwohl er nur zu gut weiß, dass der Trainer von einem Teil der Mannschaft (unter anderem Riether, Rensing) nur bedingt akzeptiert wird.
"Es wird drastische Veränderungen in der Mannschaft und in der Trainingsvorbereitung für das Spiel gegen Bremen geben. Das ist Aufgabe von Stale Solbakken und so mit ihm besprochen", ließ Horstmann wissen. Bedeutet so viel wie: Solbakken soll anders trainieren lassen, anders aufstellen und die Ratschläge der Geschäftsführung annehmen.
Warum Horstmann einerseits Solbakken weiterbeschäftigt, andererseits mit derlei Direktiven dessen Autorität bewusst untergräbt, ist schwer nachvollziehbar - und wirft die Frage nach dem Wirken des 47-Jährigen auf.
Zwölf Jahre in der zweiten Reihe
In einem Verein, dessen Wesensmerkmal die personelle Fluktuation ist, stellt Horstmann eine der wenigen Konstanten da. 1999 wurde er von einem Headhunter angesprochen, ob er nicht aus der Wirtschaft in den Fußball wechseln und als Hauptgeschäftsführer des FC arbeiten wolle.
Seitdem gehört er zu den maßgeblichen Entscheidern in Köln - und blieb ob der Lichtgestalten im Verein immer im Verborgenen. Mit dem Vorteil, dass er sich im Falle des Misserfolgs öffentlich nicht zu rechtfertigen hatte.
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Die Beförderung im November 2011 zum Vorsitzenden der Geschäftsführung mag Horstmann geschmeichelt haben, doch es ging einher mit einem neuen Rollenverständnis. Horstmann ist faktisch der mächtige Mann in Köln - und steht entsprechend in der Verantwortung.
Seine nachvollziehbare Abrechnung mit der Mannschaft nach dem Augsburg-Debakel ("Ich kann das Gelaber der Spieler nicht mehr hören") sollte nicht davon ablenken.
"Neuausrichtung" gescheitert
Die umstrittene vorzeitige Verlängerung mit Vermarkter IMG wird genauso kritisch beäugt wie sein angespanntes Verhältnis zu Investor und Verwaltungsrat Franz-Josef Wenze, der unter anderem den Podolski-Transfer mitfinanzierte. Seit 1999 wuchsen die Verbindlichkeiten des Klubs auf rund 30 Millionen Euro an. In der Zeit arbeiteten in Köln zwei Präsidenten, vier Manager, zehn Trainer - und ein Geschäftsführer: Claus Horstmann.
Jener Horstmann, der im Sommer 2011 medienwirksam eine "Neuausrichtung" des Vereins und die Wende zum Guten ausrief.
"Das ist das Projekt der Geschäftsführung. Ich übernehme die volle Verantwortung für sein Gelingen", hatte er damals gesagt.
Im Umkehrschluss müsste er auch die Verantwortung für das Misslingen übernehmen.
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