Und so sagt der Berliner Trainer Michael Skibbe bei der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Heimspiel am Samstag gegen Hannover 96 Dinge, die man eben so sagt im Abstiegskampf: dass bei Hertha alle an einem Strang ziehen würden; dass er seinem Kader vertraue; dass er zuversichtlich sei.
Hertha BSC ist nur zwei Wochen nach Rückrundenbeginn in der biederen Abstiegsrhetorik angekommen. Respektable 20 Punkte hatte die Mannschaft in der Vorrunde mit Trainer Markus Babbel erreicht, der in der Hauptstadt für viele ein Versprechen auf bessere Zeiten war.
Babbel weg - keine besseren Zeiten
Nun ist Babbel weg, und von besseren Zeiten bei Hertha spricht im Augenblick niemand mehr. Der Augenblick beim Bundesliga-Aufsteiger, das sind zwei Spiele unter dem neuen Trainer, die beide verloren wurden. Weshalb der Klub nur noch zwei Punkte von Relegationsplatz 16 entfernt ist.
Bei Hertha BSC kann man dieser Tage gut beobachten, wie irrwitzig schnell die Stimmung in einem Bundesliga-Verein umschlagen kann. Denn nach dem unrühmlichen Abgang von Babbel schien Hertha mit der schnellen und gut zu verkaufenden Lösung Michael Skibbe wieder zur Ruhe zu kommen.
Skibbe bezeichnete das Erbe seines Vorgängers in Form von 20 Punkten als "solides Kapital". Eine "bequeme Basis" wiederum sei es wiederum nicht, relativierte er. Dieser Zusatz war eine gute Idee des 46-Jährigen, denn sonst hätten sie ihm jetzt seine Worte um die Ohren gehauen.
Indiskretionen soll es nicht mehr geben
Die Vorbereitung inklusive Trainingslager im türkischen Belek verlief - so berichtete es einheitlich der Hertha-Tross und so dokumentierten es auch die erfolgreichen Testspiele - hervorragend. Nun aber sagt Skibbe: "Häufig sind schlechte Vorbereitungen mahnender und warnender als gute - wir hatten eine gute Vorbereitung."
Um den Kerngedanken der Aussage weiterzuspinnen, kommen die zwei Pleiten zum Rückrundenauftakt für Skibbe daher womöglich gar nicht mal verkehrt. Nun ist allen klar: Für Hertha BSC geht es um nichts anderes als um den Verbleib in der ersten Liga.
Und vielleicht kann Skibbe der schwierigen Situation auch deshalb positive Aspekte abgewinnen, weil er weiß, dass in Zeiten der Not das Streben nach Zusammenhalt eher ausgeprägt ist als in guten Zeiten. Indiskretionen - wie jüngst geschehen, als eine Spielerkritik des Trainers an Christian Lell und Tunay Torun nach außen gedrungen war - soll es künftig nicht mehr geben. Schon alleine deshalb nicht, so zumindest hofft der Trainer, weil es die Situation verlangt.
Nachwuchsspieler müssen in der Defensive aushelfen
Sehr viel diffiziler könnte diese vor dem Spiel gegen Hannover 96 allerdings kaum sein. Skibbe muss gegen den Tabellensiebten neben dem langzeitverletzten Verteidiger Maik Franz auch auf die Abwehrspieler Andre Mijatovic, Christian Lell sowie Christoph Janker sicher verzichten.
Der frühere Bundestrainer wird daher in der zuletzt porösen Defensive auf Nachwuchsspieler wie den 21-jährigen Alfredo Morales zurückgreifen müssen. Der hat bislang zwei Bundesligaspiele absolviert. Skibbe scheint sich selbst noch nicht ganz im Klaren zu sein, was er davon halten soll: "Man könnte jetzt ketzerisch sein und sagen, dass es einen der Nachwuchsspieler treffen wird, der eben spielen muss. Oder aber man sagt, jetzt ist endlich die Zeit da, in welcher der ein oder andere aus dem Nachwuchs ran darf."
Vermutlich aber kann sich Skibbe mit der zweiten Variante gut anfreunden. Beim letzten Spiel gegen den HSV versagte vor allem die Hintermannschaft um Lell und Kapitän Mijatovic.
Und so hofft Skibbe, dass sich am Samstag "nicht nur die Fans wegen der Witterung warm anziehen. Sondern auch Hannover 96 wegen unseres Spiels." Das werden sicherlich auch die leidgeprüften Berliner Fans hoffen.
Hertha BSC im Steckbrief