Jerome Boateng
Für viele Spieler ist es eine Gabe, flexibel einsetzbar zu sein. Für andere dagegen wie ein Fluch. Seit über zwei Jahren läuft Jerome Boateng vergeblich dem Wunsch hinterher, endlich dauerhaft auf seiner Lieblingsposition eingesetzt zu werden.
Vom HSV flüchtete er zu ManCity, dort hatte Roberto Mancinis Versprechen eine Halbwertszeit von nur ein paar Wochen, also wechselte Boateng nach nur einer Saison zu den Bayern - im festen Vorsatz, hier endlich in der Innenverteidigung sesshaft zu werden.
Nur plant Trainer Jupp Heynckes offenbar anders. Abgesehen vom Saisonbeginn ist Boatengs Arbeitsplatz rechts in der Viererkette - obwohl der 23-Jährige auf dem Flügel immer mal wieder große Probleme hatte.
Nur eine Verletzung wie die von Daniel van Buyten spült Boateng von der ungeliebten rechten Außenbahn zurück ins Zentrum.
Es könnte die große Chance für Boateng werden, immerhin fällt van Buyten rund sechs Wochen aus. In diese Phase fallen neun Spiele in allen drei Wettbewerben. Das erste gegen Wolfsburg nutzte Boateng gleich mal in Sachen Eigenwerbung. Ruhig und abgeklärt, mit sehr gutem Stellungsspiel erledigte er seine Aufgaben.
"Ich muss mich innen nicht beweisen. Ich habe als Innenverteidiger schon gute Spiele am Anfang der Saison gemacht", sagt Boateng selbstbewusst.
Die kommenden Wochen werden für ihn deshalb von entscheidender Bedeutung werden - auch im Hinblick auf die Europameisterschaft im Sommer. Im DFB-Team ist das Problem ähnlich gelagert, Jogi Löw plant da mangels Alternativen auch mit Boateng als Rechtsverteidiger.
Jakub Blaszczykowski
Letzte Woche in Hamburg machte eine Szene klar, wie ernst es Jakub Blaszczykowski ist. Mats Hummels hatte sich den Ball schon geschnappt und schritt entschlossen zur Elfmeterausführung. Kuba ging dazwischen, überredete Hummels, legte sich den Ball auf den Punkt und verwandelte humorlos.
Hier will einer vorangehen, zeigen, dass auch er ein wichtiger Bestandteil einer bestens funktionierenden Einheit ist. Und dass er durchaus in der Lage ist, einen schmerzhaften Verlust auf Dauer zu kompensieren.
Mario Götze wird Borussia Dortmund noch einige Wochen verletzungsbedingt fehlen, da trifft es sich vorzüglich, dass sein Vertreter Kuba derzeit mit seine beste Phase in viereinhalb Jahren BVB durchläuft.
Der Pole bringt in das eh schon rasante Dortmunder Offensivspiel noch mehr Geschwindigkeit, gegen Hoffenheim zog Kuba 20-mal einen Sprint an, in den fantastischen ersten 20 Minuten (Jürgen Klopp: "Das Beste, was ich in Sachen Pressing und Gegenpressing seit langem gesehen habe!") wurden auch seine Stärken im Spiel gegen den Ball sichtbar. Zusammen mit seinem Landsmann Lukasz Piszczek bildet Kuba die schnellste rechte Seite der Liga.
In der Vorrunde durfte er nur zwei Spiele über die vollen 90 Minuten machen, kam dabei auf drei Torvorlagen, aber keinen eigenen Treffer. In den beiden Spielen seit dem Beginn der Rückrunde stehen bereits vier Scorerpunkte - zwei Tore und zwei Vorlagen - zu Buche.
"Ich fühle mich frisch und topfit, meine Vorbereitung lief optimal. So kann ich der Mannschaft am besten helfen", sagte Kuba bereits nach dem Hamburg-Spiel im Gespräch mit SPOX.
Und so wird er "Borussia Dortmunds besten Spieler", wie Toni Kroos den Kollegen Götze nennt, auch in den nächsten Wochen weiter ersetzen können.
Joel Matip
Wie Boateng ist Matip ebenfalls variabel einsetzbar - allerdings mit einem großen Unterschied: Der Kameruner wird von Huub Stevens vertikal verschoben. Matip rückte nach den Ausfällen von Jermaine Jones (gesperrt) und Lewis Holtby (verletzt) von der Innenverteidigung ins defensive Mittelfeld auf und spielt dort an der Seite von Marco Höger.
Bereits unter Ralf Rangnick und Felix Magath war Matip im Mittelfeld aktiv, so stark wie derzeit war er aber noch nicht. Matip wächst in dieser Saison zur festen Größe heran. In der Winterpause gab es erste zaghafte Gerüchte, wonach Klubs aus England und Italien Interesse an Matip gehabt hätten.
Schalke reagiert prompt und verlängerte den bis 2013 datierten Vertrag bis 2016. "Ich bin froh, dass wir diesen Rohdiamanten halten konnten. Er ist ein hervorragender Innenverteidiger, hat aber auch schon eine Menge guter Spiele auf der Sechser-Position gemacht", sagte Horst Heldt nach der Vertragsunterzeichnung.
Dazu ist Matip eine der Integrationsfiguren in der Mannschaft. Als Neunjähriger kam er zu Schalke, hat dort alle Jugendmannschaften durchlaufen und sich über die zweite Mannschaft bis in die erste Elf der Profis gearbeitet.
Die Lücke, die Jones und Holtby hinterlassen hatten, fällt bisher kaum ins Gewicht. Im Gegenteil: Mit seiner Torgefahr vor allem bei Standards bringt Matip auch noch einen Schuss Offensivpower mit ins Schalker Spiel. Gerade in den anstehenden schweren Spielen (Mainz H, Gladbach A, Wolfsburg H, München A) wird die zuletzt sehr stabile Schalker Defensive gefordert sein.
Juan Arango
Ter Stegen, Dante, Neustädter, Reus. Die Gladbacher Achse steht, drumherum wirbeln aber Patrick Herrmann und eben Juan Arango. Wobei Arango die strategisch wichtigeren Funktionen obliegen.
Er ist derjenige, der aus der Bewegung heraus den Ball schnell macht und damit den Initiativpass spielt, der Reus oder Herrmann erst in Position bringt.
Die Auslösehandlung der meisten Gladbacher Angriffe geht von Arango aus, der Technik mit Spielwitz paart - in der Öffentlichkeit aber nicht so wahrgenommen wird, weil er seltener in die Abschlussaktion kommt als seine etwas weiter vorne postierten Kollegen.
Trotzdem hat der Venezolaner unter Lucien Favre eine erstaunliche Entwicklung vom faulen Genie mit Hang zum Phlegma hin zu einem gefährlichen Taktgeber genommen, der intelligent spielt und auch sehr wertvoll für Gladbachs Defensive geworden ist.
Als der Abschied von Reus und Neustädter zum Saisonende publik wurde, rückte schnell auch Arango in den Fokus. Groß war die Angst, dass der 31-Jährige quasi in einer Übersprunghandlung auch an einen Weggang denkt, schließlich läuft sein Vertrag im Sommer aus.
Der heimliche Lenker ist für Favres Idee vom direkt vorgetragenen Angriffsspiel von großer Bedeutung, in den entscheidenden Szenen so wertvoll wie die spektakulären Reus oder Herrmann.
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