Frage: Der Sieg gegen den SC Freiburg fiel am Ende deutlich aus. Ihr Verein musste aber lange hart dafür kämpfen.
Michael Rensing: Ich finde, dass Freiburg in der ersten Hälfte gar nicht so schlecht gespielt hat. Wir hatten Glück, dass Cisse in der ersten Hälfte den Kopfball nicht ins Netz befördert. Wir gehen mit einem 1:0 in die Halbzeit und kurz danach macht Lukas sensationell das 2:0. Nach dem dritten Tor war das Spiel gelaufen. Der Sieg wurde am Ende sicher und souverän nach Hause gebracht.
Frage: Herr Rensing, am Wochenende erzielte Christian Clemens mit einer direkt verwandelten Ecke ein Traumtor. Fühlten Sie da ein wenig mit dem gegnerischen Torwart mit?
Rensing: Ich sehe das eher aus Christians Sicht. Ich hatte zunächst darauf gehofft, dass er den Ball überhaupt anständig reinbringt. Das war einfach saucool gemacht.
Frage: Die letzten Wochen verliefen beim FC turbulent. Wie gut tut nun solch ein Sieg?
Rensing: Es tut sehr gut. Wir sind an einem Punkt, an dem wir wieder durchpusten können. Wenn wir das Spiel gegen Mainz gewinnen, können wir sogar Siebter werden. Wir waren schon oft an dem Punkt, an dem wir gesagt haben, dass wir im Falle eines Sieges nach oben schauen können. Leider haben wir dann nie gewonnen. Jetzt müssen wir uns so vorbereiten, dass wir am Dienstag auf jeden Fall drei Punkte holen.
Frage: Steht das Nachholspiel gegen Mainz aufgrund der tragischen Umstände um Babak Rafatis Selbstmordversuch unter einem schlechten Stern?
Rensing: Das Spiel wurde aufgrund einer traurigen und dramatischen Tatsache abgesagt. Das ist allerdings mittlerweile vergessen, denn wir haben die große Chance, Siebter zu werden.
Frage: Es scheint so, als ob sich Ihr Team vor allem von den Diskussionen um eine Führungskrise und den Rücktritt von Wolfgang Overath kaum hat beeinflussen lassen.
Rensing: Klar hat uns das alle berührt. Das sind aber Sachen, die in der obersten Vereinsetage stattfinden. Da ist nichts so nah an die Mannschaft gekommen, dass es uns ernsthaft beeinflusst hätte.
Frage: Derzeit bestimmen Spiel die Wechselgerüchte um Lukas Podolski die Schlagzeilen. Sie waren schon beim FC Bayern gut mit ihm befreundet: Holt er sich auch bei Ihnen Rat bezüglich seiner Zukunft?
Rensing: Nein, ich beeinflusse ihn überhaupt nicht. Man braucht da fast gar nicht mehr darüber zu reden. Wenn man sich allein mal das zweite Tor gegen Freiburg anschaut - das war einfach krass. Da hat man als gegnerischer Torwart überhaupt keine Chance. Er bekommt den Ball von Slawomir Peszko quer gelegt und schießt dann nicht in die Richtung zurück sondern ins andere Eck - und das mit so einer Schärfe. Es ist Wahnsinn. Der bleibt hoffentlich hier.
Frage: Der 1. FC Köln würde natürlich gerne seinen Publikumsliebling behalten, eine hohe Ablösesumme könnte dem FC auf Dauer jedoch mehr Spielraum für namhafte Neuzugänge bieten. Ist das nicht für den Verein ein gewisser Zwiespalt?
Rensing: Da können wir als Spieler nicht wirklich mitreden. Es entscheiden andere Leute, ob ihnen Geld wichtiger ist oder Poldi. Ich bin ganz klar für Poldi. Da können andere Vereine von mir aus 200 Millionen bieten oder ein neues Trainingsgelände bauen.
Frage: Was ist mittelfristig möglich? Muss sich der Verein auf Dauer höhere Ziele setzen?
Rensing: Wir wollen alle so langsam mal einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel ausgeben. Das ist auf jeden Fall drin. Langfristig geht es darum, den Verein zu stabilisieren. Wenn man die Mannschaft zusammenhält und mit dem einen oder anderen Neuzugang auf wichtigen Positionen verstärkt, dann ist sicher einiges möglich. Das hat man in Köln jetzt aber schon so oft gehört. Von daher ist das Zukunftsmusik.
Frage: Kurzfristig muss also zunächst das Wundertüten-Image und die fehlende Konstanz ablegt werden?
Rensing: Leider ist das noch immer so. Wir hoffen, dass wir immer weniger zur Wundertüte und stabiler werden. Das geht aber nicht von heute auf morgen.
Frage: Auffällig ist, dass vor allem in puncto Abwehrverhalten eine große Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen besteht. Hat die Mannschaft das System von Stale Solbakken mittlerweile komplett verinnerlicht?
Rensing: Man weiß nach einem halben Jahr mittlerweile, wie sein System funktioniert. Wenn jeder mitmacht, dann funktioniert es. Wenn eben nicht jeder mitzieht, dann scheppert es hinten leider noch zu oft. Wir wissen, dass wir gute Ergebnisse erzielen, wenn wir die Vorgaben umsetzen. Für Kölner Verhältnisse haben wir wirklich eine sehr gute Hinrunde gespielt und können beruhigt in die Pause gehen.
Frage: Ihre konstanten Leistungen bleiben sicher auch Bundestrainer Joachim Löw nicht verborgen. Trotzdem stehen Manuel Neuer, Tim Wiese, Ron-Robert Zieler oder Marc-Andre ter Stegen vor Ihnen. Hoffen Sie insgeheim auf eine EM-Teilnahme?
Rensing: Da denke ich ehrlich gesagt überhaupt nicht dran. Natürlich würde ich mich freuen. Mitentscheidend ist jedoch, dass wir hinten stabiler werden und nicht so viele Gegentore bekommen. Wenn man weiter oben steht, wie beispielsweise Mönchengladbach, dann steht man einfach stärker im Mittelpunkt.
Frage: Am kommenden Freitag geht es zum Hinrundenabschluss dann in die Allianz Arena. Wie eng ist Ihr Draht zu den ehemaligen Kollegen aus München noch?
Rensing: Hin und wieder telefoniere ich mal mit dem einen oder anderen. Es ist für mich etwas Besonderes, wieder in der Allianz Arena und vor den Fans aufzulaufen, für die man zehn Jahre gespielt hat. Ich habe allerdings schon einmal gegen Bayern gespielt - von daher ist es nicht so neu. Es ist jedoch das erste Spiel in München.
Der Kader des 1. FC Köln