"Wer es nicht versteht, muss zugucken"

SID
Holger Stanislawski hat es satt. Er will seinen Spielern die Schönspielerei austreiben
© Getty

Nach der dritten Nullnummer in Folge riss Holger Stanislawski der Geduldsfaden. "Wir werden jetzt eindringlicher werden müssen, damit es jeder versteht. Und wer es nicht versteht, der muss eben von draußen zugucken", sagte der Coach von 1899 Hoffenheim.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Beim 0:2 gegen den VfB Stuttgart hatte seine Torlos-Künstler erneut zu viele Chancen ausgelassen, zu viele Fehler gemacht und zu wenig investiert.

Mit der Auswärtsniederlage hatte die TSG nicht nur ein weiteres Derby gegen die Schwaben sieglos gestaltet - in sieben Bundesligapartien zwischen den Nachbarn gelang Hoffenheim noch nie ein Dreier. Für die Badener war es zugleich die Einstellung eines Negativrekords. Denn drei torlose Bundesligaspiele in Folge gab es bei den Badenern erst einmal in ihrer Vereinsgeschichte, im März 2010.

"Sterben in Schönheit"

Eine Statistik, die auch Torwart Tom Starke zu denken gab: "Drei Spiele ohne Treffer, das ist nicht unser Anspruch. Wir hatten unsere Chancen, doch wir sterben manchmal in Schönheit."

Damit brachte er den Makel der Hoffenheimer Spielkunst auf den Punkt: Sie führt zu selten zu Torerfolgen. Auch beim Derby gegen den VfB Stuttgart bewiesen die Kraichgauer, dass sie derzeit zwar zaubern, aber eben nicht treffen. "Übermut tut selten gut", sagte Stanislawski zum Auftreten seiner Mannschaft: "Wir meinten, auch im Strafraum ein, zwei Spieler austanzen zu müssen."

"Das werden wir so schnell auch nicht rauskriegen"

Wie schon zuvor beim 0:2 in Köln und dem 0:0 gegen Bayern München waren die Hoffenheimer nicht zielstrebig genug, schlugen zu viele Haken, ließen zu viele Chancen liegen. Dabei steckt im Kader ein größeres Offensivpotenzial als bei den meisten anderen Bundesligisten. Die Qualität von Ryan Babel, Roberto Firmino oder Chinedu Obasi ist unbestritten. Nur spielen sie mit zu vielen Schnörkeln. "Das werden wir so schnell auch nicht rauskriegen", sagte Stanislawski.

Der 42-Jährige Coach ist bei den Badenern zu Saisonbeginn angetreten, um erfrischenden Offensivfußball spielen zu lassen. Das gelingt ihm phasenweise. Doch Unkonzentriertheiten wie gegen Stuttgart trüben die Erfolgsbilanz des gebürtigen Hamburgers. Neben den Aussetzern in der Offensive zeigte sich auch die Abwehr erschreckend schwach.

"Das war eine richtig schöne Tiefschlafphase"

"Beim ersten Gegentreffer haben wir uns selten dämlich angestellt", sagte Keeper Starke. Tamas Hajnal hatte einen Freistoß auf Shinji Okazaki schnell ausgeführt, der den Ball in aller Ruhe im Strafraum annehmen und zum 1:0 (48.) verwerten konnte. Auch Stanislawski zeigte wenig Verständnis für das kollektive Versagen: "Das war eine richtig schöne Tiefschlafphase der Mannschaft. Das müssen wir abstellen, ansonsten wird es schwierig, in den nächsten Spielen zu gewinnen."

Ein weiterer Aufreger war für ihn die 77. Minute, als Isaac Vorsah den russischen Stürmer Pavel Pogrebnjak von den Beinen holte. Schiedsrichter Babak Rafati gab Elfmeter, Pogrebnjak entschied das Spiel.

Ibisevic gibt Hoffnung

Hoffenheim hatte damit nicht nur das Derby verloren, sondern vorerst auch den Traum von höheren Zielen. Auch Hoffnungsträger Vedad Ibisevic konnte daran (noch) wenig ändern. Der beste Bundesliga-Torschütze (38 Treffer in drei Jahren) der Kraichgauer war in der 62. Minute in Spiel gekommen.

Für den bosnischen Nationalstürmer waren es nach einem auskuriertem Muskelbündelriss die ersten Minuten der Saison. Und er sorgte gleich mit einigen Torraumszenen für Gefahr. Zumindest eine Hoffnung für Stanislawski: "Mehr Effektivität würde uns guttun."

Stuttgart - Hoffenheim: Daten zum Spiel

Artikel und Videos zum Thema