SPOX: Herr Sam, Sie sind erst 23 Jahre alt. Sammeln Sie dennoch gerade schon ein bisschen Erfahrung für die Zeit nach der Karriere und probieren sich als Spielerberater?
Sidney Sam: Ich? Spielerberater? Nicht dass ich wüsste. Ich habe rund sechs Wochen Vorbereitung hinter mir, da bleibt wenig Zeit für andere Dinge. Warum fragen Sie?
SPOX: Nun ja, Ihr Bruder Steve, der zuletzt in der 5. Liga in Nordhorn spielte, sucht noch einen Verein.
Sam: Stimmt, bislang hat er noch keinen neuen Klub gefunden. Aber er hat den gleichen Berater wie ich, und der kümmert sich schon darum. Da muss ich nichts machen. (lacht) Momentan hält sich Steve in unserer Heimatstadt Kiel fit. Es ist natürlich schwierig für ihn, weil er warten muss und in den Startlöchern sitzt. Aber ich mache mir keine Sorgen um ihn und bin zuversichtlich, dass er schon bald einen neuen Verein hat.
SPOX: Ihr Bruder ist Fußballer, Ihr Vater war sogar Profi beim FC St. Pauli - hat sich bei Ihnen früher zuhause alles nur um Fußball gedreht?
Sam: Zumindest sehr vieles. Mein Bruder und ich haben immer, wenn es möglich war, gespielt. Nach der Schule ging's meistens sofort raus zum Kicken. Unser Vater war anfangs in der Pampers-Liga auch unser Coach. Von daher war Fußball bei uns schon von kleinauf ein Thema.
SPOX: Sie sind in einem "schwierigen" Viertel in Kiel aufgewachsen. Welche Bedeutung hatte der Fußball da?
Sam: Fußball war für uns sehr wichtig. Dadurch wurden wir von gewissen Dingen abgelenkt. Wir haben ja jeden Tag gekickt und auch sehr viel Fußball geschaut. Wir haben uns Vorbilder im Fußball gesucht und hatten den Traum, auch eines Tages mal Profi zu werden. So sind wir nicht auf dumme Gedanken gekommen.
SPOX: Inzwischen haben Sie Ihren Traum verwirklicht und sind Bundesliga-Profi. In Leverkusen hält man große Stücke auf Sie. Ex-Coach Jupp Heynckes erinnern Sie von Ihrer Spielweise her an Arjen Robben.
Sam: Das ist natürlich ein großes Kompliment und freut mich. Robben hat sicher einen ähnlichen Bewegungsablauf wie ich und wir haben mit unserem linken Fuß und der Schnelligkeit die gleichen Waffen. Allerdings hat er schon viel mehr erreicht als ich, deshalb will ich mich nicht mit ihm vergleichen. Auch nicht mit anderen Spielern.
SPOX: Sie gehen in Ihre zweite Bundesliga-Saison. Die 30 Einsätze und sieben Tore des letzten Jahres klingen richtig gut. War es auch aus Ihrer Sicht eine richtig gute erste Saison?
Sam: Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um reinzufinden. Da war ich nicht so zufrieden, weil ich auch im Training nicht so stark war. Irgendwann lief es dann besser. Ich habe gespielt und Tore gemacht. Deshalb war die Hinrunde insgesamt gut. Die Rückrunde habe ich mir anders vorgestellt, da hätte ich mehr von mir erwartet. Aber das kann ich ja in dieser Saison wieder gutmachen. (lacht)
SPOX: Also keine Bedenken vor dem so genannten schwierigen zweiten Jahr?
Sam: Ich bin richtig fit, hatte eine gute Vorbereitung und fühle mich nach diesem einen Jahr in Leverkusen noch wohler. Es passt alles. Jetzt kann ich richtig loslegen.
SPOX: Auch in Sachen Nationalmannschaft? Bundestrainer Joachim Löw äußerte sich in der letzten Saison schon sehr positiv über Sie. Hat er sich inzwischen mal gemeldet?
Sam: Ich habe das damals aus den Medien erfahren und mich natürlich gefreut. Aber man darf das nicht zu hoch hängen. Er hat ja nur gesagt, dass er mich im Blick hat. Mehr war da nicht. Und deshalb gab es auch noch keinen persönlichen Kontakt.
SPOX: Zu lange darf sich der DFB sicher auch nicht Zeit lassen, schließlich könnten Sie auch für Nigeria spielen.
Sam: Zunächst mal spiele ich für Bayer Leverkusen, und darauf konzentriere ich mich jetzt auch. Die Nationalmannschaft ist ein anderes Thema, das hoffentlich irgendwann mal kommt. Zwar hat sich der nigerianische Verband schon mal gemeldet. Aber jetzt steht erst einmal die Bundesliga im Vordergrund.
SPOX: Der Pflichtspiel-Auftakt mit Leverkusen ging mit dem Ausscheiden im Pokal bei Dynamo Dresden und der Niederlage in Mainz in die Hose. Was ist drin für Leverkusen in dieser Saison?
Sam: Wir haben sicherlich die Qualität, in der Bundesliga oben dabei zu sein - auch wenn das erste Spiel in Mainz verloren ging. Wir müssen die Fehler analysieren, konzentriert weiterarbeiten und möglichst gegen Werder Bremen gewinnen. Aber ich halte nichts davon, jetzt groß etwas anzukündigen. Wir lassen dann lieber Taten sprechen. (lacht)
Sidney Sam im Steckbrief