"Irgendwas mag Magath an mir"

Von Interview: Fatih Demireli / Florian Bogner
Patrick Ochs wechselte nach sieben Jahren bei Eintracht Frankfurt im Sommer zum VfL Wolfsburg
© Getty

Jahrelang war Eigengewächs Patrick Ochs das Aushängeschild bei Eintracht Frankfurt. Auf der rechten Seite überzeugte er durch Aggressivität, Laufbereitschaft und Technik. Für den Sprung in die Nationalmannschaft hat es indes nie gereicht. Der könnte jetzt vielleicht doch noch gelingen. Beim VfL Wolfsburg hat der 27-Jährige "einen neuen Lebensabschnitt" begonnen.

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Im Interview mit SPOX spricht Ochs über den Schleifer Felix Magath, das anstehende Spiel gegen den FC Bayern (Samstag, 15.15 Uhr im LIVE-TICKER) und seine Tierliebe.

SPOX: Patrick Ochs, hat das 3:0 beim 1. FC Köln über das Pokal-Aus bei RB Leipzig hinweg getröstet?

Patrick Ochs: Es hat die Moral der Mannschaft gestärkt, aber dennoch ist es bitter, dass wir im DFB-Pokal ausgeschieden sind - gerade gegen einen Viertligisten.

SPOX: Der Sieg in Köln lief fast schon unter der Kategorie 'Überraschungssieg'. Was wurde plötzlich besser?

Ochs: Wir sind als Mannschaft aufgetreten, standen kompakt und haben ein paar sehr gute Konter ausgespielt. Wir hätten sogar ein paar Tore mehr erzielen können.

SPOX: Sieben Wochen Vorbereitung, drei verschiedene Trainingslager, extrem viele Testspiele: Waren Sie in Leipzig vielleicht einfach nur zu müde?

Ochs: Mit der Härte des Trainings hatte das Aus nichts zu tun. Wir haben uns so vorbereitet, dass wir zum ersten Spiel topfit sind. Wir haben einfach schlecht gespielt.

SPOX: Härte ist ein gutes Stichwort: Für Sie war das Magath-Training eine kleine Zeitreise - und rief bestimmt Erinnerungen an Hermann Gerland wach.

Ochs: Allerdings! Mit 18 Jahren hatte ich beim FC Bayern schon Ähnliches erlebt. Danach wurde es zugegebenermaßen etwas ruhiger. Als Bundesliga-Spieler war es jetzt die erste richtig harte Vorbereitung, die ich bis in die Knochen gespürt habe. Aber davon kann ich nur profitieren.

SPOX: Wie war das damals, als Sie mit 18 von der Frankfurter A-Jugend zu den Amateuren des FC Bayern kamen?

Ochs: Das war anfangs eine schwierige Zeit. Ich war ein halbes Jahr verletzt, da ich mir vier Muskelfaserrisse hintereinander zugezogen hatte.

SPOX: Vier in Folge?

Ochs: Ja. Keiner wusste, woran das liegt. Letztlich hat man herausgefunden, dass es am Rücken lag. Mit Stabilitätsübungen haben wir das damals wieder in den Griff bekommen.

SPOX: Und dann mussten Sie sich auch noch an eine neue Position gewöhnen: Hermann Gerland hat Sie plötzlich rechts hinten aufgestellt.

Ochs: Ich weiß noch, wie ich meinen Namen anfangs in der Aufstellung gesucht habe. Der stand dann auf einmal ganz hinten. Das war ich gar nicht gewohnt, da ich zuvor immer vorne gespielt hatte. Im Endeffekt bin ich nun aber dankbar, dass er mich damals auf diese Position gestellt hat.

SPOX: Was haben Sie sonst noch von der Zeit in München in Erinnerung?

Ochs: Ich habe dort zum ersten Mal mein Leben selbstständig leben müssen. Wäsche waschen war mir dann doch neu (lacht). Gerland als Trainer zu haben, war eine tolle Erfahrung. Das war ein richtiger Schleifer. Durch ihn habe ich gelernt, was es heißt, im Profi-Bereich zu bestehen.

SPOX: Wer ist denn der größere Schleifer - Magath oder Gerland?

Ochs: Von ihrer Art sind beide eigentlich gleich. Natürlich ist es unter Felix Magath noch etwas härter, weil die Bedingungen anders sind: Es geht in der Bundesliga um sehr viel und da wird noch etwas mehr getriezt.

SPOX: Auch verbal teilt er recht ordentlich aus. Nach dem Pokal-Aus hat Magath der Mannschaft - insbesondere der Defensive - die Qualität abgesprochen. Waren Sie überrascht?

Ochs: Nein. Wir haben gegen einen Viertligisten verloren. Das sagt doch schon alles, oder? Man weiß, dass Magath mit seinen Spielern knallhart ins Gericht gehen kann. Er hat eine direkte Ansprache und das ist in Ordnung, weil man als Spieler weiß, woran man ist. Das ist besser als ein Trainer, der nur drum herum redet.

SPOX: Die Worte scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Wolfsburg hat 3:0 gewonnen, Bayern 0:1 verloren. Von der Tabelle her sind Sie nun also klarer Favorit.

Ochs: Nein, mit Sicherheit nicht. (lacht) Bayern ist klarer Favorit auf die Meisterschaft, aber wir haben keine Angst vor dem FC Bayern. Borussia Mönchengladbach hat am Sonntag gezeigt, wie es gehen kann.

SPOX: Wie denn?

Ochs: Man muss als Mannschaft sehr kompakt stehen und gute Konter fahren. Es ist ein schweres Spiel, aber durchaus machbar. Gegen Bayern kann man punkten.

SPOX: Bayern ist also der Top-Favorit auf den Titel - und was ist mit Wolfsburg? Man hat das Gefühl, dass zwischen Platz 1 und 15 alles möglich ist.

Ochs: Wir haben das Ziel ausgegeben, die internationalen Plätze zu erreichen: Das kann schon Platz sechs sein, das kann aber auch Platz eins oder zwei bedeuten. Aber wir haben gerade mal einen Spieltag hinter uns. Der Start war gut, aber das heißt noch gar nichts.

SPOX: Angeblich haben Sie im Trainingslager in Österreich ein echtes Traumtor Marke van Basten erzielt.

Ochs: Es war ein schönes Tor, aber ob es so wie das von van Basten war? Ich kann das nicht beurteilen, dafür ging alles irgendwie zu schnell. (lacht)

SPOX: Es müssen ja keine van-Basten-Tore sein, aber in der Bundesliga könnten Sie schon noch ein paar Tore vertragen. Die aktuelle Quote von 4 Toren in 174 Spielen ist ausbaufähig, oder?

Ochs: Man darf nicht vergessen, dass ich davon nur etwa 40 Spiele im Mittelfeld gemacht habe. Aber ganz klar: Ich muss mehr Tore schießen, ich muss gefährlicher werden.

SPOX: Wir zitieren Sie mal: 'Die rechte Seite ist mein Zuhause; mir ist's egal, ob ich da hinten rechts oder im rechten Mittelfeld spiele.' Wo spielen Sie denn nun am liebsten? Und jetzt sagen Sie nicht: Da wo der Trainer mich aufstellt.

Ochs: Aber so ist es doch. Ich spiele da, wo er mich braucht. Im DFB-Pokal habe ich beispielsweise rechts hinten gespielt, in der Bundesliga dann rechts vorne. Für mich ist eigentlich nur wichtig, dass ich in der Startelf stehe und dann zeigen kann, dass das berechtigt ist.

SPOX: Eine Zeitung hat Ihnen schon den Spitznamen 'Laufziege' gegeben...

Ochs: (lacht) Okay...

SPOX: Können Sie sich damit identifizieren?

Ochs: Ach, ich weiß nicht. Ich versuche, immer alles zu geben, alles dafür zu tun, dass die Mannschaft Erfolg hat und da ist es mir ehrlich gesagt egal, wie mich die Leute nennen.

SPOX: Mit dieser Einstellung kommen Sie vor allem bei Felix Magath gut an. Er wollte Sie schon im Winter zu Schalke 04 holen. Salopp gefragt: Was findet er an Ihnen so toll?

Ochs: Ich freue mich natürlich, dass mich Felix Magath gleich zwei Mal holen wollte. Irgendwas mag er an mir, deswegen hat er mich geholt. Aber was das ist? Das müsste man ihn vielleicht selbst fragen.

SPOX: Damals, als Magath für Schalke um sie warb, sagten Sie, Sie wollen die Eintracht nicht kurzfristig im Stich lassen. Provokant gefragt: Haben Sie die Eintracht nach dem Abstieg im Stich gelassen?

Ochs: Nein, das kann man so nicht sagen. Ich habe einen neuen Lebensabschnitt gesucht. Zudem hatte ich ja keinen Vertrag für die zweite Liga. Ich hätte mir sehr gewünscht, den Klassenerhalt mit der Eintracht zu schaffen. Es gab aber eine Option im Vertrag, die gezogen wurde.

SPOX: Über eine fixe Ablösesumme von drei Millionen Euro. Zu allem Überfluss wurde das mitten im Saisonendspurt bekanntgegeben.

Ochs: Das kam zu einem unglücklichen Zeitpunkt raus, ich weiß. Dafür konnte ich aber auch nichts, weil die Eintracht das Datum so ausgesucht hat.

SPOX: Sie haben nach dem Abstieg einige Tränen vergossen. Dementsprechend würde Sie sich auf ein baldiges Wiedersehen mit der Eintracht in der Bundesliga freuen, oder?

Ochs: Na klar. Mein Herz hängt noch an der Eintracht. Das ist mein Heimatverein, ich habe sieben Jahre in Frankfurt gespielt und bin dort groß geworden. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn wir in der Bundesliga gegeneinander spielen können.

SPOX: Für Sie hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Wichtigste Frage: Haben Sie schon ein großes Haus mit einem großen Garten für Ihre vier Hunde gefunden?

Ochs: Nein, ich suche immer noch. Das große Haus ist gar nicht so wichtig, sondern eher das große Grundstück. Ich lebe momentan noch im Hotel, aber ich kann dort auch entspannen und fühle mich wohl. Natürlich wäre es schöner, wenn meine Freundin bald nachkommt.

SPOX: Und was machen Speedy, Tini, Jacky und Lila in Ihrer Abwesenheit?

Ochs: Die sind leider ohne mich in Frankfurt, wo wir noch ein Haus haben...

SPOX: Ihre Freundin Nina ist Vorsitzende des Tierschutzvereins 'Tierisch Happy'. Kann Sie dieses Engagement von Wolfsburg aus weiter betreiben?

Ochs: Ja, die Distanz spielt keine Rolle. Man kann den Sitz ummelden oder einfach in Frankfurt belassen. Die meisten Tiere werden vom Flughafen abgeholt. Ob das dann in Frankfurt ist oder in Hannover, ist relativ egal.

SPOX: Sie haben auch eine richtige Leidenschaft für bedürftige Hunde entwickelt.

Ochs: Auf jeden Fall. Ich unterstütze einen Tierschutzverein und engagiere mich für die Tierrechtsorganisation 'PETA'. Wir holen bedürftige Hunde aus Spanien und vermitteln sie dann. Ich bin der Meinung, dass es jedes Tier verdient hat, ein ordentliches Zuhause zu finden.

SPOX: Ihr früherer Kollege von Eintracht Frankfurt, Michael Fink, betreibt in Istanbul ein ähnliches Projekt. Tauschen Sie sich aus?

Ochs: Ja, wir haben regen Kontakt. Die ganze Aktion kam zustande, als wir gemeinsam auf Mallorca im Urlaub waren. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir helfen können. Er ist dann nach Istanbul gegangen und ich finde es toll, dass er sich da total reinhängt und die Aktion unterstützt.

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