Franck Ribery ist ein gläubiger Mensch. Aus Liebe zu seiner Frau Wahiba konvertierte der Franzose vor Jahren zum Islam und versucht die Regeln so gut es geht zu befolgen.
Kein Alkohol, kein Schweinefleisch - und mit seinem Kumpel und Ex-Bayern-Kollegen Hamit Altintop besuchte er sogar schon die Pilgerstadt Mekka.
Bei Ramadan stößt Bilal, so der moslemische Name Riberys, aber an seine Grenzen. "Das geht leider nicht. Für einen Profi ist es sehr schwer, weil man jeden Tag sehr hart trainiert. Ich muss essen und trinken", so Ribery.
In diesem Jahr startete die Fastenzeit weltweit am 1. August: ein besonders ungünstiges Datum. "In dieser Jahreszeit ist es schwer, weil das Fastenbrechen um 21, 22 Uhr ist", erzählt Ribery. In München ist es nicht ganz so spät: Am Donnerstag war beispielsweise um 20.43 Uhr Fastenpause.
Heynckes-Lob für Ribery
Dass Ribery Ramadan derzeit nicht praktiziert, ist nach Islamregeln rechtens, weil er sonst seinem Beruf nicht angemessen nachgehen könnte. Bei Ribery sieht es aber derzeit ganz anders aus: Der Franzose gibt ordentlich Gas.
"Man ist erstaunt im Umfeld der Mannschaft, wie konzentriert und intensiv er arbeitet", lobte Jupp Heynckes zuletzt seinen Außenbahnspieler. Die Rolle des Bayern-Trainers ist dabei nicht unwesentlich.
"Für mich ist es gut mit diesem Trainer", sagt Ribery zu SPOX, "ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm und genieße sein Vertrauen. Ich habe Spaß mit ihm."
Ribery: "Heynckes weiß, was ich will"
Auf dem Trainingsplatz ist der Wandel deutlich sichtbar. Ribery sprüht vor Begeisterung, er ist einer der fleißigsten und auch lautesten Spieler. "Heynckes weiß, dass ich immer Gas gebe, wenn ich auf dem Platz stehe. Er hat ein gutes Gespür, was mich angeht. Er weiß, was ich will."
Heynckes pflichtet seinem Star bei: "Es muss ein Vertrauensverhältnis da sein und das ist gegeben."
Der Bayern-Coach erklärt, wie er seine Spieler, aber vor allem Ribery, für sich gewonnen hat: "Es ist die Aufgabe eines Trainers, die Charaktere der Spieler zu ergründen und unterschiedlich zu bewerten. Man muss Regeln aufstellen, aber jeder Spieler ist anders gepolt. Deswegen muss man versuchen, einen anderen Zugang zu finden und eine andere Ansprache zu finden."
"Zwei schwere Jahre mit van Gaal"
Der Seitenhieb von Heynckes Richtung Louis van Gaal ist trotz aller Wertschätzung für den Niederländer nicht zu überhören. Auch Ribery gibt zu: "Ich hatte zwei schwere Jahre mit Louis van Gaal. Ich hatte kein Verhältnis, keinen guten Kontakt zu ihm." Viel schlimmer: "Ich hatte keinen Spaß."
Trotz des belasteten Verhältnisses konnte man Ribery keine Arbeitsverweigerung vorwerfen, zumal ein lustloser Spieler nicht an 24 Toren in 25 Spielen beteiligt wäre. Ribery will nun besonders Heynckes das Vertrauen zurückzahlen: "Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich auch für den Trainer Gas geben."
Die Körpersprache und auch das Auftreten Riberys ist längst eine andere. Doch er will seine neue Motivation nun auch auf dem Platz präsentieren dürfen: "Ich bin ein Spieler, der immer spielen will." Dass er zum Auftakt gegen Mönchengladbach nicht in der Startelf stand, wurmte ihn.
Ein böses Wort Richtung Trainer gibt es freilich nicht: "Ich habe schon gedacht, dass ich spielen werde, weil ich schon mit dem Gips gut gearbeitet hatte. Vor dem Spiel habe ich mit dem Trainer gesprochen, dass ich mich gut fühle. Doch er ist der Chef und ich muss seine Entscheidung respektieren."
Gegen den VfL Wolfsburg rechnet Ribery mit einem Startelf-Einsatz, auch weil er nicht zur französischen Nationalmannschaft reisen musste und in der Obhut von Fitnesscoach Marcelo Martins intensiv arbeiten konnte.
"Ich fühle mich gut", sagt Ribery. "Ich bin in Wolfsburg dabei. Ich kann, will und muss spielen. Ich will in den Rhythmus kommen und auch das Gefühl wieder entwickeln."
Ribery fordert mehr Aggresivität
Die 30 Minuten gegen Gladbach seien schwierig für ihn gewesen. "Zwei Minuten nach meiner Einwechslung ist das Tor gefallen."
Sein Rezept für das Gastspiel in der Volkswagen-Arena ist unmissverständlich: "Der FC Bayern ist ein großer Name mit sehr guten Spielern, aber wir müssen mehr Aggressivität zeigen. Wir dürfen nicht nur abwarten. Gegen Bayern geben alle Gegner 200 Prozent." Eine Schlagzahl, die zu Ribery passt.
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