"Beim HSV wird man enteiert!" Nach der 0:6-Demütigung in München, die schließlich auch zur Entlassung von Armin Veh führen sollte, platzte Frank Rost der Kragen. In einem wahren Interview-Marathon rumpelte Hamburgs Torhüter von Kamera zu Kamera und holte zur verbalen Generalabrechnung aus.
Die Vereinsführung habe keinerlei Linie und würde Probleme nur aussitzen - um den schwarzen Peter bei Misserfolgen dann an die Spieler weiterzugeben.
Von oben werde in Hamburg außerdem eine "Misstrauenskultur" geschaffen und Angst erzeugt. Im O-Ton: "Leute werden enteiert! Nehmen Sie doch mein Beispiel: Man hat einen Torhüter geholt. Warum hat man den geholt? Den hat man geholt, damit der Rost mal die Klappe hält!"
Auch Vorstandschef Bernd Hoffmann bekam sein Fett weg, weil der lieber in den Urlaub fahre als sich um auslaufende Verträge zu kümmern. Rost wetterte gegen die gesamte Führungsriege, ohne Rücksicht auf Verluste: "Scheißegal, dann sollen sie mich eben wegfackeln!"
Tatsächlich war das Spiel in München nur die Krönung und das Sinnbild für eine spektakulär chaotische Saison auf und vor allem neben dem Platz. Nach der Entlassung von Veh, der Demontage von Sportchef Bastian Reinhardt, der Neubesetzung des Aufsichtsrats sowie der Niederlage und dem folgenden Rücktritt von Hoffmann lag zwischenzeitlich der gesamte Verein brach.
Dazu kam die eine oder andere PR-Panne der leicht naiv agierenden Aufsichtsräte, allen voran die stolz präsentierte Einigung auf Matthias Sammer als Sportdirektor - der zwei Tage später dann jedoch absagte.
Mittlerweile sind die Führungsgremien immerhin wieder besetzt. Carl-Edgar Jarchow hat den kommissarischen Vereinsvorsitz, Frank Arnesen kommt vom FC Chelsea als Sportdirektor und Michael Oenning bleibt auch in der nächsten Saison auf der Trainerbank. Die größte Aufgabe aber steht dem HSV noch bevor: Der Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft.
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