Hoffenheim in München ohne Chance
Bayern mal ganz anders: Erstmals seit neun Monaten standen Franck Ribery und Arjen Robben wieder gemeinsam in der Startelf der Bayern. Bastian Schweinsteiger agierte mal wieder im defensiven Mittelfeld und Thomas Müller zentral hinter Mario Gomez. Doch nicht nur personell präsentierte sich die Van-Gaal-Elf anders als in den letzten Wochen. Die Bayern überließen Hoffenheim in der Anfangsphase das Spiel und zogen sich ungewohnt weit zurück. Keine Spur von der sonst üblichen Dominanz und Spielkontrolle.
So hatte 1899 in der ersten halben Stunde rund 55 Prozent Ballbesitz und gewann fast 60 Prozent aller Zweikämpfe. Das Problem: Hoffenheim war mit der unerwarteten Überlegenheit völlig überfordert. Jeder vierte Pass landete in der Anfangsphase bei den Bayern, die nach Ballgewinn schnell umschalteten und mit hohem Tempo aus der Tiefe nachrückten. Die Folge: Nach 15 Minuten hatte der Rekordmeister schon zwei Treffer erzielt, jeweils nach Fehlpass Hoffenheim und einem darauffolgenden Schnellangriff der Bayern (vgl. Video).
Rudy überfordert: Auch unter Rangnick-Nachfolger Marco Pezzaiuoli setzt Hoffenheim auf ein 4-3-3-System mit einem Dreier-Mittelfeld. Gegen Bayern begannen Salihovic (halblinks), Alaba (zentral) und Rudy (halbrechts). Letzterer war allerdings völlig überfordert und wurde bereits nach 20 Minuten ausgewechselt, mit einer Bilanz von ganz schwachen 20 Prozent gewonnenen Zweikämpfen und einer Fehlpassquote von 50 Prozent.
Die große Schwäche: Doch auch mit Weis wurde es nicht besser. Das Trio agierte schlecht abgestimmt und defensiv zu passiv. Die Abstände untereinander passten häufig nicht, wodurch im Zentrum die Wege zu weit waren und immer wieder kein direkter Zugriff auf den ballführenden Spieler hergestellt werden konnte. Ein Beleg: Während Bayerns Doppelsechs (Schweinsteiger/Pranjic) insgesamt 39 Zweikämpfe bestritt, kamen Alaba, Rudy, Salihovic und Weis gemeinsam auf nur drei mehr.
Stattdessen orientierten sich Salihovic (3 Torschüsse, nur Gomez hatte mehr - alle wirkungslos) und Weis immer wieder viel zu früh in die Offensive (vgl. Video) und fehlten damit als einfache Anspielstation im Zentrum für Aufbauspieler Alaba. So war der Österreicher gezwungen, deutlich mehr Pässe auf die Abwehrspieler Compper und Beck (15) zu spielen als auf Salihovic und Weis (8) oder auf einen schwierigen langen Ball zurückzugreifen, der mit ganz wenigen Ausnahmen bei den Bayern landete.
Die Raute als falsches Mittel
Am vergangenen Wochenende drehte der VfB in Gladbach einen 0:2-Pausenrückstand noch in einen 3:2-Sieg. Maßgeblich daran beteiligt war Tamas Hajnal, der zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde und sich seinen Startelfeinsatz gegen Nürnberg mit einer ansprechenden Leistung verdiente. Das Problem: Hajnal hat seine Stärken im zentralen offensiven Mittelfeld, Labbadia allerdings setzt im Normalfall auf zwei Stürmer und war deshalb gezwungen, seine Mittelfeldanordnung von flacher Vier auf Raute umzustellen - die falsche Entscheidung.
Denn: Die VfB-Raute mit Kuzmanovic (6er), Träsch (halbrechts), Elson (halblinks) und Hajnal (zentral) hatte Nürnbergs Mittelfeld nichts entgegenzusetzen und ließ den Club im Zentrum fast nach Belieben agieren. Einzig Träsch hatte am Ende eine positive Zweikampfbilanz (55 Prozent) vorzuweisen, aber auch nur, weil er nach der Pause vom Mittelfeld auf die Rechtsverteidigerposition beordert wurde und dort 12 von 15 Zweikämpfen gewann (vor der Pause: 4 von 14).
Besonders schlimm: In der gefährlichen Zone mittig vor dem eigenen Tor ließ der VfB dem Club zu viel Raum und bekam nie Zugriff. So hatten Nürnbergs zentrale Mittelfeldspieler Ekici (7, Bestwert an diesem Spieltag) und Cohen (3) am Ende alleine nur einen Torschuss weniger abgegeben als die komplette Stuttgarter Mannschaft zusammen.
Und auch drei von vier FCN-Toren fielen aufgrund der schlechten Mittelfeldorganisation des VfB. Beim ersten Treffer von Simons war der Rückraum zentral vor dem eigenen Tor nicht besetzt, beim 2:0 durch Schieber durfte Chandler unbedrängt aus dem Halbfeld flanken und bei Ekicis 4:1 spazierte vorher Abwehrmann Wolf fast durchs komplette Mittelfeld.
Der Mann des Spieltags
Die Partie gegen Gladbach hatte Matthias Lehmann vorab zum wichtigsten Spiel der anstehenden englischen Woche erklärt. Dementsprechend ging St. Paulis Mittelfeldspieler in die Begegnung - und war über 90 Minuten gesehen die prägende Figur.
Zunächst war Lehmann maßgeblich verantwortlich für die Rote Karte von Igor de Camargo, als er den Belgier zunächst hart attackierte und nach dem anschließenden Tete a Tete zu Boden ging.
Doch auch sportlich setzte Lehmann Ausrufezeichen: Im Spiel nach vorne war der 27-Jährige St. Paulis Dreh- und Angelpunkt, überzeugte mit einer Passquote von 82 Prozent und glänzte mit insgesamt 102 Ballkontakten. Nur Schalkes Lukas Schmitz hatte an diesem Spieltag mehr (111). Hinzu kamen gute 58 Prozent gewonnene Zweikämpfe, fünf Torschüsse (nur Ekici und Raul hatten an diesem Spieltag mehr) und der Treffer zum 3:1-Endstand.
Der 22. Spieltag im Überblick