Die Augen zusammengekniffen, den Kopf abgewandt, ein kurzer Seufzer: Fredi Bobic beantwortet die Frage nur sehr ungern. Immer wieder muss der Sportdirektor Wasserstandsmeldungen abgeben: Plant der VfB Stuttgart weiter mit Jens Keller als Cheftrainer oder nicht? Und die Antworten werden immer zögerlicher.
Seit dem, angesichts von 50 Minuten Überzahl, enttäuschenden 1:1 am Samstag gegen Hoffenheim lautet die offizielle Sprachregelung bei den Schwaben: Jens Keller bleibt definitiv auf der Bank. Bis zur Winterpause, dann wird bilanziert.
Noch drei Spiele (inklusive Pokal) hätte der Nachfolger von Christian Gross demnach also Zeit, die Verantwortlichen zu überzeugen, dass er mehr ist als die aus der Not geborene Interimslösung, die die meisten externen Beobachter in ihm sehen. Die Gegner heißen Hannover und zwei Mal Bayern - es gibt einfachere Aufgaben für eine Mannschaft ohne Selbstvertrauen.
Tendenz: Trainerwechsel im Winter
Ohnehin scheint sich intern die Tendenz zu einem Trainerwechsel immer stärker abzuzeichnen. Die Aufbruchstimmung, die Keller mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen noch erzeugen konnte, ist mittlerweile verpufft.Vier Partien in Folge konnte der VfB zuletzt nicht gewinnen, dazu der denkwürdige Auftritt in der Europa League, als die Mannschaft in Bern innerhalb von nur vier Minuten eine 2:1 Führung abschenkte und 2:4 verlor.
Bislang ist es Keller auch kaum gelungen, sich ein klares Profil zu erarbeiten - weder spielerisch noch als Persönlichkeit. In Körpersprache und Mimik wirkte er zuletzt eher unschlüssig und zaudernd, trotz allen kämpferischen Parolen. Vor allem aber fehlen ihm die Ergebnisse: Mit nur zwölf Punkten liegt der VfB auf Platz 16, zu einem Nichtabstiegsplatz fehlen bereits vier Zähler.
"Wir sollten nicht glauben, dass wir in der Rückrunde so einfach aus dem Tabellenkeller kommen. Die Leidenszeit geht weiter, und es wird sehr lange dauern", sagte Bobic nach der gefühlten Niederlage gegen Hoffenheim. Fraglich, ob die Leidenszeit auch mit Keller weitergeht.
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Meyer als Feuerwehrmann, Dutt als Dauerlösung?
Die "Bild" berichtet jedenfalls am Dienstag, dass die Entscheidung gegen den 40-Jährigen inzwischen gefallen ist, in der Winterpause soll ein neuer Coach übernehmen. Demnach hätten sich die Verantwortlichen in Stuttgart vorläufig auf zwei denkbare Szenarien geeinigt.
In der ersten Variante soll zunächst ein "Feuerwehrmann" für ein halbes Jahr übernehmen. Die Kandidaten heißen angeblich Hans Meyer und Lorenz-Günther Köstner. Danach soll im Sommer eine langfristige Lösung kommen. Auf der Liste sollen dabei Freiburgs Robin Dutt und Frankfurts Michael Skibbe stehen. Beides erfahrene und seriöse Trainertypen, die für perspektivische Arbeit und attraktiven Fußball stehen.
Bruno Labbadia als Trainer in Stuttgart?
In Szenario zwei dagegen soll schon im Winter ein Trainer langfristig gebunden werden. Kandidat Nummer eins ist laut "Bild" Bruno Labbadia. Der 44-Jährige überzeugte bei seinen bisherigen Stationen mit modernem Offensivfußball. Seine letzten Engagements in Leverkusen und Hamburg allerdings endeten jeweils mit viel zerbrochenem Porzellan. Beide Male hatte Labbadia große Teile der Mannschaft gegen sich aufgebracht und musste nach jeweils schwachen Rückrunden gehen.
In Stuttgart aber traut man ihm offenbar zu, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Außerdem gibt der Trainermarkt im Augenblick auch kaum Alternativen her, die wirklich ins Anforderungsprofil der Stuttgarter passen.
Christoph Daum: "Stehe nicht zur Verfügung"
Entsprechend hält sich auch der Name Christoph Daum hartnäckig in den Medien. Im "Express" allerdings stellte der 57-Jährige, der 1992 bereits mit dem VfB Meister wurde, klar: "Mit mir hat keiner aus Stuttgart gesprochen."
Insgesamt scheint Daum wohl auch keine realistische Option zu sein, zumal er auch eine Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor anstrebt. Und nach Abstiegskampf scheint ihm der Sinn auch nicht zu stehen: "Ich helfe gerne, wenn es notwendig ist. Aber als Feuerwehrmann stehe ich nicht zu Verfügung." Genau den aber bräuchte Stuttgart im Moment.