Sie sind ehemalige Teamkollegen, alte WG-Kameraden und seit Jahren dicke Kumpels, doch am Sonntag zählt für 90 Minuten nur die sportliche Rivalität.
Im Stadtderby zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV werden sich Guy Demel und Charles Takyi keinen Meter schenken - schließlich geht es neben den drei Punkten für ihre Teams auch um eine private Wette.
Drei Punkte und eine Wette
"Der Gewinner wird zum Essen eingeladen", haben die Freunde abgemacht, um ihrem ersten Duell auf dem Fußballplatz noch einen zusätzlichen Anreiz zu geben.
Außerhalb des Spielfeldes verbindet die beiden seit fünf Jahren eine innige Freundschaft. Als Abwehrspieler Demel 2005 von Borussia Dortmund nach Hamburg kam, war Takyi gerade auf dem Sprung von den HSV-Amateuren ins Profiteam.
"Charly hat mir damals viel geholfen, mir die Stadt gezeigt und das Eingewöhnen leicht gemacht", sagt Demel: "Er ist nicht nur ein Freund, sondern wie ein Bruder für mich."
Demel nahm Takyi zu Hause auf
Dass Takyi ein Jahr später ausgerechnet zum Stadtrivalen St. Pauli wechselte, tat der privaten Verbundenheit keinen Abbruch.
"Sportliche Konkurrenz ist gut, aber das muss sich auf die Zeit des Spiels beschränken", meint der 25-Jährige, der damit zugleich einen Appell an die Anhänger beider Vereine verbindet: "Für den Wettkampf sind die Spieler auf dem Platz zuständig. Für die Fans und die Stadt sollte das Derby einfach nur ein Fußballfest sein."
Für die Freundschaft abseits der fußballerischen Rivalität sind die beiden Wahl-Hamburger ein vorbildliches Beispiel. Als der gebürtige Ghanaer Takyi nach einem einjährigen Intermezzo bei der SpVgg Greuther Fürth 2009 zum Kiezklub zurückkehrte, fand er spontan Unterschlupf bei Kumpel Demel.
"Ich wollte in Ruhe eine neue Wohnung suchen, und Guy hat mich in der Zeit bei sich aufgenommen." Miete musste er selbstverständlich nicht zahlen: "Charly hat dafür gekocht und meine Wäsche gebügelt", erklärt Demel mit einem Schmunzeln.
Friedens-Appell an die Fans
Die bisweilen erbitterte Feindschaft zwischen St. Paulianern und HSVern halten die beiden für eine Randerscheinung, die nichts mit der breiten Masse zu tun hat.
"Ich war schon häufiger am Millerntor und bin auch von den St. Pauli-Fans nett empfangen worden", so Demel. Das bestätigt auch Takyi: "Dank Guy habe ich einen guten Draht zum HSV. Da spielt es keine Rolle, dass ich bei St. Pauli kicke."
Für das brisante Duell am Sonntag wünschen sich die beiden vor allem einen friedlichen Rahmen. "Wir sollten uns gemeinsam freuen, dass es so ein tolles Spiel in dieser Stadt gibt", sagt Takyi. Und Demel ergänzt: "Man sollte es uns überlassen, den Sieger des Derbys zu ermitteln."
2005/2006 beim HSV: Die Vereinslaufbahn von Charles Takyi