SPOX: Wie fällt Ihr Fazit nach dem LIGA total! Cup, dem ersten Härtetest vor der Saison, aus?
David Jarolim: Es waren nur Freundschaftsspiele mitten in der Vorbereitung, dennoch ärgerte mich die Niederlage gegen Schalke. Wir führen 1:0, spielen eine gute zweite Hälfte und verlieren paradoxerweise dennoch mit 1:2. Wir haben aber noch drei Wochen Zeit bis zum Bundesliga-Auftakt, um an den Feinheiten zu arbeiten, von daher muss man sich noch nicht allzu große Sorgen machen.
SPOX: Direkt vor dem Turnier wurden Sie auffällig oft von Trainer Armin Veh gelobt, der noch vor einigen Wochen intern an Ihrem sportlichen Wert gezweifelt haben soll.
Jarolim: Ich habe das gar nicht mitbekommen, aber sollte er mich tatsächlich herausgestellt haben, freut es mich natürlich.
SPOX: Allzu begeistert klingen Sie jedoch nicht.
Jarolim: Es ist nicht die Zeit, um sich übermäßig zu freuen, nur weil man gelobt wird. Wir haben sehr gute Einzelspieler bekommen, die die Qualität der Mannschaft noch einmal angehoben haben, dementsprechend umkämpft sind aber auch die Stammplätze. Ich bin offenbar auf einem guten Weg, nicht mehr, nicht weniger.
SPOX: Spricht aus Ihnen der Respekt vor Ihren Konkurrenten Ze Roberto und Gojko Kacar, der im Sommer für 5,5 Millionen Euro verpflichtet wurde?
Jarolim: Eigentlich nicht, letztes Jahr hätte ich wahrscheinlich genau das Gleiche geantwortet. Für mich hat es noch nie eine Rolle gespielt, wer die Konkurrenten sind oder wer alles gekauft wurde. Ich gebe immer Vollgas, den Rest überlasse ich den Trainern.
SPOX: Sie waren letztes Jahr der Kapitän, Veh jedoch hat sich noch nicht entschieden, wer zukünftig die Binde trägt. Sind Sie enttäuscht?
Jarolim: Es ist ein offenes Rennen, wer der Kapitän sein wird. Gegen Köln und Schalke waren es Heiko Westermann und Ze Roberto, im Testspiel davor ich. Für mich wäre es natürlich besser und angenehmer, wenn ich das Amt weiter behalten könnte, aber ich akzeptiere, dass es das gute Recht eines Trainers ist, sich einen neuen Kapitän zu suchen.
SPOX: Und sollte die Entscheidung gegen Sie fallen...
Jarolim: ... würde die Welt auch nicht untergehen. Es gibt wichtigere Dinge im Leben.
SPOX: Ruud van Nistelrooy hat zuletzt Vehs Arbeitsweise mit der von Alex Ferguson verglichen. Wie erleben Sie Veh?
Jarolim: Der Vergleich passt, auch wenn ich Ferguson nie selbst erlebt habe. Veh ist im Training in der Tat sehr viel gelassener als andere deutsche Trainer und sieht sich mehr als Supervisor. Er beobachtet viel und unterbricht nur, wenn er etwas wirklich Wichtiges zu sagen hat.
SPOX: Neben Veh zeichnet Ihr ehemaliger Mitspieler Bastian Reinhardt für die sportliche Planung verantwortlich. Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem Sportchef?
Jarolim: Für mich hat sich trotz seines Jobwechsels im Grunde nicht viel geändert, ich habe ja jahrelang mit ihm zusammen auf dem Platz gestanden. Für ihn ist es sicherlich schwieriger, herauszufinden, wie er mit uns Spielern umgehen soll. Deswegen wollen wir Erfahrenen ihn auch unterstützen, wo immer es geht. Das Entscheidende ist der gegenseitige Respekt - und der ist hundertprozentig vorhanden.
SPOX: Wie bewerten Sie die kontroverse Absage von Urs Siegenthaler, der den HSV strategisch ausrichten sollte?
Jarolim: Ich habe leider zu wenige Informationen zu dem Thema, weil ich Herrn Siegenthaler gar nicht kenne und wir zuletzt wegen der Saison-Vorbereitung zu wenig Zeit in Hamburg verbracht haben, um aus der Ferne ein Urteil zu bilden. Ich sehe es so: Für uns Spieler hat sich im Grunde ja nichts geändert - von daher bringt es nichts, sich zu viele Gedanken zu machen.
Hamburgs Publikumsliebling: David Jarolim im Steckbrief