Die Familie hat Uli Hoeneß zurückgepfiffen, der Zweikampf mit Reinhard Rauball um das Amt des Liga-Präsidenten fällt aus.
Am Montag zog Hoeneß völlig überraschend seine Kandidatur für den wichtigen Posten zurück. Mit dem Widerstand seiner Familie und "zu vielen Interessenskonflikten" begründete der Präsident von Bayern München seinen Salto rückwärts. In mehreren Interviews hatte Hoeneß am Sonntag und am Montag keine Hinweise auf einen Rückzieher gegeben.
"Nach intensiven Gesprächen mit meiner Familie am vergangenen Wochenende bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich nicht für das Amt des DFL-Präsidenten zur Wahl stelle", teilte der langjährige Manager des deutschen Rekordmeisters zunächst ein wenig nebulös mit.
"Massiver Widerstand"
Dem "Münchner Merkur" sagte er aber am Montag auch, er habe von der Familie "massiven Widerstand bekommen" - und Druck, am 18. August gegen den Amtsinhaber Rauball nicht anzutreten.
"Es war eine schwere Entscheidung, weil ich in den letzten Wochen das Gefühl bekommen habe, ich könnte die Wahl gewinnen, aber die Familie geht vor", sagte Hoeneß und ergänzte: "Und es sprachen auch noch andere Dinge dagegen." Der Süddeutschen Zeitung erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende der FC Bayern AG außerdem, durch eine Tätigkeit als Ligapräsident wäre er in zu viele Interessenskonflikte geraten.
Angst vor Weitergabe des Bayern-Know-How
Viele Anhänger des FC Bayern hätten die Befürchtung geäußert, er könne als Präsident aller 36 Klubs "zu viel FC-Bayern-Know-How" weitergeben", sagte Hoeneß der "SZ". "Es passiert", ergänzte er beim "Merkur", "dass sich Dinge binnen weniger Tage ändern", und ja, er sei nicht geradlinig vorgegangen: "Aber dann habe ich jetzt vielleicht mal einen kleinen Makel. Lieber einmal im Leben Zickzackkurs als drei Jahre unglücklich sein."
Hoeneß begründete seinen überraschenden Rückzug auch damit, "dass ich dann mein soziales Engagement nicht mehr ausüben könnte, beispielsweise für die Dominik-Brunner-Stiftung", gleiches gelte für "all die Vorträge, bei denen ich mein Honorar weitergeleitet habe". Dises Engagement wäre bei einer Wahl zum Ligapräsidenten "zeitlich nicht mehr möglich gewesen", sagte Hoeneß, aufgeben wollen habe er diese Aktivitäten nicht.
Hoeneß entschied Umfrage für sich
Erst am Freitag hatte Hoeneß den Zweikampf mit Rauball eröffnet, aber mit seiner Kandidatur seitdem auch nicht überall offene Türen eingerannt. "Die Vereine werden sehr genau verfolgt haben, was auf den Bundesliga-Tagungen der letzten 20 oder 30 Jahre passiert ist", sagte Hoeneß' alter Intimfeind Willi Lemke. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Werder Bremen war mit seiner Skepsis nicht alleine.
Gemessen an der Blitzumfrage der "Bild" bei allen 36 Klubs der 1. und 2. Liga wurde die Kandidatur von Hoeneß keineswegs einhellig begrüßt. Hoeneß kommt im Duell mit Amtsinhaber Rauball bei 22 "Enthaltungen" auf ein recht knappes 8:6, wobei sein für den VfL Wolfsburg ebenfalls befragter Bruder Dieter ohnehin als befangen zu werten war. Vor allem die Zweitligaklubs, denen Hoeneß mehr Geld in Aussicht gestellt hatte, waren erstaunlich skeptisch geblieben.
Gegenwind aus der Liga
Doch auch aus der Bundesliga gab es Gegenwind. "Es hätte bei Uli Hoeneß positive Aspekte gegeben, aber wir hätten nicht gewusst, worauf es hinaus gelaufen wäre", sagte Schalke-Trainer Felix Magath.
Damit der FC Bayern München weiter in der DFL vertreten ist, schlug der Rekordmeister für das Amt als Vorstand im Ligaverband Karl Hopfner vor. Rauball, der von Hoeneß persönlich über dessen Rückzug informiert worden war, kündigte an, die Kandidatur Hopfners zu unterstützen.