Lehmann fordert Neue, Heldt glaubt an Huntelaar

SID
Jens Lehman erzielte am 19.12.1997 ein Bundesliga-Tor - für Schalke, gegen Dortmund
© Getty

Jens Lehmann hat sich massiv für neues Personal bei seinem Klub VfB Stuttgart ausgesprochen. Nur mit einem Ersatz für Mario Gomez schaffe man es nicht, sagte Lehmann.

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Update Der ehemalige Nationalspieler Jens Lehmann hat seinen Arbeitgeber VfB Stuttgart mit der Forderung nach neuem Personal öffentlich massiv unter Druck gesetzt.

"Wir brauchen noch Verstärkungen. Nur mit einem Ersatz für Mario (Gomez) schafft man es nicht. Da braucht man schon noch etwas mehr", sagte Lehmann, der aus dem Trainingslager der Schwaben im österreichischen Leogang bei der Mitgliederversammlung am Dienstagabend zugeschaltet war.

Applaus von den Mitlgiedern

In einem Appell an die 1923 Mitglieder im voll besetzten Carl Benz Center fügte der Keeper an: "Nehmen sie den Vorstand und den Aufsichtsrat in die Pflicht, weitere Investitionen in die Mannschaft zu tätigen." Kapitän Thomas Hitzlsperger schloss sich Lehmanns Aufforderung grundsätzlich an, beide ernteten Applaus vonden Mitgliedern.

Den VfB-Anhängern geht die seit Wochen ergebnislose Suche nach einem neuen Angreifer auf die Nerven. Demba Ba und wohl auch Patrick Helmes wären gerne gekommen, der VfB sagte beiden wegenVerletzungen ab. Jetzt will Heldt Klaas-Jan Huntelaar für 18 Millionen Euro von Real Madrid an den Neckar holen, doch der Niederländer ziert sich noch.

Heldt: Nur noch ein Stürmer

Sportdirektor Horst Heldt steht unter Druck wie noch nie, und er versuchte deshalb, die Wogen zu glätten. "Lieber Jens", rief er Lehmann zu, "glaube mir, wir werden Verstärkungen holen."

Einen Konter konnte sich Heldt aber nicht verkneifen: "Und du hältst dafür deine Bälle.".

In der "Sport Bild" erteilte Heldt dem Wunsch der Profis nach mehreren neuen Klassespielern allerdings eine klare Absage: "Wir holen für den Angriff einen hochkarätigen Neuzugang. Danach ist nach jetzigem Stand Schluss."

Heldt "sagt viel, wenn der Tag lang ist"

Am Mittwochnachmittag versuchte sich Heldt nach seiner Ankunft in Leogang weiter in Deeskalation. "Wer Jens kennt weiß, dass er ein sehr offener und ehrlicher Mensch ist. Damit habe ich kein Problem", sagte er, fügte aber auch an: "Jeder hat seine Aufgabe. Jens soll möglichst wenig Tore reinbekommen, und darauf sollte er sich auch konzentrieren."

Sein Zitat, wonach es nach der Stürmer-Verpflichtung keine weiteren Transfers mehr geben werde, kommentierte Heldt so: "Ich sage viel, wenn der Tag lange ist." Die Priorität "liegt auf dem Sturm", ergänzte Heldt, der zudem die Angabe von Huntelaars Berater bestätigte, wonach bis Wochenende eine Entscheidung fallen soll.

"Es ist keine Sache des Geldes, aber wir sind nicht konkurrenzlos", sagte Heldt, der namentlich Tottenham Hotspur als Rivalen im Kampf um Huntelaar nannte. "Doch ich glaube, dass wir da im Gesamtprodukt attraktiver sein können", sagte Heldt.

"Huntelaar ist sich seiner Situation bewusst geworden"

Diese Hoffnung bekommt durch eine Nachricht aus Madrid Nahrung. "Ich glaube, er ist sich seiner Situation bewusst geworden", sagte Madrids Sportdirektor Miguel Pardeza über Huntelaar, dem Real schon mitgeteilt hat, dass es nicht mehr mit ihm plant.

"Wenn er noch ein, zwei Tage braucht, ist es nicht schlimm", versicherte Heldt.Teamchef Markus Babbel verfolgt das Gezerre im Trainingslager äußerlich gelassen. Doch wie er wirklich denkt, verrät er, wenn er über die Bedeutung des Camps in Leogang spricht. "Wir arbeiten viel im taktischen Bereich, um optimal vorbereitet zu sein", sagt er.

Stadionumbau kostet jährlich vier Millionen

Bei der Taktikschulung sollte der Neue eigentlich schon dabei sein.Denn der muss sich schon Mitte August so sicher im Stuttgarter Trikot fühlen, dass er die Schwaben in die Champions League schießt.

Wie wichtig die Einnahmen aus der Königsklasse sind, zeigte die vom VfB am Dienstag veröffentlichte Bilanz. Der Verein ist gesund und erwirtschaftete einen Gewinn, doch der Stadionumbau wird ihn künftig jährlich mit zusätzlichen 4 Millionen Euro belasten. Und wegen der Plätze-Reduktion wird zunächst weniger Geld fließen.

Finanzchef Ulrich Ruf rechnet mit "zwei, drei Millionen weniger im Jahr". Rufs Fazit: "In den nächsten ein bis zwei Jahren müssen wir den Gürtel enger schnallen." So sucht der VfB nach der Balance zwischen Sparzwang und Investitionen.

Zumal Präsident Erwin Staudt den Anteil der Kaderkosten am Umsatz senken will. Doch er weiß: 'Wir suchen nicht nach einem Ergänzungsspieler, sondern nach einer Korsettstange - und das kostet Zeit und Geld.´

Der VfB Stuttgart in der Sommerpause