"Am Nebentisch im ICE sitzen zwei prominente Spielerberater und ein Anwalt. Sie diskutieren seit 15 Minuten einen Ballack-Transfer zum HSV." Diese Meldung von "Twitter"-User Sachar Kriwoj alias @sachark verbreitete sich am Montagabend wie ein Lauffeuer im Internet. Weitere Updates folgten.
Medien wie das Hamburger "Abendblatt", "Bild.de", und die "Rheinische Post" griffen die Geschichte auf.
Auch SPOX berichtete im Fußball-Ticker "Rund um den Ball" - und handelte sich wie andere Redaktionen Dementis vom HSV und aus dem Ballack-Umfeld ein.
Dennoch bleibt Kriwoj bei seiner Geschichte. Die Hintergründe verrät er im Kurz-Interview mit SPOX.
SPOX: Herr Kriwoj, Ihre Twitter-Einträge aus dem ICE sorgten für einige Aufregung. Sind Sie sicher, dass Sie nicht von Hochstaplern getäuscht wurden?
Sachar Kriwoj: Absolut. Ich war früher selbst als freier Sportjournalist für die Netzeitung tätig. Als ich die Herren auf dem Weg von Hamburg nach Berlin am Nebentisch gesehen habe, wusste ich, um wen es sich handelte.
SPOX: Warum nennen Sie dann keine Namen?
Kriwoj: Wenn ich Namen nennen würde, würde ich mich möglicherweise juristisch auf schwieriges Terrain begeben.
SPOX: Ihre Beobachtungen wurden von verschiedenen Medien aufgegriffen. Waren Sie überrascht, dass die Sache so hohe Wellen schlug?
Kriwoj: Dass es so weite Kreise zieht, hat mich schon überrascht. Aber auch die Tatsache, dass nur SPOX und Bild.de Kontakt zu mir aufgenommen und nachgefragt haben. Die anderen haben das übernommen, ohne mit mir zu sprechen. Der Bayerische Rundfunk hat sich noch gemeldet. Da geht es aber um eine Geschichte über die Bedeutung von Twitter.
SPOX: Wie beurteilen Sie die Berichterstattung?
Kriwoj: Ich habe mich schon gewundert, dass manche Medien das alles sofort als "Ente" abgetan haben. Dass die Beteiligten dementieren, wundert mich nicht. Das ist bei Wechsel-Gerüchten ja nicht unüblich. Für mich wäre es natürlich schön, wenn Ballack am Ende doch nach Hamburg geht. Denn dann müssten manche ihr vorschnelles Urteil überdenken. Auch wenn das durch die Verpflichtung von Ze Roberto noch einmal unwahrscheinlicher wurde.
SPOX: Was haben Sie aus der ganzen Sache gelernt?
Kriwoj: Viele Medien halten noch an der klassischen Gatekeeper-Position fest, die sie sich über viele Jahrzehnte erarbeitet haben. Ich finde es gewagt, dass manche die Geschichte als "Ente" abgetan haben, nur weil sie aus den neuen Medien kommt. Ich glaube, dass Online-Kommunikation große Chancen auch für die klassischen Medien bietet. Gerade Twitter ist eine großartige Möglichkeit, um Themen zu finden. Selbst wenn der Wechsel am Ende nicht zustande kommt, heißt das ja nicht, dass das Gespräch nicht stattgefunden hat.