Die Zahlung des Weltverbandes FIFA in Höhe von zwei Millionen Franken (1,8 Millionen Euro) im Februar 2011 für unbestrittene Dienste als Berater des ebenfalls untergegangenen FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (79) zwischen Januar 1999 und 2002 brachte Frankreichs Fußball-Galionsfigur zu Fall. "Ich bin sicher, wir werden diese Schwierigkeiten überwinden", hofft er.
Platinis Chancen, am 26. Februar 2016 die Nachfolge des seit 1998 amtierenden Blatter, gegen den in der Schweiz ein Strafverfahren eröffnet wurde, anzutreten, gehen gegen null. Zwar reichte er am Donnerstagmorgen noch die fünf benötigten Unterschriften aus den Nationalverbänden ein - aber ein suspendierter Funktionär als offizieller Präsidentschaftskandidat? Unmöglich. Seine Anwesenheit am 12. Dezember in Paris bei der Vorrunden-Auslosung für die EM 2016 in seiner Heimat: nach Lage der Dinge verboten.
Platini in der Defensive
Die Lichtgestalt des französischen Fußballs wurde von der Schweizer Justiz zuvor als "Auskunftsperson" vernommen und nicht, wie Blatter, als Angeklagter. Seitdem hat seine Glaubwürdigkeit enorm gelitten, und der einstige Offensivkünstler auf dem grünen Rasen ist in die Defensive geraten.
Weshalb hat Platini, der sich immer als Vertreter des Sports und nicht der Wirtschaft gibt, sein angebliches Honorar erst mit neun Jahren Verspätung erhalten? Wie sauber ist der frühere Blatter-Berater und -Freund, der als einziger veröffentlicht hat, für die WM 2022 in Katar gestimmt zu haben, eigentlich? War die FIFA-Zahlung letztendlich ausschlaggebend dafür, dass Platini immer auf eine direkte Gegenkandidatur bei FIFA-Präsidentschaftswahlen gegen Blatter verzichtet hat?
Für den einstigen Platini-Berater bei seiner Kandidatur um die UEFA-Spitze 2007 als Nachfolger des schwedischen Amtsinhabers Lennart Johansson ist die Sache klar. Alain Leiblang, mehrfach Mediendirektor bei Weltmeisterschaften, erklärte der Boulevardzeitung Le Parisien: "Platini wollte aus persönlichen Gründen in Paris wohnen und ist in der fraglichen Zeit definitiv mehrere Tage pro Woche in Zürich gewesen. Wenn ich die 1,8 Millionen durch die 42 Monate teile, komme ich auf ein Monatsgehalt von rund 43.000 Euro im Monat. Das mag viel erscheinen, aber bitte: Es handelt sich um Platini. Weshalb er erst im Nachhinein mit Blatter über eine Entlohnung verhandelt hat, entzieht sich meiner Kenntnis."
Schutz für UEFA-Chef
Jean Michel Moutier, der gemeinsam mit Platini Anfang der 70er Jahre bei AS Nancy gespielt hat, später Sportdirektor von Paris St. Germain wurde und heute Spielerberater ist: "Das ist nicht der Stil von Michel Platini. Er ist viel zu vorsichtig, um solche Dinge zu tun."
Dem SID hatte Platini einst auf die Frage nach seinem Gehalt als UEFA-Präsident mit einer Volte geantwortet: "Höher im Monat, als mein erstes Jahresgehalt als Profi bei AS. St. Etienne."
Platini ist der französische Beckenbauer. Er war Profi von 1972 - 1987 (AS Nancy, AS St.Etienne, Juventus Turin), dreimaliger Fußballer Europas, 72-maliger Nationalspieler (41 Tore, Europameister 1984 mit neun Toren in fünf Spielen). Danach wurde er von 1988 bis 1992 Nationaltrainer (12 Siege in 12 Spielen zur EM in Schweden, dort aber jämmerlich gescheitert). Später dann Co-Präsident des Organisationskomitees für die WM 1998.
Blatters Werbetrommel
In dieser Eigenschaft lernte er Blatter näher kennen. Der damalige FIFA-Generalsekretär Blatter gewann dank der Werbetrommel der Lichtgestalt Platini 1998 gegen den ehrenamtlichen UEFA-Präsidenten Johansson. 2007, als es in Düsseldorf erneut gegen Johansson ging - dieses Mal sollte Platini auf den UEFA-Thron gehievt werden, was gelang - half seinerseits Blatter.
Aber die beiden waren nicht quitt. Blatter hatte, so berichten es Insider, Platini versprochen, 2015 zu seinen Gunsten aufzuhören - und dann verkündete er seine fünfte Kandidatur. Dann hatte Platini diesmal frühzeitig seinen Hut für die FIFA-Wahl im Februar 2016 in den Ring geworfen. Den kann er jetzt wieder aufheben.