"Diese Sache wird immer heißer. Wenn es dazu kommen sollte, dass den Katarern Bestechung bei der WM-Vergabe nachgewiesen werden würde, kämen große Schwierigkeiten auf die FIFA zu", sagte der Schweizer Strafrechtsprofessor der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Es gehe um die Kompensation von unbeteiligten Dritten wie Bauunternehmen, die Schaden nähmen, wenn dem Emirat die WM in der Folge entzogen würde.
Pieth, Anti-Korruptions-Experte und ehemals Vorsitzender der unabhängigen Governance-Kommission der FIFA, betonte: "Wer zahlt dann diese Kosten? Es ist vollkommen offen, was dann daraus folgte. Bei Entschädigungen in dieser Größenordnung erscheint auch die Milliardenreserve der FIFA auf einmal relativ klein", sagte Pieth.
War die Entscheidung gekauft?
Die britische Zeitung "Telegraph" hatte unter der Woche von Zahlungen des Katarers Mohamed Bin-Hammam an Jack Warner aus Trinidad und Tobago im Zusammenhang mit der WM-Vergabe an Katar im Dezember 2010 berichtet.
Bin-Hammam und Warner waren jeweils FIFA-Exko-Mitglieder. Das FBI hat Ermittlungen über die angeblichen Schmiergeldzahlungen aufgenommen.
Ligapräsident Reinhard Rauball, als großer Kritiker der FIFA unter Chef Joseph S. Blatter (78) bekannt, sagte: "Die neuen Meldungen rund um die WM in Katar unterstreichen: Hier ist noch eine Menge Aufklärungsarbeit nötig. Ich erwarte, dass die FIFA dies mit der nötigen Ernsthaftigkeit angeht. Und natürlich muss auch der Staat Katar seiner Verantwortung gerecht werden und Missstände beseitigen. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Fußballs."
Kritik am DFB
Pieth wiederum kritisiert den Deutschen Fußball-Bund (DFB) für dessen angebliche Blockadehaltung beim Reformprozess der FIFA. Wie andere europäische Verbände sperre sich der DFB gegen eine Amtszeitbegrenzung im FIFA-Exko.
"Da sollten sich einige besinnen und nicht nur an sich selbst, sondern die ganze Organisation und die nächsten zehn Jahre denken. Auch der DFB verhält sich hier sehr ungeschickt", monierte Pieth.
Es gibt den Vorschlag, dass alle Mitglieder des Vorstandes (inklusive des Präsidenten) nicht länger als drei Perioden zu je vier Jahren in ihrer Position verweilen dürfen, um dadurch der Bildung korrupter Seilschaften zu begegnen. Im Exekutivkomitee konnte allerdings in dieser Frage bislang kein Konsens erzielt werden.