Torhüter Milos Mandic vom Regionalligisten SC Verl lief es am Dienstag eiskalt den Rücken hinunter. Der Schlussmann sollte von der hiesigen Wettmafia in einer Disco vergiftet oder verprügelt werden, da er offensichtlich nicht für Manipulationen bereit war.
"Dass so etwas in Deutschland möglich ist, hätte ich nie und nimmer für möglich gehalten. Ich bin schockiert und traurig zugleich", sagte Mandic dem "Westfalenblatt", als er gerade auf dem Weg zur Regionalliga-Partie bei Eintracht Trier war.
Das Spiel wurde wegen der schlechten Witterungsbedingungen am Dienstag aber kurzfristig abgesagt, so dass sich Mandic gedanklich weiter alleine mit der Skrupellosigkeit der Wettmafia beschäftigen musste. Mandic sollte in einer Disco "ausgeknockt" werden. Entweder durch einen tätlichen Angriff oder aber durch einen vergifteten Drink. Das erklärte am Montag der 55 Jahre alte Angeklagte Tuna A. vor dem Bochumer Landgericht.
Mandic zeigte sich erleichtert, dass er dem Anschlag entgehen konnte. "Angesichts der Unfähigkeit und Kaltblütigkeit dieser Leute hätten sie womöglich eine Überdosis ins Getränk gemischt, um mich zu vergiften und aus dem Verkehr zu ziehen. Eine ungeheuerliche Story, die reichlich Stoff für einen ARD-Tatort gäbe", sagte Mandic.
Ersatztorwart unter Verdacht
Die Wettbetrüger sollen vor dem Verler Auswärtsspiel beim 1. FC Saarbrücken (1:3) am 31. Oktober 2009 geplant haben, einen Schläger auf den Torwart anzusetzen oder ihn zu vergiften. "Man sollte ihm etwas ins Getränk tun, damit ihm schlecht wird", hatte Tuna A. den Richtern erklärt. Ziel soll gewesen sein, einen angeblich korrupten Ersatztorwart im Verler Tor zu haben. Dieser Plan sei aber am Ende nicht durchgeführt worden.
Ersatzmann hinter Mandic war in der vergangenen Saison Sebastian Völzow. Der jetzige Keeper von Arminia Bielefeld II bestritt jedoch eine Beteiligung an geplanten Manipulationen vehement. "Das ist wieder so ein Gerücht. Ich habe damit nichts zu tun und auch nie ein Angebot von der Wettmafia erhalten", sagte der 27-Jährige, der aber nicht ausschließen wollte, dass die Wettpaten die Absicht hatten, ihn anzusprechen.
"Ich wusste über einen mir bekannten Wettbürobetreiber schon vorher über die Dinge, die da in Verl passiert sind, Bescheid. Zumindest gab es Andeutungen in diese Richtung. Das habe ich im Frühjahr sowohl beim DFB als auch bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt", sagte Völzow: "Es kann ja sein, dass die irgendwas geplant hatten, aber es ist nie jemand mit einem Angebot zur Manipulation an mich herangetreten."
Am Montag erklärte der Keeper seine Unschuld gegenüber der Arminia schriftlich. Auch Mandic kann sich nicht vorstellen, dass Finanzberater Völzow in Verl zu Manipulationen bereit gewesen sei: "Sebastian hat sich bei uns stets korrekt und fair verhalten. Es tut mir für ihn leid, dass er in diese Geschichte reingezogen worden ist."