Platz 5, Sebastian Vettel:
Lewis Hamilton wunderte sich. Darüber, wie der Heppenheimer seine Reifen im ersten Stint "killte". Und darüber, dass sich Vettel nicht vehementer gegen seine Attacke in der sechsten Runde wehrte. Doch mit Blick auf den Rennverlauf muss man sagen: Der Ferrari-Pilot wäre an diesem Tag so oder so chancenlos gegen Hamilton gewesen.
Zwar lief es zu Beginn rund für Vettel, mit einem guten Start übernahm er sofort die Führung und baute diese in den ersten Runden aus. Doch dann fingen die Gummis an, dem viermaligen Champion Probleme zu bereiten. Am linken Vorderreifen bildeten sich Blasen, die ihm nicht nur eine wirklich gute Pace raubten, sondern ihn auch zu einem zweiten Boxenstopp zwangen. Wegen eines Chassis-Wechsels vor dem 3. Freien Training fehlte Vettel die Übung bei Longruns - das machte sich hier bemerkbar.
Auf frischen Softs lief es dann aber besser. Mit einem beherzten Manöver quetschte sich Vettel im Vandoorne-Bottas-Sandwich am finnischen Mercedes-Fahrer vorbei. Anschließend wurde er von Räikkönen vorbeigewunken, um sich so wieder auf seinem Startplatz wiederzufinden. Mit dem zweiten Rang verschob der 30-Jährige zwar die Titelentscheidung, Freudengefühle dürfte ihm das aber wohl nur bedingt bereitet haben.
Platz 4, Esteban Ocon:
In der Startaufstellung wurde es bei Force India hektisch. Eine Kontrolleinheit an Ocons Auto bereitete Probleme, in nur wenigen Minuten mussten die Mechaniker eine Lösung finden, sonst wäre der starke fünfte Startplatz nichts mehr wert gewesen. Doch die Verantwortlichen behielten einen kühlen Kopf und bereinigten die Probleme. Der Franzose konnte ohne Einschränkungen starten, ließ sich vom plötzlichen Vor-Start-Stress nicht beeindrucken und fuhr ein tadelloses Rennen. Und das, obwohl er mit Kopfschmerzen und Magenverstimmung körperlich geschwächt war.
Platz 3, Carlos Sainz Junior:
Was die gesamte Saison über nicht der Fall war, ist jetzt amtlich: Nico Hülkenberg hat einen echten Konkurrenten im eigenen Stall. Das bewies Carlos Sainz Jr. eindrucksvoll bei seinem Debüt für Renault.
Ohne große Anpassungsprobleme an den R.S.17 gelang dem Spanier direkt der Einzug ins dritte Quali-Segment. Und im Rennen? Da machte der eigentliche Red-Bull-Junior eindrucksvoll weiter, hielt seinen neuen Boliden dauerhaft in den Top 10 und holte so sechs wichtige Punkte für Renault.
Während Jolyon Palmer über weite Strecken nicht konkurrenzfähig war, muss sich Hülkenberg nun wärmer anziehen. Sainz wird wohl noch häufiger weit oben im Driver-Ranking auftauchen.
Platz 2, Lewis Hamilton:
"Austin Powers!" titelte die Sun nach Hamiltons Triumphfahrt nahe der texanischen Hauptstadt. Und in der Tat scheint Hamilton in Austin Extra-Power versteckt zu haben. In sechs Rennen auf dem Circuit of The Americas gewann er fünf Mal.
Dass es auch diesmal mit dem Sieg klappte, stand eigentlich nur sechs Runden lang zur Debatte. Dann hatte er Vettel wieder überholt und zog auf und davon. Mit einem perfekt abgestimmten Mercedes hielt er die Konkurrenz scheinbar mühelos auf Abstand.
Hamilton und die Rückrunde? Das passt! Seit der Sommerpause holte der Engländer von möglichen 150 Punkten starke 143 Zähler. Dass er die vorzeitige Titelentscheidung in den USA verpasst hat, dürfte er verschmerzen können. Schon am nächsten Wochenende wird es nämlich aller Voraussicht nach so weit sein.
Platz 1, Max Verstappen:
War Verstappens Manöver gegen Räikkönen legal oder nicht? Waren die Anschuldigungen seitens Red Bull und der Familie Verstappen gerechtfertigt oder nicht? Keine Frage, die Aktion des jungen Niederländers und die folgende Zeitstrafe waren nach dem Rennen das Thema schlechthin.
Grundsätzlich kann man sagen, dass Verstappen die Strecke beim Überholvorgang mit allen vier Rädern verlassen und die Kurve abgekürzt hat. Er verschaffte sich regelwidrig einen Vorteil, die 5-Sekunden-Strafe geht damit für sich genommen in Ordnung. Allerdings: Wenn andere Fahrer die Strecke - wenn auch nicht bei einem Überholmanöver, so aber doch zu ihrem Vorteil - straffrei verlassen durften, fehlt hier die klare Linie in der Beurteilung solcher Vorkommnisse.
Die ganze Posse soll aber nicht von Verstappens Leistung ablenken. Der 20-Jährige fuhr ein formidables Rennen, das ihn vom 16. Rang fast aufs Podium brachte. Er glänzte mit zahlreichen Überholmanövern und betrieb dabei gleichzeitig ein exzellentes Reifenmanagement - eine nur allzu schwierige Kombi. Auch im Zweikampf mit Hamilton wehrte er sich trotz stumpfer Waffen tapfer.
Seit Wochen befindet sich Verstappen in Topform, die Vertragsverlängerung bei Red Bull am Rande des US-GP scheint ihn noch weiter beflügelt zu haben. Er wirkt wie ein Astronaut auf dem Weg in den Orbit. Ohne Grenzen nach oben, das Ziel klar vor Augen. Einzig die Rakete unterm Hintern fehlt noch. Aber vielleicht bekommt er die ja im nächsten Jahr?