Platz 1, Lance Stroll:
Sechs Rennen lang hagelte es für den Rookie Kritik. Immer wieder wurde er - zugegebenermaßen auch an dieser Stelle - für untauglich erklärt. Doch Stroll ließ sich davon nicht beeindrucken und zeigte an diesem Wochenende, dass er mehr sein kann als Pastor Maldonado II.
Erst schlug der Kanadier im Qualifying zum ersten Mal überhaupt Teamkollege Felipe Massa, dann fuhr er wie schon bei seinem Heimspiel in Montreal ein fehlerloses Rennen. Während sich die anderen Piloten gegenseitig abräumten, behielt er die Nerven. Safety-Car-Phasen, Rennunterbrechung, herumliegende Teile rechts und links - Stroll steckte all das locker weg und fuhr so verdientermaßen aufs Podium. Dort wurde ihm dann die "Ehre" zuteil, Champagner aus Daniel Ricciardos Schuh trinken zu dürfen. Herzlichen Glückwunsch!
Dass er sich nur wenige Meter vor dem Ziel noch von Valtteri Bottas überholen ließ und damit den zweiten Platz verpasste, wird ihn ärgern. Einen Vorwurf kann man dem 18-Jährigen dafür aber nicht machen. Ein Mercedes ist eben doch nochmal ein gutes Stück schneller als ein Williams.
Platz 2, Lewis Hamilton:
"Mich absichtlich zu rammen, ist eine Schande. Wenn er sich als Mann beweisen will, soll er es außerhalb des Autos machen, von Angesicht zu Angesicht. Man denke an all die Kinder, die heute zugeschaut und gesehen haben, wie das ein vierfacher Weltmeister macht", wütete der Engländer in Richtung Sebastian Vettel. Von der viel zitierten "Bromance" zwischen den beiden WM-Rivalen ist nach dem Aserbaidschan-GP nichts mehr zu spüren.
Während Vettel mehr oder weniger mit einem blauen Auge davon kam, verlief der Nachmittag für Hamilton frustrierend. Lediglich ein fünfter Platz sprang am Ende heraus, zwei WM-Punkte verlor der Mercedes-Pilot somit auf den Heppenheimer. Und das, obwohl er eine fast perfekte Vorstellung ablieferte.
In der Qualifikation setzte er mit einer Fabelrunde seine Pole-Rekordjagd fort. Im Rennen hatte er bis zu seinem durch eine lose Kopfschutzhalterung erzwungenen Boxenstopp alles im Griff - trotz doppeltem Vettel-Aussetzer. Einen kleinen Abzug gibt es dafür, dass es Hamilton mit frischeren Reifen nicht gelang, den Heppenheimer ernsthaft unter Druck zu setzen.
Platz 3, Daniel Ricciardo:
Eigentlich hatte der Red-Bull-Pilot die Chance auf ein gutes Ergebnis schon am Samstag weggeworfen. Nach einem einfachen Fahrfehler touchierte er die Leitplanke und schied vorzeitig aus dem Pole-Kampf aus. Lediglich vom zehnten Platz ging es ins Rennen.
In diesem plagte ihn schon nach wenigen Runden ein Teil von Valtteri Bottas oder Kimi Räikkönen, das sich nach deren Crash in Ricciardos Bremsbelüftung verabschiedet hatte. Der Australier musste früh an die Box und verlor wertvolle Zeit.
Grund, um aufzugeben? Nicht für den Sunnyboy! Mit den Messern zwischen den Zähnen überholte er ein Auto nach dem anderen - manchmal sogar zwei Mal auf einmal - und schob sich so bis auf Rang drei vor. Zu guter Letzt profitierte er von Vettels und Hamiltons Schicksal und heimste so den fünften Formel-1-Sieg seiner Karriere ein.
Fun-Fact für die Statistik-Liebhaber: Seit Fernando Alonsos Sieg in Valencia 2012 startete kein Gewinner von einem schlechteren Platz aus als Ricciardo an diesem Wochenende. Der Spanier ging damals vom elften Rang ins Rennen.
Platz 4, Kevin Magnussen:
Während Romain Grosjean in Aserbaidschan eher als der Flucher vom Dienst auffiel, machte der Däne mit seinen fahrerischen Leistungen auf sich aufmerksam. Platz 13 in der Quali, Platz sieben im Rennen - das bis hierhin beste Saisonergebnis für Haas.
Zwischenzeitlich war Magnussen, der 2017 erneut in etwa so konstant wie die Deutsche Bahn fährt, sogar auf Podiumskurs. Gegen die deutlich schnelleren Vettel, Haas und Ocon war er aber am Ende chancenlos.
Platz 5, Felipe Massa:
Wie Teamkollege Stroll schielte auch der Oldie auf die Champagnerdusche. Nach der Unterbrechung war er Dritter, direkt hinter Hamilton und Vettel. Überlegt man, dass sich die beiden Top-Piloten später aus dem Kampf um den Sieg verabschiedeten, wäre demzufolge einiges drin gewesen für Massa. "Heute hatten wir die Chance, zu gewinnen", trauerte Massa der verpassten Gelegenheit nach.
Warum es nicht mit einem Erfolg geklappt hat? Weil das Dämpfersystem streikte und so die Hinterradaufhängung starr werden ließ. Massa konnte den Speed nicht mehr mitgehen und musste seinen Williams letztlich in der Garage abstellen.