Beide Mercedes-Fahrer hatten offenbar komplett unterschiedliche Setups für Qualifying und Rennen gewählt. Im kurvigen Mittelsektor der Strecke nahm Hamilton wohl dank steiler angestelltem Frontflügel seinem Teamkollegen massiv Zeit ab, dafür holte der Deutsche in den Topspeed-Abschnitten auf. Ein Indiz dafür: Rosberg klagte nach dem ersten Run in Q3 über massives Untersteuern.
Das Ergebnis der Quali zum Brasilien-GP im Überblick
"Nico wurde schneller und schneller das Wochenende über, aber ich konnte es immer abwehren", sagte Hamilton über die 60. Pole seiner Formel-1-Karriere. Nur Ayrton Senna (65) und Michael Schumacher (68) hatten diese Marke vor ihm erreicht. Dass es in Brasilien gelang, freute Hamilton: "Das ist erst meine zweite Pole auf dieser Strecke, wo ich immer Probleme hatte."
Rosberg peilt WM-Entscheidung am Sonntag an
Rosberg ließ sich nicht beeindrucken. Er peilt für den Rennsonntag die vorzeitige Entscheidung des WM-Kampfs zu seinen Gunsten an. "Ich habe natürlich mein Bestes gegeben, das hat nicht gereicht. Es ist okay. Dieses Jahr hat gezeigt, dass die Pole nicht alles ist. Der auf der Pole steht, ist nicht immer der, der am Ende gewinnt", so Rosberg: "Lewis war einfach minimal schneller. Meine Runden waren auch gut."
Der gebürtige Wiesbadener geht in der Fahrer-WM mit 19 Punkten Vorsprung in die letzten beiden Rennen der Formel-1-Saison 2016. Beim Grand Prix in Interlagos kann Rosberg sich aus eigener Kraft zum Weltmeister krönen.
Großer Abstand der Verfolger
Dass ein Pilot eines anderen Teams sich am Sonntag in den Kampf der Sterne einmischt, scheint nach dem Qualifying unwahrscheinlich. Hinter den Mercedes-Piloten klaffte am Samstag eine riesige Lücke.
Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen wurde mit 0,668 Sekunden Dritter vor Max Verstappen (Red Bull/4.), Teamkollege Sebastian Vettel (Ferrari/5.) und Daniel Ricciardo (Red Bull/6.). Romain Grosjean überraschte im Haas und war als Siebter schneller als die Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg (8.) und Sergio Perez (9.).
Technische Probleme bremsen Vettel zu Beginn
Vettel hatte Glück, überhaupt am Qualifying teilnehmen zu können. Ferraris Mechaniker arbeiteten nach dem 3. Freien Training ausgiebig am Heck seines Auto. Sie wurden erst mitten im ersten Quali-Abschnitt fertig. Kurz zuvor war auch Marcus Ericsson von Sauber hinausgeschickt worden. Die Schweizer mussten nach dem Abschlusstraining den Motor tauschen. Eine Strafe bekam der Schwede nicht, Sauber baute ein bereits benutztes Aggregat ein.
Etwas enttäuschend verlief das Qualifying auf dem Autodromo Jose Carlos Pace für Felipe Massa. Bei seinem letzten Grand Prix in seiner Heimat vor seinem F1-Karriereende in Abu Dhabi verpasste der Brasilianer im Williams einen Startplatz in den Top 10. Nachdem Williams am Freitag bei Hitze noch erster Verfolger der Silberpfeile war, kam das Team aus Grove bei vereinzelten Regentropfen und Kälte am Samstag überhaupt nicht mehr zurecht. Massa wurde 13., Teamkollege Valtteri Bottas schied als 11. ebenfalls im mittleren Quali-Abschnitt aus.
Manor-Zwist zwischen Wehrlein und Ocon
Der vierte deutsche Pilot, Pascal Wehrlein, qualifizierte sich auf Platz 19. Sein Teamkollege, Esteban Ocon, war als 20. langsamer. Beide Manor-Piloten wären gegen Ende des ersten Quali-Abschnitts beinahe aneinandergeraten. Wehrlein versuchte auf seiner Outlap im letzten Sektor genug Platz zu den Vorausfahrenden zu lassen, Ocon überholte ihn.
"Wie kann er mich in der vorletzten Kurve überholen?", funkte der Deutsche. Zeitgleich beschwerte sich Ocon: "Er hat mich massiv blockiert. Das ist nicht cool!"
Beide trennten am Ende nur 0,005 Sekunden. Allerdings startet Ocon nicht vom 20. Platz. Weil er Jolyon Palmer in Turn 4 aufgehalten hatte, belegten ihn die Stewards mit einer Strafversetzung um drei Plätze. Der Franzose, den Force India für die Saison 2017 verpflichtet hat, geht als 22. und Letzter ins Rennen.
Noch schlechter lief das Qualifying in Sao Paulo für Jenson Button. Der Brite schied als 17. schon im ersten Quali-Abschnitt aus, während McLaren-Honda-Teamkollege Fernando Alonso es in den letzten schaffte. Der zweifache Weltmeister aus Spanien komplettierte als Zehnter die Top 10.