Jenson Button trauert in Pink

John Button begleitete seinen Sohn Jenson bis zu seinem Tod
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Sein 256. Formel-1-Rennen wird für Jenson Button ein ganz besonderes. Der McLaren-Pilot hat beim Großbritannien-GP in Silverstone (alle Sessions im LIVE-TICKER) keine Siegchance, wird von seinem Chef unter Druck gesetzt und hat doch ganz andere Gedanken: Er will seinen Vater John ehren.

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Ein echtes Donnerwetter war es nicht, dennoch sorgte McLaren-Boss Ron Dennis für Aufregung, als er in dieser Woche bei "Sky Sports" über seine Piloten sprach. Besonders für Button fiel das Fazit alles andere als positiv aus. "Möchte ich, dass er sich mehr Mühe gibt? Natürlich will ich das", sagte der 67-Jährige: "Er ist ein hochbezahlter Grand-Prix-Pilot."

Der achte Platz in der Fahrer-WM, nur ein Podestplatz beim Auftaktrennen - die bisherige Saisonbilanz ist kaum zufriedenstellend für den Weltmeister des Jahres 2009. Nur 14 Punkte weniger hat sein Teamkollege Kevin Magnussen bisher gesammelt, dabei fährt der Däne sein erstes Jahr in der Formel 1.

"Toll, wir haben mit Kevin eine großartige Wahl getroffen", sagte Dennis: "Andererseits denkt man aber auch: 'Los, Jenson, du bist ein Weltmeister und etwas, das du regelmäßig schaffen kannst und auch schaffen solltest, ist, deinen Teamkollegen zu schlagen'."

Silverstone wäre ohne Frage der passende Zeitpunkt für einen Husarenritt: Das 50. Jubiläum des britischen Grand Prix im Home of British Motor Racing und der 60. Jahrestag von Mercedes in der Formel 1 fallen auf dasselbe Wochenende. Allein die sportliche Leistungsfähigkeit von McLaren lässt keinen Sieg zu.

"Ich will Rennen gewinnen"

"Ich will weiter in der Formel 1 sein. Diese Saison löst nicht den Wunsch nach einem Karriereende aus", sagte Button und machte seinem eigenen Team Druck: "Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere, an dem ich nur noch wenige Jahre in der Formel 1 habe. Ich will Rennen gewinnen oder nahe dran sein." Schon im nächsten Jahr soll durch den Wiedereinstieg von Honda endlich die Wende gelingen.

Button darf zwar offiziell noch nicht mit den Japanern arbeiten, trotzdem dürfte er seine Hoffnungen darauf setzen. McLaren investiert massiv: Neben Teamchef Eric Boullier wurden auch bei den Ingenieuren namhafte Neuzugänge vermeldet. Ein Kleinkrieg mit Red Bull um das beste Personal zieht sich durch die Saison.

Großbritannien-GP kompakt: Mercedes wieder außer Reichweite

Doch Buttons Cockpit für 2015 ist nicht gesichert. Magnussen sammelt Erfahrung und wird stärker, Honda will bei seinem Comeback einen international bekannten und anerkannten Toppiloten am Steuer. Nicht von ungefähr häufen sich die Gerüchte um eine Rückkehr von Fernando Alonso. "Wir wollen Rennen gewinnen und, dass immer die besten Fahrer unsere Autos fahren, die zu haben sind", erklärt Dennis.

Ist Button das? Immerhin hat er einen Vorteil: Im Gegensatz zu Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Sebastian Vettel kann er unterschreiben, wo er will. Die vermeintlich besten Fahrer sind an ihre aktuellen Teams gebunden. "Wir respektieren diese Verträge", sagt Dennis.

"Es wird ein sehr emotionales Wochenende"

Auch wenn die Diskussionen um seine Person wohl nicht spurlos an Button vorbeigehen, seine Leistungen schmälern sie nicht. Der letzte echte Playboy der Formel 1, der sich das Leben von James Hunt außerhalb der Strecke zum Vorbild nahm, ist deutlich gereift. Button lebt seit Jahren hochprofessionell, sogar die Hochzeit mit Jessica Michibata steht bevor.

Nicht nur deshalb mutete das öffentliche Anzählen seltsam an. Der McLaren-Boss weiß, dass sein Fahrer in diesem Jahr ganz andere Probleme hatte, mit denen er beim Heimspiel in Silverstone abschließen will. "Es wird ein sehr emotionales Wochenende", sagte der 34-Jährige der "DPA".

Button verlor im Januar 2014 den Mann, der seine Achterbahn-Karriere zwischen designiertem Weltmeister und ewigem Talent, dem erlösenden Triumph mit Brawn-GP und dem langsamen Abstieg mit McLaren gefördert hat, der ihm nach der Scheidung der Eltern das erste Kart kaufte, der mit ihm nach Italien ging, um den Einstieg in den Formel-Sport zu schaffen: seinen Vater John Button.

Der Verlust schmerzt noch

"Wenn die Dinge gut laufen und du Rennen gewinnst, dann tut es höllisch weh, denn er war immer da", sagt der Sohn: "Er war zusammen mit Jessica eine der ersten Personen, die ich gesehen habe, wenn ich auf dem Podium war. Und wenn die Dinge nicht so gut laufen, vermisse ich ihn an den Rennwochenenden auch schrecklich."

John begleitete seinen Sohn nicht nur, er war sein Anker. "Auch wenn ich es nicht immer gemocht habe, war er immer der letzte, der mit ein High-Five gegeben oder mich umarmt hat, bevor ich ins Auto gestiegen bin", beschrieb Jenson die Beziehung zum vielleicht größten F1-Fan im Fahrerlager: "Selbst wenn ich mich zu konzentrieren versucht habe, war er da."

Der Tod von "Papa Schlumpf" löste eine einmalige Anteilnahme unter den Piloten aus. "Ich bin tieftraurig über das Hinscheiden von John Button. Es tut mir so leid, Jenson", ließ selbst Ex-Teamrivale Lewis Hamilton damals verlauten: "John war ein fabelhafter Mann, sehr viele Menschen werden ihn vermissen."

"Er würde sich kaputtlachen"

Es gibt im gesamten Paddock niemanden, der ein schlechtes Wort über John Button verliert - in der Formel 1 wohl einmalig. "Wenn er noch am Leben wäre und sehen könnte, wie die Menschen auf sein Ableben reagieren, er würde sich kaputtlachen", sagt sein Sohn mittlerweile: "Nicht viele von uns werden von allen gemocht, aber er war eine dieser Personen."

Schon seit dem Saisonauftakt trägt der Ex-Weltmeister auf seinem Helm einen Schlumpf mit roter Mütze, eine Reminiszenz an den in den letzten Jahren wohl beliebtesten Charakter im Fahrerlager. Um seinen Vater zu ehren, verändert Jenson in Silverstone abermals seinen Helm. Statt mit in Farben des Union Jacks ist das Design komplett in Pink und Schwarz gehalten, schließlich trug John am Renntag aus Aberglauben immer rosa Hemden - meist weit aufgeknöpft.

Ein pinkes Meer auf den Tribünen

"Man wird sehen können, wie sehr er geliebt wurde", meint der erfahrenste Pilot auf dem Grid. Und es ist nicht nur das McLaren-Team, das an den ehemaligen Rallycross-Fahrer erinnert. Mit einem extra angefertigten T-Shirt sollen die Fans die Tribünen in ein blassrotes Meer verwandeln, zumindest die britischen TV-Moderatoren zogen schon bei den Vorbereitungen zum GP mit. Die Erlöse des Verkaufs werden der Henry-Surtees-Foundation gestiftet, die sich um Unfallopfer kümmert.

"Das war immer ein ganz besonderes Rennen für meinen Vater", sagt Jenson Button. Spätestens seit 1998. Als der Junior als Formel-Ford-Dominator von Bernie Ecclestone ins Fahrerlager gelassen wurde. "Für meinen Vater und mich war das damals ein riesiges Erlebnis. Auch, weil wir Nico Rosberg und seinen Vater Keke getroffen haben", erklärte Jenson "Auto Bild Motorsport" später: "Dazu muss man wissen: Mein Vater war ein Riesenfan von Keke. Nico war noch ein kleiner Junge, der seinem Dad am Rockzipfel hing."

Nur zu gern würde er seinem Vater zum Abschied seinen ersten Podiumsplatz beim Heimspiel in England überhaupt schenken. Durch die Schwäche des McLaren in schnellen Kurven ist die Chance darauf verschwindend gering. Buttons Hoffnung: die Unterstützung seines Vaters. "Er wird dieses Jahr nicht dabei sein, aber er wird im Geiste immer bei uns sein. Ich hoffe, dass er mir am Sonntag etwas Extra-Glück bringt."

Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM

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